Nokia, Google & Co. setzen Firmen wie Garmin oder TomTom ordentlich zu. Die Navi-Hersteller setzen deshalb auf Kooperationen, oder entwickeln eigene Smartphones.
Noch vor kurzem galten die Hersteller von Navigationsgeräten als Gewinner des technischen Wandels. Konzerne wie TomTom und Garmin verdienten mit den mobilen Navigationshilfen für die Windschutzscheibe prächtig, während Straßenkarten und Autoatlanten nicht mehr gefragt waren. Nun droht der technische Fortschritt aber auch sie überflüssig zu machen. Angesichts der rasanten Verbreitung von GPS-fähigen Handys und Minicomputern müssen die Navi-Hersteller ihr Geschäftsmodell überarbeiten.
Navi-Markt im Umbruch
Laut dem Chefanalyst Chris Jones vom
Marktforschungsinstitut Canalys sind immer mehr Handys mit dem
Satellitennavigationssystem GPS ausgestattet, und Kunden können
Straßenkarten auf vielfältige Weise nutzen. "Das bedroht die Navi-Hersteller
immer stärker." TomTom und Garmin haben es nun mit mächtigen Gegnern zu tun:
Der Internetriese Google bietet mit Google Maps eine rudimentäre Form der
Navigation kostenlos an. Auch der Telekomkonzern Vodafone und der
Handygigant Nokia drängen nach der Übernahme von Kartenanbietern auf den
margenträchtigen Navigationsmarkt. Die asiatische HTC bietet seit längerem
Handys mit GPS feil.
Der verschärfte Wettbewerb kommt aus Sicht der Hersteller zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, da sie infolge der Wirtschaftskrise und weitgehend gesättigten Märkten ohnehin mit einer geringeren Nachfrage und fallenden Preisen kämpfen. Bei TomTom brach der Gewinn im zweiten Quartal um 61 Prozent auf 20 Millionen Euro ein, US-Rivale Garmin verzeichnete ein Minus von 37 Prozent auf 114 Millionen Euro. "Navigationsgeräte wird es noch lange geben, aber die besten Zeiten sind mit Blick auf Umsatz und Rentabilität vorbei", sagt Oppenheimer-Analyst Yair Reiner.
Navi-Handys gehört die Zukunft
In drei bis fünf Jahren
werden sich genauso so viele Menschen beim Navigieren auf ihr Handy
verlassen wie auf Navigationsgeräte, schätzen die Marktforscher von Gartner.
Besonders Menschen, die bisher kein Navi besitzen, werden in Zukunft wohl
eher auf Navigation übers Mobiltelefon setzen. Angesichts der neuen
Konkurrenz überarbeiten die Hersteller von Navigationsgeräten, die ab
Freitag bei der IFA in Berlin ihre Neuigkeiten vorstellen, derzeit ihre
Geschäftsmodelle. Der europäische Branchenführer TomTom und sein US-Rivale
Garmin wollen nicht kampflos untergehen, setzen dabei jedoch auf
unterschiedliche Strategien.
Navi-Hersteller reagieren auf die neuen Umstände unterschiedlich
Während
TomTom die Kooperation mit Handy- und Autokonzernen sucht, plant Rivale
Garmin ein eigenes GPS-fähiges Smartphone. Die Markteinführung hat sich
jedoch wiederholt verzögert und Experten sind skeptisch, ob der Konzern
gegen Platzhirsche wie Apple und RIM eine Chance hat. TomTom will künftig
Navigationssoftware für Apple-Handys und spezielle Autobausätze für das
iPhone anbieten. Die Ankündigung im Juni ließ die TomTom-Aktie 13 Prozent
nach oben schießen und erfreute Analysten. "Um in den Smartphone-Markt
einzusteigen, ist Apple definitiv der beste Partner", lobte Eric de Graaf
von Petercam. Zudem setzt TomTom auf integrierte Navigationssystem für Autos
und arbeitet hier mit Renault zusammen.
Welches der beiden Geschäftsmodelle sich am Ende durchsetzt, kann kaum vorhergesagt werden - der technologische Wandel ist unberechenbar.