Wir konnten das neue Flaggschiff des Herstellers bereits auf Herz und Nieren prüfen.
Eigentlich wollte Huawei die Top-Modelle seiner neuen P40-Reihe am Donnerstagnachmittag in Paris vorstellen – das P40 Lite (Testbericht) wurde ja bereits enthüllt. Doch die große Präsentation des P40 und P40 Pro fiel dem Coronavirus zum Opfer. Für uns war das aber nicht unbedingt ein Nachteil. Denn der chinesische IT-Riese hat uns bereits vor einer Woche ein P40 Pro zum Testen bereitgestellt. Wie sich das neue Huawei-Flaggschiff dabei geschlagen hat, lesen Sie im folgenden Testbericht.
Design und Handhabung
Huawei verbaut beim P40 Pro ein 6,58 Zoll großes Display. Da dieses über die gesamte Front reicht und seitlich abgerundet ist, fällt das Smartphone verhältnismäßig kompakt aus (158 x 73 x 9 mm). Zudem liegt es gut in der Hand und ist mit 203 Gramm auch nicht zu schwer. Optisch haben die Chinesen mittlerweile eine stimmige Linie gefunden. Das neue Flaggschiff sieht edel aus. Zudem wirkt es sehr hochwertig und ist bestens verarbeitet. Die duale Selfie-Kamera steckt links oben in einem Display-Loch und verleiht dem P40 Pro einen technoiden Touch. Auf der Rückseite steht das vertikal angeordnete Kameramodul ziemlich weit hervor. Da es zudem ziemlich schmal ist, wackelt das Smartphone, wenn es auf einer ebenen Fläche liegt und man am Display herumtippt. Das ist etwas nervig, doch hier können bündig abschließende Schutzhüllen für Abhilfe sorgen. Den Fingerabrucksensor verbaut Huawei wieder im Display. Die erstmalige Einrichtung dauert rund drei Minuten (gilt auch für jeden weiteren Finger). Im Test funktionierte die Entsperrung sehr schnell und stets zuverlässig. Als weitere biometrische Entsperrfunktion ist eine 3D-Gesichtserkennung an Bord, die aufgrund der Dual-Selfiecam ebenfalls äußerst gut funktioniert. Selbst bei schlechtem Licht, ist das Smartphone per Blick im Nu entsperrt. Die manuellen Tasten (Lautstärkeregler und Power-Button) sind an der rechten Seite untergebracht. An der Unterseite gibt es wie schon beim P30 Pro nur mehr einen USB-C-Anschluss (USB 3.1) - ein Klinkenstecker wie beim P40 Lite ist beim Pro-Modell nicht an Bord. Mittlerweile haben sich viele Nutzer an den Entfall jedoch gewöhnt oder nutzen ohnehin kabellose Kopfhörer. Wichtiger dürfte den Käufern sein, dass das P40 Pro wasserfest und gegen Staub geschützt (IP68-Zertifikat) ist.
Leistung
Beim Display lässt Huawei ebenfalls nichts anbrennen. Das 6,58 Zoll große OLED-Panel bietet eine Auflösung von 2.640 x 1.200 Px (FullHD+). Die Darstellungsqualität lässt keine Wünsche offen. Dazu tragen der ordentliche Kontrast, die natürliche Farbwiedergabe und die hohe Helligkeit bei. Fotos, Videos oder Texte werden gestochen scharf angezeigt und sind selbst bei Sonneneinstrahlung gut erkennbar. Bei der Bildwiederholungsrate geht Huawei einen eigenen Weg. Während Samsung den Nutzern beim Galaxy S20 5G die Wahl zwischen den herkömmlichen 60 Hz und den extrem flüssigen 120 Hz lässt, geht das P40 Pro den Mittelweg. Die 90 Hz sorgen ebenfalls für eine deutlich flüssigere Anzeige beim Scrollen durch Webseiten, kommen aber nicht ganz an das 120 Hz Niveau heran. Dafür verbraucht das Display aber auch weniger Energie. Bei der Performance wird das Smartphone seinem Flaggschiff-Anspruch gerecht. Im Test haben wir keine Herausforderung gefunden, an der das Gerät gescheitert wäre. Der hauseigene Achtkernprozessor Kirin 990 (bis zu 2,86 GHz) sorgt in Kombination mit der Grafikeinheit und den 8 GB RAM für eine hervorragende Rechenleistung. Grafisch aufwendige Spiele, Multitasking, Downloads von großen Dateien oder das Streamen von Videos sind für das P40 Pro leichte Übungen. Gleiches gilt für Befehlseingaben, die ohne jegliche Verzögerung umgesetzt werden. Den internen Speicher von 256 GB kann man mit NM-Speicherkarten um weitere 256 GB erweitern.
