Räumt Apple die Lager leer?

Händler senken Preise des iPhone XR

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Preissenkung beim neuen Einstiegsgerät ist ziemlich ungewöhnlich.

Nachdem  Apple  zuletzt die Produktion seiner drei neuen iPhone-Modelle XS, XS Max und XR stark gedrosselt  hat, gerät der US-Konzern nun im schwächelnden China-Geschäft offenbar immer stärker unter Druck. Mehrere große Elektronikhändler in der Volksrepublik senkten im Laufe der Woche ihre Preise für das neue Einstiegs-iPhone. Und auch in Österreich geht der Preisverfall weiter.
 
 

Äußerst ungewöhnlich

In China gab es dabei Nachlässe von bis zu 118 Dollar (102 Euro) für das   iPhone XR  in der Version mit 64 Gigabyte. Auch über das Wochenende sollte es Angebotsaktionen geben, hieß es in den Läden am Freitag. Solche Preissenkungen sind außerhalb großer Verkaufstage wie dem inzwischen weltweit verbreiteten "Black Friday" oder dem chinesischen "Singles" Day" unüblich. Sie sind deswegen weitere Hinweise dafür, dass sich die iPhone-Nachfrageflaute in China auch zu Jahresanfang fortsetzt. Apple äußerte sich zunächst nicht dazu. Die Preise im Apple-Online-Shop blieben unverändert.
 
 

Preissturz in Österreich

Heimische Online-Händler hatten den Preis des iPhone XR schon kurz nach dessen Start gesenkt. Zuletzt wurden auch das  iPhone XS und XS Max bereits deutlich günstiger  verkauft. Den Vogel schoss kurz vor Weihnachten Interspar ab, der das iPhone XR in einer zeitlich befristeten Aktion um unglaubliche  737 Euro verkaufte . Derart günstig ist das Smartphone derzeit zwar nicht mehr erhältlich, doch mehrere heimische Händler verkaufen das iPhone XR (64 GB) derzeit um 785 Euro. Zum Vergleich: Apple und die offiziellen Reseller verlangen für das Gerät nach wie vor 849 Euro.
 
 

Räumt Apple die Lager leer?

Hinter den Preisabschlägen in China könnten Branchenexperte Mo Jia vom Analysehaus Canalys zufolge mehrere Möglichkeiten stecken. Apple könnte die Einkaufspreise für die Händler gesenkt haben, um den Markt für günstigere iPhones auszutesten, vermutet er. "Oder Apple könnte unter Druck stehen, seine iPhone-Lager zu räumen." Der US-Konzern ist in China hinter heimische Rivalen wie Huawei zurückgefallen, die billigere Handys anbieten.
 
 

Prognose erstmals verfehlt

Apple hatte zuletzt erstmals seit der Einführung des iPhones vor mehr als zehn Jahren seine Umsatzprognose verfehlt. Zu den Problemen im abgelaufenen Quartal verwies der Konzern in der vergangenen Woche auf  schwache Geschäfte in China . Der dortige Abwärtstrend im Zuge der Konjunkturabkühlung sei durch den Handelsstreit mit den USA noch verschärft worden. Einige Experten halten Apples Probleme wegen der Hochpreisstrategie aber teilweise auch für hausgemacht. Auch für heuer plant der Technologieriese laut dem "Wall Street Journal" drei neue Modelle, darunter auch eine neue Version des schwächelnden XR. Zuletzt sind bereits Fotos aufgetaucht, die das  iPhone XI zeigen sollen .
 

 

Das neue iPhone XR im Test

Die Preisliste geht bei 849 Euro los. Das ist zwar nach wie vor weit von einem Billig-Preis entfernt, im Vergleich zu den beiden Top-Modellen XS (5,8 Zoll, ab 1.149 Euro) und XS Max (6,5 Zoll, ab 1.249 Euro) ist das 6,1 Zoll große Apple-Smartphone aber dennoch günstig.

An der Verarbeitungs- und Materialqualität gibt es auch beim "Billig-iPhone" nichts auszusetzen. Daran ändert auch das Gehäuse aus Aluminium statt Edelstahl nichts. Zudem hat das iPhone XR einen Vorteil gegenüber seinen teureren Brüdern: Es wird auch in mehreren Farben wie Rot, Geld oder Blau angeboten. Kabelloses Aufladen nach Qi-Standard wrid ebenfalls unterstützt. Wasserfest und staubgeschützt ist das Smartphone nach IP67-Standard (XS: IP68).

