"Buzz" setzt auf Google-Maildienste will die Informationsflut ordnen.
Wie berichtet startet Google einen eigenen Dienst für Internet-Kurzmitteilungen und greift damit die Platzhirsche Facebook und Twitter an.
Ordnung ins Chaos
Der Suchmaschinen-Riese will die Nutzer mit
dem Versprechen locken, mehr Ordnung in die Informationsflut zu bringen. Der
neue Dienst mit dem Namen "Google Buzz" soll nicht nur die
Nachrichten von Bekannten eines Nutzers verfolgen, sondern sie auch nach
Wichtigkeit oder dessen Interessen auswählen können, wie Google-Manager zur
Vorstellung des Projekts am Dienstag in San Francisco erläuterten. Zugleich
müsste Google dafür noch mehr Informationen über die Nutzer verarbeiten.
Google Buzz setzt auf dem Mail-Dienst (GMail, Googlemail) des führenden Suchmaschinen-Betreibers auf. Es ist ein direkter Vorstoß ins Geschäft des populären Kurzmitteilungs-Dienstes Twitter und des weltgrößten Online-Netzwerks Facebook mit rund 400 Millionen Nutzern.
Mehr Komfort
Um gegen die etablierten Konkurrenten zu Punkten,
will Google mehr Komfort bieten. So sollen Bilder und Videos, die sich
normalerweise hinter Link-Verweisen verstecken, automatisch geöffnet werden.
Nachrichten, die viele Nutzer für interessant befanden, sollen in der Liste
automatisch höher auftauchen als belanglose Informationen.
Zugleich kann Google Buzz aus dem bisherigen Verhalten der Nutzer ihre Interessen ermitteln und sie ebenfalls bei der Auswahl der Mitteilungen berücksichtigen. Das dürfte neue Kritik von Datenschützern auslösen. Google-Mitbegründer Sergey Brin betonte, dass der Konzern die Nutzer-Daten vertraulich behandele. Die Menschen müssten aber selbst entscheiden dürfen, welche und wie viele Informationen über sich sie preisgeben.
Mitteilungen aus Twitter sollen auch bei Google Buzz einfließen, hieß es. Aus dem Google-Dienst Informationen bei Twitter reinstellen wird man aber wohl erst in späteren Versionen können. Integriert sind auch Foto-Dienste wie Flickr und Picasa. Facebook fehlt dagegen in der Liste der genannten Partner.
Auf mobilen Geräten mit GPS-Ortung - wie Handys mit Googles Betriebssystem Android oder Apples iPhone - soll der Aufenthaltsort für die Auswahl der Kurznachrichten berücksichtigt werden. Auch aufstrebende Dienste mit ortsbezogenen Inhalten wie Foursquare hat Google damit im Visier. Durch eine verfeinerte Spracherkennung sollen die Mitteilungen problemlos ins Handy diktiert werden können, was beispielsweise beim Autofahren bequem sein kann.
Aktueller Trend
Die schnellen Kurzmitteilungen sind ein Trend,
der die Kommunikation im Internet immer stärker prägt. So wurde der stete
Strom der "Updates" immer wichtiger für Facebook-Nutzer, die so
über das Leben ihrer Online-Freunde auf dem Laufenden bleiben. Twitter wuchs
2009 schnell und hat nach neuesten Schätzungen zwischen 25 und 30 Millionen
Nutzer - die Zahlen gehen jedoch zum Teil weit auseinander. Googles
Mail-Angebote besuchen laut dem Marktforscher Comscore pro Monat 176
Millionen Nutzer.
Echtzeitsuche
Google war bereits zuvor auf den Mitteilungs-Trend
eingeschwenkt: Twitter-Nachrichten tauchen inzwischen immer häufiger in Echtzeit
bei Suchanfragen auf. Mit Google Buzz startet der Internet-Konzern
jedoch erstmals ein umfassendes Produkt. Letztlich geht es um die
Aufmerksamkeit der Nutzer: Nur wer Zeit auf einer Website verbringt, kann
auch durch Werbung angesprochen werden - und Internet-Werbung ist die
zentrale Einnahmequelle von Google. Der permanente Strom von Nachrichten der
Facebook-Freunde bindet die Millionen Nutzer derzeit zum Beispiel auf der
Seite des Online-Netzwerks, bei dem Google-Konkurrent Microsoft die Werbung
verkauft. Google betreibt zwar bereits seit Jahren das eigene
Online-Netzwerk Orkut, es konnte sich bisher jedoch nur in einigen Ländern
durchsetzen.