Krise spitzt sich zu

Geschönter Lebenslauf: Yahoo-Chef muss gehen

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Statt Computerabschluss hat Scott Thompson nur Ausbildung in Buchhaltung.

Der Internetkonzern Yahoo verliert den dritten Chef innerhalb von drei Jahren: Nach einer Affäre über falsche Angaben im Lebenslauf trat Scott Thompson zurück. Als Übergangschef soll Ross Levinsohn den strauchelnden Internet-Pionier führen, wie der Konzern am Sonntag bekanntgab. Levinsohn leitete bisher das globale Mediengeschäft. Ein endgültiger Nachfolger für Thompson steht noch nicht fest.

Buchhaltung statt Computerwissenschaft
Yahoo hatte in Mitteilungen an die US-Börsenaufsicht angegeben, der erst im Jänner ins Amt gekommene Thompson habe einen Abschluss in Computerwissenschaften - dabei wurde er lediglich in Buchhaltung ausgebildet. Yahoo sprach von einem Versehen und richtete ein Untersuchungskomitee ein.

Yahoo verbreitete die Nachricht vom Ausscheiden Thompsons am Nachmittag kalifornischer Zeit. Auffallend war, dass die sonst in derartigen Mitteilungen üblichen Abschiedsworte und guten Wünsche für den weiteren Lebensweg vollends fehlten. Auch Thompson selbst kam nicht zu Wort. Er habe das Unternehmen bereits verlassen, hieß es kurz und knapp von Unternehmensseite.

Loeb hat Ziel erreicht
Damit hat Großaktionär Daniel Loeb sein Ziel erreicht. Er war es, der im offiziellen Lebenslauf von Thompson einen Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften entdeckte, der dort nicht hinein gehörte. Denn Thompson hat lediglich einen Abschluss in Buchhaltung. Für Loeb war diese Entdeckung der Hebel, um den Firmenchef zu stürzen, der seinen eigenen Machtplänen im Weg stand.

Loeb hält über seinen Hedgefonds Third Point 5,8 Prozent an Yahoo und fordert schon lange, dass er in das oberste Konzerngremium einziehen kann, in den Verwaltungsrat. Nach dem Sturz Thompsons wird Loeb nun insgesamt drei Sitze in dem Gremium bekommen, einen davon besetzt er selbst, die beiden anderen bekleiden Vertraute.

Es ist schon der zweite unrühmliche Abgang eines Yahoo-Chefs binnen kurzer Zeit. Thompson war erst zu Jahresbeginn angetreten. Seine Vorgängerin Carol Bartz war gefeuert worden, weil sie es nicht geschafft hatte, den Umsatzschwund des Unternehmens zu stoppen. Monatelang war Yahoo führungslos.

Der Konzern steht in scharfer Konkurrenz zu Google und Facebook bei der lukrativen Werbung im Internet. Thompson, ein ehemaliger Ebay-Manager, verordnete Yahoo einen Sparkurs und schaffte es gleichzeitig, das Werbegeschäft anzukurbeln. Umso stärker dürfte eine Hängepartie bei der Suche nach einem dauerhaften neuen Chef das Unternehmen treffen.

Bis auf weiteres führt Levinsohn das Internet-Urgestein. Der Manager ist eigentlich fürs Mediengeschäft von Yahoo zuständig. Die Aufgabe, einen endgültigen Chef zu finden, fällt Fred Amoroso zu. Er hat ebenfalls mit sofortiger Wirkung den Posten des Vorsitzenden im Verwaltungsrat übernommen. Der bisherige Amtsinhaber Roy Bostock hört auf. Er wolle Bostock für seine langjährigen Dienste danken, sagte Amoroso.

Muss jetzt das "Tafelsilber" verkauft werden?
Spannend dürfte nun vor allem werden, ob Yahoo sein Tafelsilber verkauft. Die US-Amerikaner halten große Beteiligungen an der chinesischen Internetfirma Alibaba sowie an Yahoo Japan. Die Anteile sind mehrere Milliarden Dollar wert. Ein angedachter Verkauf kam bisher aber nicht zustande. "Wir werden mit der neuen Führung zusammenarbeiten, um Yahoos beträchtliches Potenzial und Wert zu heben", erklärte Großaktionär und Neu-Verwaltungsrat Loeb.

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