Von vorne unterscheidet sich das iPhone XR optisch nicht von den Top-Modellen. Statt eines OLED-Displays gibt es hier ein LCD-Display (1.792 x 828 Px; 326 ppi). Auch dieses kann mit seiner Darstellungsqualität durchaus überzeugen. Lediglich bei der Helligkeit und beim Kontrast muss es sich gegen den XS-Modellen geschlagen geben.

Auf der Rückseite gibt es sich aufgrund der Einzelkamera schnell zu erkennen. Das ist der zweite große Unterschied zu den teureren Brüdern, die auf eine Dual-Kamera setzen. Insgesamt gibt die 12 MP Kamera des iPhone XR aber ein gute Vorstellung ab. Um das fehlende Teleobjektiv auszugleichen, setzt Apple auf intelligente Software, was auch weitestgehend klappt. So sorgt "Smart HDR" dafür, dass die Aufnahmen auch bei schlechten Lichtverhältnissen sehr ordentlich werden. Beim Zoomen stößt das Gerät aber schnell an seine Grenzen.

Und auch beim Bokeh-Effekt gibt es Einschränkungen. Dieser funktioniert beim XR nur mit Menschen. Hier kann man den Hintergrund unscharf machen. Tiere und Objekte werden jedoch nicht erkannt. Bei den XS-Modellen hingegen schon. Keine Unterschiede gibt es bei der...

...aufwendigen True-Depth-Frontkamera für die Face ID, die auch beim iPhone XR in der breiten Notch sitzt. Die Gesichtserkennung ist binnen weniger Minuten eingerichtet und funktioniert danach blitzschnell und sehr zuverlässig - selbst bei Dunkelheit. Störend ist jedoch, dass man bei den iPhones nach dem Entsperren noch einmal extra über das Display wischen muss. Hier wäre es besser, wenn das Smartphone sofort per Face ID komplett entsperrt würde.

Mit dem A12-Bionic-Prozessor hat Apple den derzeit schnellsten Smartphone-Chip am Start. Der Prozessor setzt auf zwei High-Performance-Kerne, die um 15 Prozent mehr Power liefern sollen. Die vier weiteren Rechenkerne dienen zum Energiesparen (50 Prozent effizienter). Im Geekbench-Test zeigte der Chip der Android-Konkurrenz bereits die Rücklichter. Davon profitiert man natürlich auch im Alltag. Egal was man mit dem iPhone XR macht,...

...es ist extrem schnell: Ein kurzer Druck auf das Icon und die App ist geöffnet, Internetseiten werden im Nu aufgebaut und spiele laufen flüssig. Die praktische 3D-Touch-Funktion, dank der das Display auf unterschiedliche Druckstärken verschieden reagiert, fehlt jedoch leider komplett. Ansonsten funktioniert die Bedienung ohne Home-Button flüssig und intuitiv. Mit dem Akku kommt man selbst bei intensiver Nutzung gut über den Tag.

Zu den wenigen Schwachpunkten zählen die Sprach­qualität beim Telefonieren, die uns nicht vom Hocker gehauen hat, sowie der bei iPhones übliche Verzicht auf einen Steck­platz für microSD-Karten. An das Fehlen eines herkömm­lichen Kopf­hörer­anschlusses haben sich Apple-Fans mittlerweile gewöhnt. Bei der aktuellen Generation liegt aber kein Adapter mehr bei. Wer also Kopf­hörer mit einem 3,5mm-Klinkenstecker verwenden will, muss sich einen kaufen. Und das mitgelieferte Netzteil ist nicht auf schnelles Aufladen ausgelegt.

Neben der 64 GB Einstiegsversion ist das Apple-Smartphone auch noch mit 128 GB (909 Euro) und 256 GB (1.019 Euro) erhältlich. Fazit: Wer mit den (wenigen) wesentlichen Abstrichen zu den XS-Modellen wie Einzelkamera, LCD-Display und das Fehlen von 3D-Touch leben kann, bekommt mit dem XR jenes Apple-Smartphone, welches aktuell das beste Preis/Leistungsverhältnis bietet.

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