Wir haben das neue Flaggschiff-Smartphone auf Herz und Nieren geprüft.
Am Freitag kommt Samsungs neue Galaxy-S20-Reihe in den heimischen Handel . Die Kunden können sich für eines von drei Modellen entscheiden: das S20, das S20+ und das S20 Ultra 5G. Wir haben in den letzten Tagen das absolute Top-Modell auf Herz und Nieren getestet. Wie sich das Galaxy S20 Ultra 5G dabei geschlagen hat, lesen Sie in den folgenden Absätzen.
Verarbeitung und Design
Nimmt man das Smartphone erstmals aus der Verpackung, fällt sofort die imposante Größe auf. Das Display bietet eine Diagonale von 6,9 Zoll, das Gerät an sich misst 166,9 x 76 x 8,8 Millimeter. Für normale Hosentaschen ist es damit fast schon zu groß. Das macht sich vor allem beim Rad fahren bemerkbar, wenn man das Galaxy S20 Ultra in der Jeans vorne eingesteckt hat. Mit 220 Gramm ist das Smartphone zudem kein Leichtgewicht. Dafür sieht es aber extrem schick aus, ist penibel verarbeitet und setzt auf hochwertige Materialien. Der Bildschirm reicht fast über die gesamte Frontseite, die Selfie-Camera steckt in einem oben zentral angeordneten Display-Loch. Da die seitlichen Ränder nun nicht mehr ganz so stark abgerundet sind, kommt es zu weniger Fehlbedienungen. Einziger Kritikpunkt an der Optik ist das große Kameramodul, das weit aus der Rückseite hervorsteht. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, nach kurzer Zeit stört es jedoch nicht mehr. Außerdem können hier bündig abschließende Schutzhüllen für Abhilfe sorgen. Wer stets ein sauberes Smartphone bei sich tragen will, sollte immer ein Tuch dabei haben. Denn die Glasrückseite zieht Fingertapser magisch an. Den Fingerabrucksensor verbaut Samsung wieder im Display. Die erstmalige Einrichtung geht recht flott, verlangt aber einen ziemlich festen Druck. Insgesamt funktionierte die Entsperrung im Test jedoch sehr schnell und zuverlässig. Als weitere biometrische Entsperrfunktion ist eine 3D-Gesichtserkennung an Bord, die aber nicht mehr so umfangreich wie beim Vorgänger ausfällt. Beim Galaxy S10+ war vorne nämlich noch eine Dual-Kamera verbaut, beim neuen Flaggschiff gibt es nur mehr eine Linse. Der microSD- und SIM-Karteneinschub befindet sich oben. Manuelle Tasten gibt es nur noch drei, die an der rechten Seite sitzen: Lautstärkeregler und Power-Button. Auf die Taste für den hauseigenen Assistenten Bixby hat Samsung dieses Mal verzichtet. Dafür kann man den Ein-/Ausschaltknopf mit diversen Funktionen belegen. An der Unterseite gibt es (leider) nur mehr den USB-C-Anschluss, ein Klinkenstecker ist nicht mehr an Bord. Einen solchen verbauen bei den Flaggschiff-Modellen nur noch Sony ( Xperia 1 II ) und LG ( V60 ). Positiv: Das Galaxy S20 Ultra 5G ist wasserfest und gegen Staub geschützt (IP68-Zertifikat).
