Betriebssystem
Googles Attacke gegen Microsoft
08.07.2009
Suchmaschinenriese greift Microsoft mit einem eigenen Computer-Betriebssystem im Kerngeschäft an. Nun wurden erste Details über die Funktionsweise von Chrome OS bekannt gegeben.
Laut einem Blog-Eintrag entwickelt der Weltmarktführer im Suchmaschinen-Sektor ein eigenes Betriebssystem für Computer. Bereits im Jahr 2010 werden die ersten Rechner mit dem direkten Windows-Konkurrenten ausgestattet sein und auf den Markt kommen.
Google Chrome OS
Das Google-Betriebssystem für Computer wird
jedoch nicht Android, wie jenes für mobile Geräte (vor allem Handys) heißen,
sondern sich am Namen des Google-Browsers orientieren. So wird das neue
Programm den klingenden Namen Google Chrome OS tragen und den Konkurrenten
aus Redmond den Schweiß auf die Stirn treiben. Microsoft musste ja durch den
Google-Browser und die Open Source Office-Anwendungen von Google
Marktanteile abgeben und nun greifen die Google-Entwickler auch noch das
Herzstück Microsofts an.
Retourkutsche?
Vor noch nicht ganz zwei Monaten startete
Microsoft seine Suchmaschine Bing (wir berichteten ausführlich) um dem
Branchenprimus Google Marktanteile abzujagen. Und in den ersten Wochen
konnte Microsoft vor allem in Amerika ansehnliche Zuwachsraten verbuchen,
ohne Google jedoch in Bedrängnis zu bringen. Vielleicht will sich Google mit
dem Betriebssystem revanchieren. Frei nach dem Motto: Greifst du mein
Kerngeschäft an, wundere dich nicht wenn ich dasselbe mache.
Open Source und zuerst nur für Netbooks
Google Chrome OS
wird genau wie das "Handy"-Betriebssystem Android einen offenen
Quellcode bekommen (Open Source). Damit wäre auch das "große"
Betriebssystem für Software-Entwickler und Programmierer frei zugänglich.
Diese könnten das Programm selbst weiterentwickeln und neue Features und
Verbesserungen integrieren.
Laut dem Blog-Eintrag ist Google Chrome OS
grundsätzlich für alle Geräte von Netbooks bis zu großen Desktop-Rechnern
gedacht. Vorerst wird es aber nur auf den derzeit voll im Trend liegenden
Mini-Notebooks zum Einsatz kommen. Somit wird es zunächst nur ein Windows
XP-Konkurrent, da ja das neue Windows 7 auf Netbooks nur in einer
abgespeckten Variante angeboten wird.
Neue Details zu Chrome OS:
- Die Software soll vergleichsweise spartanisch sein: "Wir entwerfen
ein schnelles Betriebssystem, das auf das Nötigste reduziert ist und
die Nutzer innerhalb weniger Sekunden ins Web bringt", verspricht
Google-Vizepräsident Sundar Pichai. Die Benutzeroberfläche solle
minimal sein. "Sie bleibt im Hintergrund, und die meiste
Nutzererfahrung findet im Internet statt."
- Auch Sorgen um ihre Sicherheit sollen sich die Nutzer nicht machen
müssen: Man wolle die zugrundeliegende Sicherheitsarchitektur
vollständig neu entwerfen, "damit die Nutzer sich nicht um
Viren, Malware und Sicherheitsupdates kümmern müssen. Der Rechner
sollte einfach nur funktionieren".
- Laufen soll Google Chrome OS sowohl auf x86-Plattformen (also etwa mit
Intel-Prozessoren) als auch auf den in zahlreichen Mobiltelefonen
anzutreffenden ARM-Plattformen.
- Als Basis soll das Betriebssystem auf den Kernel - die unterste
Betriebssystemsschicht - von Linux zurückgreifen. Linux ist frei
verfügbar und im Prinzip kostenlos. Darauf aufbauend will Google ein
neues Fenstersystem kreieren und setzt dabei nach eigenen Worten auch
auf Ideen von Nutzern: "Wir werden auf jeden Fall auch viel Hilfe
von der Open-Source-Community benötigen, um unsere Visionen zu
verwirklichen."
- Kunden sollen die Software vorinstalliert auf neuen Netbooks erhalten können: Man arbeite mit vielen Hardware-Herstellern zusammen, "um im nächsten Jahr eine Reihe von Netbooks in den Handel bringen zu können".
Haupt-Anwendungen laufen nur übers Internet
Ein
wesentliches Element wird den Angaben von Google zufolge sein, dass
praktisch alle Anwendungen nicht auf dem Netbook selbst ablaufen, sondern
per Internet auf zentralen Rechnern. Ein Vorteil: Die Daten sind von überall
verfügbar und selbst dann noch vorhanden, wenn der Besitzer sein Netbook
verliert.
Gegen Ende des Jahres soll den Aussagen nach das neue
Betriebssystem als freier Quelltext für Profis verfügbar sein, ab Mitte 2010
sollen dann auch die ersten damit vorkonfigurierten Netbooks auf den Markt
kommen.