Google im Visier
Datensammelwut beschäftigt US-Justiz
22.07.2010
Nun wollen 38 Bundesstaaten gemeinsam gegen den IT-Riesen vorgehen.
Google gerät wegen seiner Datensammlungen verstärkt ins Visier der US-Justiz. Aktuell haben sich 38 US-Bundesstaaten zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen den Internetkonzern und dessen massenhafte Erfassung von Daten vorzugehen. Die Gruppe hat sich um den Generalstaatsanwalt von Connecticut, Richard Blumenthal, versammelt. Im Fokus der Ermittlungen steht, ob Google gegen Gesetze verstoßen hat, indem das Unternehmen mit seinen StreetView-Autos auch ungesicherte Daten aus privaten WLAN-Netzen aufgezeichnet hat.
Aus diesem Grund hat auch die österreichische Datenschutzkommission die Kamerafahrten bei uns verboten. In anderen Ländern dürfen die Autos ohne dem WLAN-Empfänger mittlerweile wieder fahren.
Großangelegte Kampagne
Blumenthal wirbt seit Wochen um
Mitstreiter. Unter den Staaten, die der Generalstaatsanwalt am Mittwoch
vorstellte, befinden sich New York, Mississippi, Oregon, Washington, Kansas
und Montana. Es sei erwiesen, dass Google unrechtmäßig Daten erhoben habe,
darunter möglicherweise auch E-Mails, Passwörter oder vertrauliche
Informationen, heißt es in einer Erklärung im Internet.
Den Anwälten geht es um die Kooperationsbereitschaft des Internet-Unternehmens. Sie möchten unter anderem klären, warum nicht vorher durch Google getestet worden ist, welche Daten überhaupt von den StreetView-Autos aufgezeichnet wurden. Außerdem will Blumenthal von Google wissen, ob die Software zum Scannen der WLAN-Daten nur zufällige Informationspakete aufzeichnet oder ganz bestimmte Daten erfasst. Schließlich soll geklärt werden, ob die gesammelten Daten weiterverkauft oder anderweitig verwendet worden sind.
Internationales Problem
Google hat die Erfassung von
ungesicherten WLAN-Daten auch in Deutschland als "Kommunikationsfehler"
eingestanden. Weltweit hatte das Unternehmen daraufhin seine Kamerafahrten
zunächst gestoppt. Die in Deutschland erfassten Daten habe man auf
Bitten der Datenschutzbehörden nicht gelöscht, sagte Google-Sprecher Kay
Oberbeck. Ein Report über den Quellcode liege dem für Google zuständigen
Hamburgischen Datenschützer Johannes Caspar vor. Die New Yorker
Anwaltskanzlei Stroz Friedberg hatte im Auftrag von Google über unabhängige
IT-Experten die Panne untersuchen lassen. Die Experten kamen zu dem
Ergebnis, dass Google die umstrittenen Datenbestände nicht analysiert oder
verwendet hat.
Aufgedeckt
Die Datenpanne war herausgekommen, nachdem Google auf
mehrfaches Drängen von Caspar einen ausführlichen Fragenkatalog zu dem
WLAN-Scanning beantwortet hatte. Auch Caspar hatte wiederholt die zähe
Auskunftsbereitschaft von Google bemängelt. Auch US-Generalstaatsanwalt
Blumenthal wirft dem Unternehmen vor, dass dessen Auskünfte "weiterhin mehr
Fragen aufwerfen als sie Antworten geben".