Nach einwöchigem Systemausfall läuft europäisches Prestigeprojekt wieder.
Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo ist nach einem fast einwöchigen Systemausfall seit Donnerstag wieder in Betrieb. Zu Beginn müsse noch mit Ungenauigkeiten und Instabilitäten gerechnet werden, teilte die zuständige EU-Agentur GSA in Prag mit. Mittlerweile steht auch die Ursache für den peinlichen Totalausfall fest: Als Auslöser seien Fehler in den Anlagenteilen identifiziert worden, die Zeit- und Umlaufbahnberechnungen vornehmen.
Von dem Problem seien unterschiedliche Elemente in beiden Kontrollzentren betroffen gewesen, hieß es. Ein unabhängiger Untersuchungsausschuss wurde eingerichtet, um Lehren für die Zukunft zu ziehen. Dabei gehe es unter anderem um die Verbesserung der Redundanz, also einer doppelten Auslegung der Infrastruktur, um Fehler abfangen zu können.
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Peinlich, aber kaum Auswirkungen für Nutzer
Das Satelliten-Navigationssystem Galileo war seit vergangenem Freitag fast komplett ausgefallen. Mit dem milliardenschweren Prestigeprojekt will Europa unabhängig vom amerikanischen GPS werden. Derzeit befinden sich 26 Galileo-Satelliten in der Umlaufbahn. Weitere sollen folgen.
Nach Einschätzung eines Experten dürften sich die Folgen des aktuellen Systemausfalls für Endnutzer in Grenzen gehalten haben. Die meisten von ihnen würden sich nicht auf Galileo allein stützen, sondern auf eine Kombination von Systemen, sagte Bernhard Hofmann-Wellenhof von der TU Graz. "Das wird auch in Zukunft so sein", merkte der Hochschulprofessor und Autor zahlreicher Bücher zu dem Thema an. Moderne Mobiltelefone könnten bereits die Daten aller vier globalen Navigationssysteme verarbeiten.
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Galileo hat drei Konkurrenten
Neben Galileo gibt es das US-amerikanische GPS, das russische Glonass sowie das chinesische Beidou. Das Galileo-System befindet sich derzeit im Aufbau- und Teststadium. In dieser Phase garantiert der Betreiber noch keine durchgängige Verfügbarkeit. Der Vollbetrieb soll erst im Jahr 2020 starten. Kontrollzentren stehen im bayerischen Oberpfaffenhofen und im italienischen Fucino. Die Verwaltung der zuständigen EU-Agentur GSA hat ihren Sitz in Prag.
Galileo war mit großer Verzögerung und viel höheren Kosten als geplant an den Start gegangen. Ursprünglich sollte Galileo bereits 2008 in den Vollbetrieb gehen. 1999 plante die EU 2,2 bis 2,9 Milliarden Euro für den Aufbau des Systems ein. Der derzeitige Kostenrahmen: Im EU-Budget bis 2020 sind 7,2 Milliarden für den Aufbau plus drei weitere Milliarden für den Betrieb vorgesehen.
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