IT-Riese erweitert sein umfangreiches Angebot um das Durchforsten von Flugtickets
"Fliegen mit Google": Der US-Gigant setzt in großem Stil auf das Online-Geschäft mit Flugtickets. Der Suchmaschinen-Primus kauft für stolze 700 Millionen Dollar (rund 560 Millionen Euro) den amerikanischen Software-Anbieter ITA, der auf das Sammeln und Auswerten von Flugreise-Informationen spezialisiert ist.
Tickets werden nicht verkauft
Wie der Konzern am Donnerstag
ankündigte, wolle Google Internet-Nutzern die Suche nach passenden
Flugtickets erleichtern. Ein Verkauf von Flugtickets sei aber nicht
vorgesehen. Das in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts ansässige
Software-Unternehmen ist spezialisiert auf die Datenverwaltung von
Fluggesellschaften inklusive Flugzeiten, Preisen und Verfügbarkeit.
Das Unternehmen ITA Software, für das Google komplett in Cash bezahlt, wertet Flugreise-Informationen aus und stellt die Daten zum Beispiel Reise-Websites wie Expedia zur Verfügung. Pikant an der Übernahme ist, dass auch die Suchmaschine Bing des Google-Rivalen Microsoft zu den ITA-Kunden zählt. Google beeilte sich zu betonen, dass alle bisherigen Verträge erfüllt werden.
Übernahme-Abwehr gescheitert
Allerdings machen sich die
Reiseanbieter große Sorgen, schon seitdem es im April erste Medienberichte
über Gespräche zwischen ITA und Google gegeben hatte. Dem "Wall
Street Journal" (WSJ) zufolge sollen Expedia sowie die Wettbewerber
Kayak, Travelport und Amadeus in den vergangenen Monaten gemeinsam versucht
haben, ITA vor Google wegzuschnappen, die von wenigen Aktionären
kontrollierte Firma ließ sie aber abblitzen. Die bisherigen Eigentümer
sollen nach Informationen der Zeitung zunächst eine Milliarde Dollar
verlangt haben, Google habe aber den Preis gedrückt.
Google sieht großes Potenzial
Der immer noch sehr hohe
Kaufpreis zeugt unmissverständlich davon, dass Google mit glänzenden
Geschäftsaussichten in diesem Bereich rechnet. Heute werde knapp jedes
zweite Flugticket Online gekauft, betonte Google-Managerin Marissa Mayer. Es
würden schnell immer mehr werden.
Google dürfte auch mehr Werbeanzeigen platzieren können, wenn noch mehr Menschen sich über den Suchmaschinen-Primus über Flugreisen informieren. ITA Software aus Boston ist vor allem in den USA aktiv. Das Geschäftsvolumen in Europa sei so gering, dass die Übernahme nicht bei den dortigen Wettbewerbshütern angemeldet werden müsse, betonte Google.