Heimische Unternehmen schwanken bei Suchmarschinen- Marketing aber immer noch zwischen Euphorie und Ignoranz.
Der Internetkonzern Google hat ein Jahr nach dem Marktstart in Österreich mehrere Tausend Kunden gewonnen und zeigt sich mit der bisherigen Geschäftsentwicklung zufrieden. "Für jeden Euro, der in klassische Online-Werbung investiert wird, geben die Unternehmen einen zusätzlichen Euro für Suchmaschinenmarketing aus", erklärte Karl Pall, Geschäftsführer von Google Österreich.
Chance für die "kleinen Unternehmen"
Österreich sei zwar bei der Internetnutzung gut unterwegs, die "wahre Revolution" finde aber bei den Klein- und Mittelunternehmen (KMU) statt. "Die Kleinen haben dieselbe Chance, weltweit präsent zu sein, wie die multinationalen Konzerne. Allerdings bewegt sich das Spektrum zwischen totaler Euphorie und totaler Ignoranz", so Pall. In Österreich würden die Google-Angebote sehr stark von Online-Händlern, Tourismusunternehmen sowie Finanzdienstleistern genutzt und auch die großen Markenartikler kämen zunehmend auf den Geschmack. "Grundsätzlich hängt die Bereitschaft aber weniger von der Branche als vom Unternehmen selbst ab", ist der Google-Manager überzeugt.
Wollte Präsenz in Österreich zeigen
Durch die Eröffnung einer Niederlassung in Österreich vor einem Jahr habe das Unternehmen vor allem Präsenz zeigen, die Erreichbarkeit vereinfachen und die "Menschen hinter dem Unternehmen" hervorheben wollen. "Damals war - bis auf ein paar Spezialisten - noch wenig Bewusstsein für Suchmaschinenmarketing vorhanden. Dass sich das geändert hat, ist nicht nur ein Erfolg für Google, sondern auch für den Markt", sagte Pall. "In Großbritannien entfallen bereits zehn Prozent der Werbeausgaben auf Online-Werbung und ebensoviel auf Suchmaschinenmarketing. Die Wachstumsraten sind in beiden Bereichen ähnlich hoch", verwies der Manager auf einen der europäischen Vorreiter.
Vorwürfe, dass zu lasch gegen Klick-Betrug, bei dem Internet-Nutzer die Werbekosten für einzelne Firmen in die Höhe treiben, vorgegangen werde, wies Karl Pall, Geschäftsführer von Google Österreich, zurück. "Gehen Sie davon aus, dass ein Unternehmen, das so einen Suchalgorithmus entwickeln konnte, auch erkennt, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht." Klick-Betrug würde sich laut Studien im Bereich von zwei bis drei Prozent abspielen - "wenn überhaupt", und auch diese Zahl wolle Google weiter reduzieren.
Mitarbeiter gesucht
In Österreich plane man derzeit den Ausbau des Mitarbeiterstandes: "Wir sind auf der Suche, aber es gibt hierzulande zu wenig Spezialisten. Google ist schließlich ein Technologieunternehmen." Derzeit sei eine zweistellige Zahl von Personen, die sich hauptsächlich um Großkunden kümmern, für Google tätig. Allerdings würden auch heimische Mitarbeiter, die Online-Support von Dublin aus leisten, zum österreichischen Team gehören.
Angebot aufs Handy ausweiten
Im Mobilfunkbereich versuche das Unternehmen alle Internetangebote - von der Suchmaschine bis zu den Landkartendiensten - auch am Handy zur Verfügung zu stellen. Eine Hürde dabei sei die Technik: "Das perfekte Endgerät muss erst noch erfunden werden. Derzeit sind beispielsweise die Tastaturen noch zu klein." Die Mobilfunkpenetration in Österreich sei zwar sehr hoch, bei der Nutzung von Anwendungen am Handy gebe es aber eindeutig Nachholbedarf. Mobile Werbung stelle einen "Riesenmarkt" dar und berge großes Potenzial, allerdings sei große Vorsicht geboten. "Die Handynutzer haben eine sehr emotionale Bindung zu ihrem Telefon und fühlen sich sehr schnell belästigt", ergänzte der aus der Marketingbranche kommende Country Manager.
Mit Werbung punkten will Google neuerdings auch bei seiner Online-Videoplattform YouTube. Lange Zeit herrschte bei Experten ja Rätselraten, wie der Kaufpreis von 1,65 Mrd. US-Dollar (1,22 Mrd. Euro) wieder zurück verdient werden könnte. Inzwischen erscheinen bei ausgewählten Clips kurze Werbeeinblendungen - auch von österreichischen Unternehmen. "Bisher hat es keine Proteste der Nutzer gegeben, ganz im Gegenteil: Die Wirtschaft hat großes Interesse daran", so Pall. In großen europäischen Ländern - etwa Frankreich oder Großbritannien - würden aktuell Erfahrungen mit regionalen Versionen von YouTube gesammelt. Ob es mittelfristig einen eigenen Österreich-Ableger geben könnte, sei ungewiss. "Allerdings ist unser Ziel, für jedes Land eine eigenes Portal anzubieten", sagte Pall.
Erfolgreiche Medien-Kooperationen
Sehr erfolgreich hätten sich auch die Medien-Kooperationen entwickelt. "Wir sind im Schulterschluss mit Medien, die kontextbezogene Werbung nutzen, unterwegs. Das hat enorme wirtschaftliche Bedeutung für den Markt", so Pall. Im Vorjahr seien rund drei Milliarden Dollar über die Umsatzbeteiligung an Medienunternehmen ausbezahlt worden. Erst vor zwei Wochen hatte sich Google nach jahrelangem Streit mit mehreren Nachrichtenagenturen auf ein Lizenzmodell zur Nutzung der Inhalte geeinigt. Die Seiten von "Google News" würden aber weiterhin nicht kommerziell vermarktet, so Pall.
Suchergebnisse mit Blogs, Videos usw. kombinieren
In welche Richtung sich die Internet-Suche entwickeln könnte, zeigt die zum Google-Konzern gehörende Webseite http://www.searchmash.com/, bei der die Suchergebnisse mit Blogs, Videos, Fotos und Wikipedia-Einträgen kombiniert werden. Außerdem fragt das Unternehmen hier auch die Zufriedenheit der User mit den Resultaten ab. "Wir sind bei der Suche noch lange nicht perfekt, aber arbeiten im Hintergrund ständig an Verbesserungen", sagte der Google-Österreich-Chef. Rund 90 Prozent der Suchanfragen in Österreich würden derzeit über Google laufen.
Google lässt Kritik nicht gelten
Kritik an der sogenannten Opt-out-Praxis von Google, bei neuen Projekten nicht bereits im Vorfeld um Erlaubnis zu fragen, sondern erst bei Widerspruch zu reagieren, wies Pall zurück. "Unser Ziel ist, alle Informationen der Welt verfügbar zu machen. Diesem Credo müssen wir folgen, halten uns aber strikt an alle Gesetze. Wenn wir jeden vorher um Erlaubnis gefragt hätten, würde es heute keine Suchmaschine geben." Anstrengungen von Google, Inhalte - etwa aus großen Bibliotheken - im Internet verfügbar zu machen, sind in der Branche umstritten und immer wieder Anlass von Klagen.