Cyber-Kriminalität ist laut Experten ein "gigantischer Wirtschaftszweig".
Die Cyber-Kriminalität ist weltweit auf dem Vormarsch. 400 bis 500 Milliarden Euro hoch soll der Schaden, der dadurch entsteht, laut Experten sein. "Cybercrime ist ein extrem breites Feld - und ein gigantischer Wirtschaftszweig", sagte Roman Biller, Österreich-Generaldirektor des US-Konzern Unisys, bei einer Diskussion des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation am Mittwochabend.
"Cybercrime funktioniert gut, weil die Kundschaft groß ist. Fast jeder hat ein Smartphone", erklärte Silvia Strasser vom Bundeskriminalamt (BKA). Die Hemmschwelle der Hacker liege oft tief, weil das Delikt eher "schmerzlos" sei. "Es gibt kein Blut, kein Gegenüber, keine Berührung. Das Opfer merkt vielleicht gar nicht, dass es zum Opfer geworden ist", so Strasser.
Nur wenige Anzeigen
Im Vergleich zu anderen Straftaten ist das Anzeigeverhalten bei Cyber-Kriminalität laut BKA deutlich niedriger. Österreichweit werden jährlich etwa 11.000 Fälle von Cybercrime zur Anzeige gebracht. Eine eher geringe Anzahl, denn bei Umfragen gibt etwa jeder Zweite an, schon einmal dadurch geschädigt worden zu sein. "Das kann am Schamgefühl liegen oder weil die Menschen denken, dass die Polizei nichts machen kann. Man sollte aber unbedingt sofort zur nächsten Polizeistation gehen", so Strasser.
"Wir sind momentan in einer wirtschaftlichen Situation, in der es darum geht, Kosten zu senken. Gleichzeitig waren noch nie zuvor so viele Menschen online miteinander verbunden - das öffnet viele Lücken", erklärte Roman Biller den Grund für den momentanen Vormarsch der Cyber-Kriminalität. Diese Lücken machen sich beispielsweise durch E-Mail, in denen ausländische Absender angeben, einen Erben für eine größere Geldsumme zu suchen, bemerkbar. "Etwa fünf von 100 Personen fallen auf diese Mailanfragen herein und werden auf irgendeine Weise antworten", so Biller. Ein heikles Unterfangen, denn laut Silvia Strasser vom BKA könne man sich dadurch wegen der Verschleierung von Finanzspuren strafbar machen.
Wer geschützt sein will, muss technisch aufrüsten
Um nicht zum Angriffsziel von Hackern zu werden, müsse man laut BKA daher technisch aufrüsten, auch die Sensibilisierung der Bürger, vor allem der Jugend, sei weiterhin notwendig. "Man kann einem 14-Jährigen kein Smartphone geben, ohne ihm auch zu erklären, was damit alles passieren kann", betonte Strasser. Vor allem für Firmen gilt es laut Roman Biller, mehr Budget in die Cyber-Sicherheit zu investieren. Derzeit läge dieser Anteil in Österreich unter fünf Prozent des gesamten IT-Budgets. "Im europäischen Vergleich sind wir hier sehr schwach aufgestellt", sagte er und verwies auf Ausgaben im zweistelligen Bereich in der Schweiz.
Für Alexander Herget von der CyberCrime- & Spionage-Bekämpfung der Firma Ingenium in London liegt das Problem diverser Firmen in ihrer passiven Haltung gegenüber der Cyber-Kriminalität. "Man konzentriert sich auf die physische Abwehr, baut hohe Zäune und installiert Wärmebildkameras. So kann man nicht gewinnen. Man muss angreifen, es ist ein Krieg, ein Cyberwar." Alleine mit Virensoftware kann man sich laut Herget nicht ausreichend sichern, diese würden der "Virenproduktion" in der Regel ein bis zwei Jahre hinterherhinken.