Akku, Ausstattung und Sprachqualität
Zu den weiteren Ausstattungs-Highlights zählen WLAN 6 (mit 160 statt 80 Hz; bis zu 2.400Mbps), Bluetooth 5.1, NFC sowie die Ortungsdienste A-GPS, Glonass, Galileo und NaviC. Darüber hinaus ist beim P40 Pro stets ein 5G-Modul verbaut. Derzeit gibt es in Österreich zwar nur lokal begrenzte 5G-Netze und nur sehr teure Tarife, doch für die Zukunft ist man damit gerüstet. Sollte 5G in zwei Jahren flächendeckend verfügbar und die Tarife erschwinglich sein, muss man sich nicht extra ein neues Smartphone kaufen. Zudem kann man das Gerät gebraucht zu einem höheren Preis verkaufen. Der Akku bietet eine Kapazität von 4.200 mAh und überzeugt mit einer sehr guten Ausdauer. Im durchaus ambitionierten Testalltag hielt das Smartphone im Normalzustand rund zwei Tage durch. Beim Laden treibt Huawei die Konkurrenz schon länger vor sich her. Das P40 Pro bietet eine Schnellladefunktion mit 40-Watt-Unterstützung. Beim kabellosen Aufladen sind es noch immer bis zu 27 Watt. Damit ist eine Vollladung in rund eineinhalb Stunden erledigt. Die umgekehrte Aufladefunktion ist mittlerweile zwar bekannt, aber immer noch sehr praktisch. Die P40-Reihe kann andere Geräte (Handys, Kopfhörer, etc.), die den kabellosen Qi-Standard unterstützen, aufladen, in dem man diese auf die Rückseite legt. Selbst einem iPhone-Nutzer (ab X) kann man somit aus der Patsche helfen. An der Gesprächsqualität gibt es nichts auszusetzen - Anrufer und Angerufener sind stets sehr gut und rauschfrei zu hören. In ruhiger Umgebung kann man selbst mit der integrierten Freisprechfunktion (ohne Headset) problemlos telefonieren.
Fotos und Videos
Käufern von teuren Flaggschiff-Smartphones ist eine sehr gute Kamera besonders wichtig. Deshalb werden in diesem Bereich nach wie vor die härtesten Kämpfe zwischen den Herstellern ausgetragen. Denn bei Design und Performance spielen mittlerweile alle ziemlich auf einem Niveau. Aus diesem Grund hat sich Huawei bereits vor einigen Jahren mit Leica einen ausgewiesenen Foto-Profi ins Boot geholt. Von dieser Kooperation soll auch das P40 Pro profitieren.
Das Setup der Quad-Hauptkamera sieht wie folgt aus: 50 MP (Weitwinkel, f/1.9) + 40 MP (Ultraweitwinkel, f/1.8, OIS) + 12 MP (Telefoto, f/3.4, OIS) + 3D Tiefenkamera (Tim of Flight Sensor). Hinzu kommen ein bis zu 50-facher Zoom, eine optische Bildstabilisierung und ein heller LED-Blitz. Besonders stolz ist Huawei auf die Sensorgröße, der laut eigenen Angaben der größte aller Smartphone-Kameras ist. Im Vergleich zum P30 Pro wurden Autofokus, Tele- und Weitwinkelobjektiv noch einmal verbessert. Und natürlich wird dem Nutzer mit diversen KI-Funktionen unter die Arme gegriffen. Was bedeutet das nun in der Praxis? Der Aufwand hat sich gelohnt, denn die Fotoqualität ist wirklich außerordentlich gut. Die Aufnahmen sind nicht nur äußerst detailreich und scharf, sondern wirken auch sehr natürlich und punkten mit einem guten Kontrast. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen oder ungünstiger Position (gegen die Sonne) lässt die Fotoqualität kaum Wünsche offen. Den Nachtmodus haben wir bereits beim P30 Pro gelobt. Hier haben Apple und Samsung zuletzt jedoch nachgelegt. Mit dem P40 Pro zählt Huawei auch in diesem Punkt wieder zu den "glorreichen 3". Bei der Schärfe haben die Chinesen bei Nachtaufnahmen sogar die Nase vorn. Um die Unterschiede zu erkennen, muss man jedoch in die Fotos reinzoomen.
Apropos Zoom: Die 50x klingen imposant. In der Praxis relativiert sich das Ganze aber schnell. Bei 30-facher Vergrößerung sind die fotografierten Objekte noch ordentlich erkennbar, beginnen aber bereits stark zu rauschen. Alles was darüber liegt, ist für Aufnahmen eigentlich unbrauchbar. Bei Fotos mit 10-fach Zoom ist die Qualität jedoch sehr gut. Vor nicht allzu langer Zeit war das bei Smartphones noch undenkbar. Bei der Videoqualität werden die Versprechen hingegen wieder eingelöst. Das P40 Pro nimmt Clips in 4K-Qualität bei 60 Bildern pro Sekunde (fps) auf. Auch hier können die Details auf ganzer Linie überzeugen. Das liegt auch an der wirklich sehr gut funktionierenden Bildstabilisierung. Noch beeindruckender sind jedoch die Super-Zeitlupenvideos (7680fps).
