Experte: "Die größte Hürde auf Kundenseite ist die Gewohnheit".
Dass Apple in seine Mobiltelefone einen Chip zum kontaktlosen Bezahlen einbaut, wird von einigen Experten als Startschuss zu einer Revolution gefeiert. Bis in einigen Jahren werde das Handy beim Bezahlen die Kreditkarte verdrängen, lautet ihre Prognose. Andere Experten zweifeln daran.
Einer der an einer solch markanten Umwälzung zweifelt ist Constantin Bregulla. Er ist bei der UBS für das Kreditkartengeschäft zuständig und damit auch ein intimer Kenner der Bezahlgewohnheiten der Schweizerinnen und Schweizer. Aus dieser Erfahrung heraus weiß er, dass Kunden technologische Neuerungen nur dann annehmen, wenn sie ihnen mindestens gleich viel bieten wie das bisherige System.
Technik noch nicht auf Augenhöhe
Beim Bezahlen mit dem Mobiltelefon sei das bis jetzt noch nicht der Fall, wie er an einer Veranstaltung der IG Schweizer Kartenanbieter am Mittwoch in Zürich sagte. "Versuchen sie doch einmal mit einem Handy an einem Bankomat Geld zu beziehen oder in einem Hotel einzuchecken."
Bregulla ist zwar überzeugt, dass sich das sogenannte kontaktlose Bezahlen mit einem NFC-Chip durchsetzen wird. "Aber es wird keine marktumwälzende Revolution geben", sagte er. Dazu seien die Hürden und die Herausforderungen sowohl für die Anbieter wie für die Kunden viel zu groß.
Kunden hassen Änderungen
Die größte Hürde auf der Kundenseite sei dabei die Gewohnheit. Weil es beim kontaktlosen Bezahlen um eine alltägliche Tätigkeit gehe, brauche es eine ziemlich große Verhaltensänderung der Kundinnen und Kunden. "Und solche finden erfahrungsgemäß nur langsam statt." Zudem müsse eine neue Bezahllösung bequem, sicher und transparent sein.
Bei der Bequemlichkeit geht es zum Beispiel darum, an wie viel Orten man mit der neuen Lösung bezahlen kann. Das Technologieunternehmen Mastercard hat zwar in der Schweiz bereits die Hälfte der insgesamt 100.000 Bezahlstationen mit NFC-Lesern ausgerüstet. In den USA dagegen ist das erst bei einem Bruchteil der Stationen der Fall.
NFC-Verbreitung wird zunehmen
"Eine neue Bezahllösung aufzubauen ist eine Herkulesaufgabe", sagte dazu Bregulla. Eine zudem, die jederzeit scheitern könne. "Beim mobilen Bezahlen gab und gibt es viele Projekte. Keines hat sich bis jetzt jedoch durchgesetzt." Das gelte selbst für die NFC-Technologie. Mastercard habe bereits 2002 NFC eingeführt. Vierzehn Jahre später werde jedoch erst ein Prozent der Käufe damit getätigt.
Bregulla geht jedoch davon aus, dass sich NFC in den nächsten Jahren weiter verbreiten wird. Dabei werde das Wachstum jedoch vor allem von den Kreditkarten stammen, weil dies zurzeit für die Kunden die am wenigsten aufwendige Lösung ist.
Ob das Mobiltelefon danach tatsächlich wie von einigen vorausgesagt das Portemonnaie und die Kreditkarte ablösen werde, bleibe offen. Für die nähere Zukunft jedoch sei das einen Illusion.