Auf der jährlichen Entwicklerkonferenz gab es spannende Neuheiten.
Das Google-Betriebssystem Android hat die Marke von zwei Milliarden aktiven Geräten geknackt. Das sagte Firmenchef Sundar Pichai (Bild oben) am Mittwoch zum Auftakt der Entwicklerkonferenz Google I/O – unseren Live-Ticker zur Keynote können Sie auf Seite 2 nachlesen. Damit hat Android ungefähr doppelt so viele Geräte im Markt wie Apple mit seinem iOS-System für iPhones und iPads. Neben dieser Machtdemonstration wurden am Firmenstandort im kalifornischen Mountain View, wie erwartet , einige interessante Neuheiten vorgestellt. Eine davon dürfte Apple gar nicht schmecken.
Mashine Learning und KI im Mittelpunkt
Android dominiert vor allem beim Smartphone-Absatz mit einem Marktanteil von über 80 Prozent. Google stellt die Software verschiedenen Herstellern zur Verfügung. Als einer der ersten Neuheiten der Google I/O kündigte Pichai den neuen Dienst "Google Lens" an. Dabei erkennt das Smartphone, auf was seine Kamera gerade gerichtet ist und liefert Informationen dazu. Das kann zum Beispiel das Erkennen einer Pflanze an den Blättern sein - oder Menü und Bewertung zu einem Restaurant. Damit verknüpft Google sein Wissen über die Welt mit dem Erkennen von Objekten mit Hilfe selbstlernender Maschinen und künstlicher Intelligenz (KI). Diese beiden Themen zogen sich wie ein roter Faden durch die zweistündige Keynote. Diese Technologien seien es, die die Welt in Zukunft beeinflussen werden. Sie halten in immer mehr Produkten Einzug und würden der Menschheit große Vorteile bringen, so Pichai.
Konkurrenz für Siri
Für viele Zuseher war aber eine andere Ankündigung, die Neuheit des Tages. Google macht mit seinem digitalen Assistenten " Google Assistant ", der mittlerweile für rund 100 Millionen Android-Smartphones verfügbar ist, nämlich in Zukunft Apples Siri Konkurrenz. Der Google Assistant wird für das iPhone als eigenständige App veröffentlicht, kündigte der zuständige Manager Scott Huffman auf der Google I/O 2017 an. Der Google Assistant auf dem iPhone wird mit verschiedenen Apps des Internet-Konzerns zusammenarbeiten. So werde man über ihn zum Beispiel ein bestimmtes YouTube-Video starten oder die Google-Mails bedienen können.
Google hatte den Assistant auf der Google I/O vor einem Jahr vorgestellt und im Herbst auf den Markt gebracht. "Wir denken, dass der Assistant auf allen Arten von Geräten verfügbar sein sollte, auf denen er nützlich sein kann", sagte Huffman. Jetzt wird er unter anderem auch in Hausgeräte der Marke GE eingebunden. Zudem lassen sich über ihn Smart-Home-Produkte von über 70 Herstellern bedienen. Im Sommer startet der Assistent dann auch in deutscher Sprache.
Smarter Lautsprecher
Digitale Assistenten gelten als aussichtsreicher künftiger Weg, mit Computer-Technik zu kommunizieren. "Es sollte der einfachste Weg sein, etwas zu erledigen", sagte Huffman. Amazon landete einen Überraschungserfolg mit Alexa in seinem vernetzten Lautsprecher "Echo". Google verkauft seit Herbst sein Konkurrenzgerät "Home" mit integriertem Assistenten. Ab Sommer soll das Gerät schließlich auch in Deutschland verkauft werden, wie auf der Konferenz angekündigt wurde. Dann sollte es kein allzu großes Problem mehr sein, das Gerät auch nach Österreich zu holen.
Außerdem bietet Google demnächst - zunächst in den USA - kostenlose Telefongespräche zwischen den "Home"-Geräten an. Amazon hatte gerade erst vergangenen Woche einen ersten "Echo"-Lautsprecher mit Touchscreen vorgestellt - und eine Videotelefonie-Funktion angekündigt. Google stellte zwar keinen Lautsprecher mit Display vor aber sein "Home"-Geräte sollen Bildinformationen an andere vernetzte Geräte wie Fernseher oder Smartphones schicken.
Dabei erkennt der Google-Lautsprecher den Nutzer an der Stimme und zeigt auch die entsprechenden Informationen an. Sagt man etwa, "zeige meinen Kalender" oder "rufe meine Mutter an", reicht das dem Gerät als Angabe.