Display und Performance
Beim Display zählen die Südkoreaner seit Jahren zu den absoluten Strebern. Da macht auch das neue Flaggschiff keine Ausnahme. Im Gegenteil, heuer wird sogar noch einer drauf gesetzt. Das hochauflösende Super AMOLED-Panel (1.440 x 3.200 Pixel) bietet eine glasklare Darstellung, einen satten Kontrast und eine sehr natürliche Farbwiedergabe. Fotos, Videos oder Texte werden gestochen scharf angezeigt, ohne dabei künstlich zu wirken. Zudem sorgt die weit nach oben schraubbare Helligkeit dafür, dass das S20 Ultra selbst bei Sonneneinstrahlung sehr gut ablesbar bleibt. Absolutes Highlight ist jedoch der neue 120-Hz-Modus. Normalerweise liegt die Bildwiederholungsrate bei 60 Hz. Aktiviert man den neuen Modus, wird die Auflösung zwar minimal heruntergefahren (fällt aber nicht auf), dafür flutschen die Inhalte geradezu über das Display. Eine derart flüssige Bildwiedergabe beim Scrollen durch Webseiten, etc. haben wir bis dato noch nicht erlebt. Es gibt zwar auch andere Smartphones mit 120 Hz-Technologie, aber Samsung hat sie auf ein neues Level gehoben. Ganz kompromisslos funktioniert die Technik aber nicht (siehe unten). Beim Antrieb gibt es ebenfalls keine Kritikpunkte. Das Galaxy S20 Ultra bietet eine atemberaubende Performance, die mit jeder Situation locker zurechtkommt. Der hauseigene Achtkernprozessor Exynos 990 (bis zu 2,7 GHz) sorgt in Kombination mit der schnellen Grafikeinheit und den 12 GB RAM für eine beeindruckende Rechenleistung. Grafisch aufwendige Spiele, Multitasking, Downloads von großen Dateien oder das Streamen von Videos sind für das Samsung-Flaggschiff keine wirklichen Herausforderungen. Dabei wird das Smartphone selbst bei intensiver Beanspruchung nicht unangenehm heiß. Das Galaxy S20 Ultra reagiert auch ohne jegliche Verzögerung auf Befehlseingaben, was im Alltagsgebrauch ein echter Segen ist. Den internen Speicher von 128 GB unseres Testmodells kann man über microSD-Karten erweitern.
Akku und Ausstattung
Der Akku bietet eine Kapazität von imposanten 5.000 mAh. Das ist aufgrund des großen Displays und der hohen Reichenleistung aber auch ein Muss. Zum Vergleich: Beim S10+ sind es „nur“ 4.100 mAh. Im durchaus ambitionierten Testalltag hielt das Smartphone im Normalzustand rund zwei Tage durch. Anders sieht es aus, wenn man den 120 Hz-Modus aktiviert. Dieser verringert die Laufzeit nämlich deutlich auf rund eineinhalb Tage. Das entspricht einem Minus von 25 Prozent. Wir haben ihn dennoch fast immer genutzt, denn wenn man sich einmal an die 120-Hz-Anzeige gewöhnt hat, will man das Feature einfach nicht mehr missen. Dank Schnellladefunktion dauert eine Vollladung nicht ganz zwei Stunden; das Schnellladen ist auch kabellos möglich. Vom Vorgänger bekannt ist die umgekehrte Aufladefunktion. Die Galaxy-20-Modelle können andere Geräte (Handys, Kopfhörer, etc.), die den kabellosen Qi-Standard unterstützen, mit ihrem Akku aufladen. Bei Samsung heißt diese Technik "Powershare". Dank ihr kann man Freunden ohne weiteres Zubehör aus der Klemme helfen, wenn der Akku ihres Handys leer ist. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass man im Gegenzug eigene Laufleistung einbüßt. Die restliche Ausstattung umfasst u.a. WLAN 6 (ax), Bluetooth 5, NFC, A-GPS, Glonass, etc. Erwähnenswert ist noch, dass beim Galaxy S20 Ultra stets ein 5G-Modul verbaut ist. Derzeit gibt es in Österreich zwar nur lokal begrenzte 5G-Netze und nur sehr teure Tarife, doch für die Zukunft ist man damit gerüstet. Sollte 5G in zwei Jahren flächendeckend verfügbar und die Tarife erschwinglich sein, muss man sich nicht extra ein neues Smartphone kaufen. Zudem kann man das Gerät gebraucht zu einem höheren Preis verkaufen.
