In der Kunstwelt gibt es immer wieder Momente, die überraschen und die Grenzen des Möglichen erweitern. Eine dieser außergewöhnlichen Gelegenheiten bietet nun eine Versteigerung in London.
Hier wird erstmals ein Kunstwerk präsentiert, das nicht von Menschenhand geschaffen wurde, sondern von einem Roboter. Die spannende Frage: Warum hat dieses Bild, das von einer Maschine stammt, einen so hohen Wert? Ein genauerer Blick auf das Ereignis zeigt, wie Technik und Kunst in faszinierender Weise aufeinandertreffen.
Erste Roboterkunst bei Sotheby's
Zum ersten Mal in der Geschichte versteigert das weltbekannte Auktionshaus Sotheby's ein Gemälde, das von einem Roboter gemalt wurde. Das Bild stellt niemand Geringeren als den britischen Wissenschaftler Alan Turing dar, der als Pionier der modernen Computerwissenschaft gilt. Geschaffen wurde das Kunstwerk von Ai-Da, einem „ultrarealistischen humanoiden Roboter“, der 2019 an der renommierten Universität Oxford entwickelt wurde.
Roboterkünstler Ai-Da wird am 6. Juli 2023 in Genf von ihrem Schöpfer Aidan Meller vorgestellt.
Das Auktionshaus schätzt den Wert des Gemäldes auf einen Betrag zwischen 100.000 und 150.000 Pfund. Umgerechnet entspricht das etwa 120.000 bis 180.000 Euro (Stand: Oktober 2024). Das Werk, das den Namen „AI God“ trägt, ist Teil einer mehrtägigen Versteigerung, die am heutigen Tag beginnt und bis zum 29. Oktober andauern wird.
Technische Innovation in der Kunst
Ai-Da ist bereits eine etablierte Größe in der Kunstszene. Der Roboter, der nach der britischen Mathematikerin Ada Lovelace benannt und wie eine Frau gekleidet ist, hat in der Vergangenheit bereits bekannte Persönlichkeiten porträtiert. Zu diesen zählt unter anderem ein Porträt der früheren britischen Königin Elizabeth II.
Mike Wooldridge posiert mit dem Roboter Ai-Da während eines Fototermins für die Weihnachtsvorlesungen der Royal Institution am 11. Dezember 2023 in London, England.
Das Besondere an Ai-Da: Sie nutzt Kameras in ihren Augen, um visuelle Daten zu erfassen, die dann von verschiedenen Algorithmen verarbeitet werden. Diese Daten ermöglichen es dem Roboter, Gemälde zu erschaffen, die durch maschinelle Präzision und künstliche Intelligenz entstehen.
Das Alan-Turing-Gemälde
Das Porträt von Alan Turing, das nun versteigert wird, wurde erstmals im Mai 2024 bei den Vereinten Nationen ausgestellt. Damit setzt das Auktionshaus ein klares Zeichen und widmet sich der spannenden Verbindung zwischen Kunst und Technologie. Laut Sotheby's steht das Kunstwerk für die Erkundung neuer digitaler Kunstformen und spiegelt verschiedene Strömungen der modernen digitalen Kunst wider. Darüber hinaus möchte das Auktionshaus Künstlerinnen und Künstler würdigen, die entscheidende Rollen bei der Entwicklung dieser neuen Kunstbewegung gespielt haben. In diesem Fall wird mit Ai-Da nicht nur ein technisches Meisterwerk präsentiert, sondern auch eine Hommage an Pionierinnen und Pioniere der Kunst und Technologie.
Mehr als nur Kunst: Der Roboter spricht
Ai-Da ist jedoch nicht nur ein künstlerisches Genie, sondern auch in der Lage, zu kommunizieren. Mithilfe eines KI-Sprachmodells kann der Roboter sprechen und die Bedeutung ihrer Werke erklären. Anlässlich der Auktion erklärte Ai-Da: „Mit meinem Kunstwerk von Alan Turing würdige ich seine Errungenschaften und seinen Beitrag zur Entwicklung der Computertechnik und Künstlichen Intelligenz.“ Weiter fügte sie hinzu: „Mein Werk steht im Einklang mit den Zielen der Vereinten Nationen, KI verantwortungsvoll zu nutzen – eine Haltung, die auch Alan Turing vertrat.“ Diese Aussage zeigt, dass die Verbindung zwischen Kunst und Technologie nicht nur auf der optischen Ebene bleibt, sondern auch tiefere gesellschaftliche Themen wie die verantwortungsvolle Nutzung von Künstlicher Intelligenz anspricht.