Frontkamera
Wie bereits erwähnt, ist vorne eine Dual-Kamera untergebracht. Diese verfügt über ein 32 MP Hauptobjektiv und einen Tiefensensor. Letzterer sorgt dafür, dass auch bei Selfies der Bokeh-Effekt richtig gut zur Geltung kommt. Darüber hinaus gibt es einen separaten, KI-unterstützten Porträtmodus, der es in sich hat. In Kombination mit der guten Auflösung sind selbst einzelne Haarsträhnen erkennbar. Zudem wirken die Aufnahmen nicht gekünstelt. Video-Fans kommen mit der Frontkamera ebenfalls auf ihre Kosten. Denn auch sie ermöglicht die Aufnahme von 4K-Videos.
Software als einziges Handicap
Bei der Hardware war also klotzen statt kleckern angesagt. Hier spielt das P40 Pro in der absoluten Android-Oberliga, zu der u.a. Samsung Galaxy S20+ (das S20 Ultra spielt noch eine Liga darüber), Sony Xperia 1 II und LG V60 gehören, mit. Bei der Software sieht es etwas anders aus. Doch daran hat nicht unbedingt Huawei schuld. Nach dem P40 Lite, dem Mate 30 Pro und dem Mate Xs ist das P40 (Pro) das vierte Smartphone des Herstellers, das von den harten US-Sanktionen betroffen ist. Es läuft zwar mit - der offenen Version von - Android 10 und verfügt über die eigene, sehr übersichtliche Oberfläche EMUI 10.1, muss aber ohne Google-Dienste und -Apps (Play Store, GMail, Maps, etc.) auskommen. Huawei setzt jedoch derzeit alles daran, den eigenen Appstore, die App Gallery, so schnell wie möglich zu einer echten Alternative zu Google Play und Apples App Store zu entwickeln. Derzeit ist das Angebot im direkten Vergleich aber noch überschaubar. Einige schwergewichtige Apps (Amazon, Telegram, TikTok, Kartendienst von TomTom, etc.) sind aber bereits vorhanden. Darüber hinaus ist es sehr einfach, an beliebte Apps zu kommen – wie man etwa WhatsApp oder Facebook auf neuen Huawei-Smartphones installiert, können Sie hier nachlesen . Wer also im Google-Universum nicht fix verankert ist, kommt mit den neuen Huawei-Smartphones auch ohne offizieller Lizenz relativ problemlos durch den Alltag. Wer hingegen ständig Programme wie GMail, Photos, Maps oder den Assistant nutzt, wird wohl kaum umsteigen. Zwar kann man auch Apps wie Google Maps via Sideload auf die neuen Huawei-Handys laden, davor warnt der Suchmaschinenriese aus Sicherheitsgründen (fragwürdige Quellen) jedoch.
Fazit
Mit dem P40 (Pro) hat Huawei einmal mehr unter Beweis gestellt, dass das Unternehmen mit seinen Top-Smartphones in der absoluten Oberliga mitspielt. An der Ausstattung, der Performance, der Laufleistung, der Kamera und der Verarbeitungsqualität gibt es kaum etwas auszusetzen. Lediglich der fehlende Klinkenanschluss, der sich mittlerweile bei fast allen Top-Smartphones durchgesetzt hat, und die etwas weit aus dem Gehäuse ragende Kamera, können als kleine Störfaktoren angeführt werden. Größtes Manko des P40 Pro ist die fehlende Google-Lizenz. Wie viele Kunden sich die Mühe machen (wollen), fehlende Apps selbst zu installieren oder auf sie zu verzichten, werden die Verkaufszahlen zeigen. Der Preis von 999 Euro (Farben: Ice White, Silver Frost und Black) ist angesichts der Performance angemessen. Um dieses Geld bekommt man beispielsweise aber auch ein Galaxy S20+, bei dem man nicht auf den Play Store, Google Maps & Co. verzichten muss. Wir vergönnen Huawei jedenfalls einen Verkaufserfolg. Dieser könnte auch von der Tatsache beflügelt werden, dass es zum Kauf eines P40 (Pro) eine Huawei Watch GT2 und 50 GB Cloud-Speicher (für 12 Monate) kostenlos dazu gibt. So gesehen, sinkt der Preis nämlich auf unter 800 Euro, was den Verzicht auf diverse Apps sicher leichter machen dürfte. Die Aktion gilt für alle, die sich das P40 (Pro) bis 13. April 2020 bestellen und sich auf der zugehörigen Promotion-Website (ab 6. April) registrieren.
Normales P40
Neben dem P40 Pro bringt Huawei ab Anfang April auch noch das normale, 6,1 Zoll große P40 um 799 Euro (Farben: Graphite Black, Lava Red und Mint Green) in den Handel, das direkt mit dem Galaxy S20 konkurriert. Auch für das Standard-Modell gilt die Verkaufsaktion mit der Watch GT2 und dem Cloud-Speicherplatz. Die technischen Daten vom kleinen Bruder des Pro-Modells sehen Sie hier:
>>>Nachlesen: P40 Lite im Test - so bekommt man WhatsApp und Facebook
>>>Nachlesen: Huawei-Handys: Google warnt vor App-Installation