Hauptkamera
Das wichtigste Kaufkriterium für Käufer von teuren Flaggschiff-Smartphones ist mittlerweile die Kamera. Kein Wunder, dass sich Samsung diesbezüglich ordentlich ins Zeug gelegt hat. Schon allein die Größe des rechteckigen Moduls lässt darauf schließen, dass hier ein ordentlicher Batzen an Technik verbaut ist. Beim S20 Ultra fungiert als Hauptsensor eine 108 MP Kamera (Sensorgröße: 1/1.33 Zoll!), das Telefotoobjektiv löst mit 48 MP auf und die Ultraweitwinkel-Kamera bringt es auf 12 MP. Zudem ist ein Time-of-Flight-Sensor für den beliebten Bokeh-Effekt an Bord. Beim Zoom will das S20 Ultra sogar neue Maßstäbe setzen und somit das Huawei P30 Pro ablösen. Denn hier gibt es jetzt einen 10-fachem optischem Zoom sowie einen 100-fachen Digital-Zoom. Doch der Reihe nach. Wie sieht es mit der Fotoqualität in der Praxis aus? In der Standardeinstellung macht das Galaxy S20 Ultra 12-MP-Fotos, deren Qualität wirklich hervorragend ist. Neben der Schärfe und dem Kontrastumfang hat uns vor allem der hohe Detailgrad überzeugt. Letzterer kann sogar noch getoppt werden. Denn bei sehr guten Lichtverhältnissen kann man in den 108-MP-Modus wechseln, was zu extrem detaillierten Aufnahmen führt. Und selbst bei schlechten Lichtverhältnissen (nicht mit 108 MP) sehen die Fotos bombastisch aus. Hier macht sich positiv bemerkbar, dass neun Pixel zu einem zusammengefasst werden. Und diese „Riesen“-Pixel können deutlich mehr Licht aufnehmen. Für Nachtaufnahmen hat das Galaxy S20 Ultra zudem einen Nachtmodus an Bord, der ebenfalls zum Besten zählt, was die Smartphone-Welt derzeit zu bieten hat. Hier kann lediglich das iPhone 11 Pro mithalten. Auf Wunsch wird dem Nutzer auch mit Künstlicher Intelligenz (KI) unter die Arme gegriffen. So gibt es etwa die Funktion „Single Take“. Hier verwendet das Galaxy S20 alle Kameraobjektive gleichzeitig, um parallel eine Vielzahl von Fotos und Videos aufnehmen. Eine KI sichtet die Aufnahmen und empfiehlt Nutzern automatisch die besten Schnappschüsse. Trotz der umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten, bleiben die Kamerafunktionen intuitiv bedienbar. Hier haben die Entwickler viel Hirnschmalz investiert.
Nun zum Zoom. Die Angaben klingen zunächst mehr als beeindruckend. Und mit dem 100-fachen Digital-Zoom lassen sich tatsächlich Motive aus extrem weiter Entfernung heranzoomen und sind am Display sogar ganz gut erkennbar. Zur einfacheren Orientierung gibt es hier ein kleines Mini-Vorschaufenster, das anzeigt, wohin man mit der Smartphone-Kamera gerade zielt. Doch die Aufnahmen selbst sind eigentlich unbrauchbar. Auf den "Mega-Zoom"-Fotos kommt es zu derart hohem Rauschen, das kaum etwas zu erkennen ist. Wenn man mit einem Stativ fotografiert, geht die Qualität bei 25-facher Vergrößerung halbwegs in Ordnung. Alles was darüber liegt, taugt aber maximal zur Betrachtung am Handy-Display. Wer freihändig fotografiert und keine allzu zittrigen Hände hat, erzielt bis zu einer 10-fachen Vergrößerung ordentliche Ergebnisse. Insgesamt funktioniert die Zoom-Funktion also sehr gut, doch bei dem Slogan "100-fach" handelt es sich eher um Marketing-Geplänkel ohne Realwert.
Frontkamera und Videos
An der Videoqualität gibt es wieder so gut wie gar nichts auszusetzen. Das Galaxy S20 Ultra kann sogar Clips in 8K-Qualität (24 Bilder pro Sekunde) aufnehmen, die auch hervorragend aussehen. Da sich die Verbreitung von 8K-Fernsehern aber noch in Grenzen hält, bringt das keinen wirklichen Vorteil. Deshalb empfehlen wir die 4K-Auflösung, die eine fast identische Qualität liefert, aber deutlich weniger Speicherplatz verbraucht. Wie bereits erwähnt, verbaut Samsung bei seinem 2020er-Flaggschiff eine Single-Frontkamera. Diese bietet im S20 Ultra eine Auflösung von 40 MP und kann Full-HD-Videos aufnehmen. Praktisch für Selfie-Fans: Da die Kamera über ein Weitwinkelobjektiv verfügt, kann man auch Gruppen-Selfies problemlos erstellen. Wir waren mit der Qualität bei Fotos und bei Video-Chats sehr zufrieden. Das fehlende Objektiv macht sich in der Praxis jedenfalls nicht negativ bemerkbar. Das Rauschverhalten, der schnelle Autofokus und die natürliche Darstellung von Hauttönen können sich sehen lassen. Die vor mittlerweile zwei Jahren eingeführten AR-Emojis sind nach wie vor eine nette Spielerei. Es ist schon cool, wenn man seinen persönlichen 3D-Avatar mit Freunden teilen oder in Messenger-Diensten verschicken kann.