Google Photos
Google hat auch seine beliebte Foto-App mit kostenlosem Cloud-Speicher überarbeitet. Der Dienst hat mittlerweile 500 Millionen aktive Nutzer pro Monat. Jeden Tag werden 1,2 Milliarden neue Fotos hochgeladen. Google Photos wird in Zukunft Gesichter erkennen - auch bei Gruppenfotos - und den Nutzer darauf aufmerksam machen, diese Fotos mit den jeweiligen Freunden zu teilen. Die Funktion nennt sich Suggested Sharing und funktioniert auch dann, wenn der Freund Google Photos gar nicht nutzt. Dann bekommt er eine Benachrichtigung (iPhone) oder eien E-Mail mit einem entsprechendem Link zum Foto. Shared Libraries geht sogar noch darüber hinaus. Bei dieser Funktion werden bestimmte Fotos automatisch mit vorher festgelegten Personen geteilt. So können zum Beispiel Ehepartner sämtliche Bilder ihrer Kinder speichern und so beide darauf zugreifen. Google Photos wird jetzt so intelligent, dass es auch echte Fotoalben erstellen kann. Dank künstlicher Intelligenz kann die Anwendung automatisch die wichtigsten Bilder zum letzten Urlaub, einer Hochzeit, Geburtstagsfeier, etc. auswählen. Aus diesen Aufnahmen erstellt die App dann automatisch ein Buch, das die Nutzer als gedruckte Variante kaufen können.
YouTube
Auch bei der beliebtesten Video-Plattform der Welt gibt es Neuerungen. YouTube bringt künftig 360 Grad Videos auf den großen Fernsehbildschirm. Bisher konnten die Rundum-Clips nur am Smartphone oder mit Zusatzgeräten wie dem Daydream-VR-Headset angesehen werden. Künftig kommen sie auch auf den TV. Zunächst wird die Funktion von Sony-Fernsehern mit Android-Betriebssystem und der Xbox One unterstützt. Google erweitert auch die "Super Chat" Funktion von YouTube. Dabei handelt es sich um jene Funktion, bei der Nutzer Geld bezahlen können, um die eigenen Kommentare unter den Videos hervorzuheben. Das soll künftig intuitiver und unerhaltsamer funktionieren. Bei Live-Videos bietet sich die Funktion besonders an.
Android O
Da Google die Entwicker-Version von Android „O“ , das in diesem Jahr die Version 7 „Nougat“ ablösen wird, bereits veröffentlicht hat, wurde auf die Neuerungen nur mehr überblicksmäßig eingegangen. Die neue Version des mobilen Betriebssystems verbessert u.a. die Batterielaufzeit, den Umgang mit Benachrichtigungen und Einstellungen sowie die Audioqualität. Eine der zentralen Neuerungen ist auch die Picture-in-Picture-Funktion. So kann man beispielsweise einen Video-Chat aufrechterhalten, während man in der Maps-App eine Adresse sucht. Der Gesprächspartner bleibt dabei im unteren rechten Rand in einem kleinen Bild sichtbar und man kann sich weiterhin mit ihm unterhalten. Bei Android O kommt die Autofill-Funktion, die man u.a. aus dem Chrome-Browser kennt, auch in Apps. Das funktioniert auch bei externen Anwendungen wie Twitter. Google hat auch dei Copy&Paste-Funktion in Android verbessert. Die Selektierung von Text wird einfacher, indem die Software überprüft, welche Informationen der Nutzer voraussichtlich kopieren möchte. So werden zum Beispiel Informationen wie Adressen, Namen oder Rufnummern automatisch erkannt und entsprechend vorgeschlagen bzw. ausgewählt/markiert. Apps werden künftig nicht nur sicherer, sondern sollen auch effizienter zu Werke gehen. Das soll wiederum die Performance erhöhen, Speicher einsparen und weniger Energie verbrauchen. Laut Google starten Apps künftig doppelt so schnell wie bisher. Über eine weitere Neuerung waren vor allem die Entwickler entzückt. Google integriert erstmals eine neue Programmiersprache in Android. Künftig können die Entwickler auch "Kotlin" verwenden.
Android Go
Google will künftig noch mehr Android-Nutzer gewinnen. Deshalb wird die abgespeckte Variante "Android Go" eingeführt. Diese funktioniert auch auf Smartphones, die nur einen Arbeitsspeicher zwischen 512 MB und 1 GB bieten. Android Go startet gemeinsam mit Android O. Dank eigenen Apps, die im Play Store erhältlich sein werden, soll Android trotz des geringen RAM-Speichers flott und flüssig laufen.
VR und AR
Google-Manager Clay Bavor stellte noch die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) vor. So baut der IT-Konzern seine im Vorjahr gestartete Daydream-Plattform weiter aus. Künftig wird es sogar ein Standalone-Headset geben. Das heißt, dass die VR-Brille kein Smartphne, keine Kabel und kein Smartphone braucht. Google arbeitet dabei mit Qualcomm, den HTC-Vive-Entwicklern und Lenovo zusammen. Zudem werden neue Daydream-Apps kommen und die Plattform mit weiteren Smartphones wie dem Galaxy S8/S8+ kompatibel sein. Das neue Headset (rechts im Bild) wird im Sommer vorgestellt. Eine Grafik gibt es bereits:
Bei AR setzt Google weiterhin auf sein ambitioniertes Projekt " Tango ". Die Technologie soll dem Smartphone-Nutzer künftig ermöglichen, seine Umgebung einfacher zu erkennen. Das ist etwa bei Urlaubsreisen extrem praktisch. Tango funktioniert auch mit Apps wie Google Maps. Mit dem GPS-basierten Visual Positioning Service kann das Smartphone erkennen, wo der Nutzer sich genau befindet und ihm entsprechende Infos in das Display einspielen. Das Ganze funktioniert auch Indoor!
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