Software, Sound und Anrufe
Samsung vertraut beim Betriebssystem auf Android 10. Darüber liegt die neueste Version der hauseigenen Nutzeroberfläche One UI. Diese sorgt nun für einen noch nahtloseren und flüssigeren Wechsel zwischen Apps. Es werden nämlich bis zu fünf Anwendungen im Hintergrund bereitgehalten, weshalb diese unmittelbar geöffnet werden. Zu Samsungs Galaxy Ökosystem zählen Dienste wie SmartThings, Health und Knox. Zudem gibt es eine stärkere Kooperation mit Google (Videochat Duo) und YouTube (direktes Hochladen von 8K-Videos, etc.). Natürlich ist auch der eigene Sprachassistent Bixby an Bord. Hier konnte Samsung in den letzten Monaten stark aufholen, an den (ebenfalls vorinstallierten) Google Assistant kommt er aber nach wie vor nicht heran. Wie bei den Vorgängern lassen sich über eine aufschiebbare Seitenleiste am abgerundeten Displayrand praktische Schnellzugriffe einrichten. Neben den meistgenutzten Apps kann man sich hier beispielsweise auch die wichtigsten Kontakte ablegen. Da der Bildschirm nun weniger stark gebogen ist, kommt es zu deutlich weniger Fehlbedienungen. Besonders cool ist jene neue Funktion, dank der die Wecker-App nun Spotify unterstützt. So wird man auf Wunsch immer von seinem aktuellen Lieblingssong geweckt.
Bei der Soundausstattung sammelt Samsung ebenfalls Pluspunkte. Beim Galaxy S20 Ultra sind Dolby-Stereo-Lautsprecher mit an Bord. Deren Klang reißt einen zwar nicht vom Hocker, für ein Smartphone kann er sich jedoch hören lassen. Zudem ermöglicht das Gerät eine sehr laute Wiedergabe, was vor allem dann ein Vorteil ist, wenn man mit Freunden beisammen sitzt und diesen einen neuen Song oder ein YouTube-Video vorspielen will. In Sachen Sprachqualität gibt sich das neue Flaggschiff ebenfalls keine Blöße. Das Testergebnis war voll und ganz zufriedenstellend. Egal, ob Anrufer oder Angerufener – die Sprachqualität war sehr gut. Selbst die integrierte Freisprechfunktion lieferte zumindest in ruhiger Umgebung eine ordentliche Leistung ab.
Fazit
Samsung setzt sich bei seinem Flaggschiff jedes Jahr das Ziel, das beste Android-Smartphone der Welt auf den Markt zu bringen. Dieses Mal ist das den Südkoreanern auch geglückt. Mit dem Galaxy S20 Ultra kann derzeit kein Konkurrent mithalten. Wir sind schon auf das Huawei P40 Pro gespannt, das am 26. März vorgestellt wird. Doch da dieses ohne Google-Dienste und -Apps auskommen muss, wird es mit einem ordentlichen Handicap starten. Beim neuen Samsung-Flaggschiff stechen vor allem das hervorragende Display, die enorme Performance, die Top-Kamera, die lange Akkulaufzeit und die herausragende Qualität (Materialien, Verarbeitung, etc.) heraus. Hinzu kommt der 5G-Support, der sich zwar noch nicht unmittelbar bezahlt macht, für die Zukunft aber wichtig ist. Kritik gibt es für die fehlende Kopfhörerbuchse, die hervorstehende Hauptkamera und das nicht ganz eingehaltene Versprechen beim „Super“-Zoom. Hier zeigt sich, dass auch Samsung nur mit Wasser kocht. Wer sich mit der Größe und dem Gewicht anfreunden kann, bekommt mit dem Galaxy S20 Ultra jedenfalls ein absolutes Top-Smartphone, das sich auf den Android-Thron katapultiert hat. Doch leider hat das hervorragende Gesamtpaket auch seinen Preis. Für das von uns getestete Modell (128 GB ROM / 12 GB RAM) werden heftige 1.349 Euro fällig. Die 512-GB-Version schlägt gar mit 1.549 Euro zu Buche.
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