Michael Krammer äußert sich zur Massentauglichkeit des superschnellen Mobilfunkstandards.
A1, Magenta
und " 3
" sind laut eigenen Angaben beim Aufbau des 5G-Netzes
voll im Plan. Zuletzt gab es gleich mehrere spektakuläre Vorführungen. Zudem werden immer mehr Orte mit dem superschnellen Mobilfunk-Standard versorgt. 2020 soll es dann so richtig losgehen. Das sehen aber nicht alle so. Europa hinke beim Ausbau der Telekom-Infrastruktur gegenüber Asien stark hinterher, sagt der Technik-Chef des Schweizer Mobilfunkanbieters Sunrise, Elmar Grasser. Die Schweiz sei eine Ausnahme und bei der neuen Mobilfunk-Generation 5G weltweit einer der Vorreiter. In Österreich dürfte 5G frühestens 2023 für den Massenmarkt relevant sein, glaubt Michael Krammer, Chef des Mobilfunkdiskonters HoT
. Diese Aussage kommt somit doch etwas überraschend. Bei den Preisen dürfte HoT aber auch beim superschnellen Internet künftig den Takt angeben. Alles andere wäre eine noch größere Überraschung als die ziemlich späte Marktdurchdringung. Schließlich steht Hofer für ein hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis.
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"Wir haben das erste 5G-Netz in Europa aufgebaut und eines der ersten weltweit", berichtete Grasser am Montag vor Journalisten in Wien. Sunrise habe in der Schweiz 309 Ortschaften mit 5G abgedeckt mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde. Gleichzeitig habe man in der Schweiz eines der besten 4G-Netze, das 96 Prozent der Fläche abdecke. "Wenn man ein schlechtes 4G-Netz hat, macht es aus meiner Sicht keinen großen Sinn, sich schon auf 5G zu konzentrieren."
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Europa setze sich großer Gefahr aus
Insgesamt sei in Sachen 5G "in Europa noch nicht sehr viel los, UK fängt ein bisschen an", so Grasser, "und erstaunlicherweise scheint man auch in den arabischen Gebieten sehr engagiert zu sein." Auch in den USA gebe es noch kaum 5G, weil dort das wichtige 3,5-GHz-Band, das sonst weltweit verwendet werde, aus militärischen Gründen nicht zur Verfügung gestellt werde. Anders sehe es in Asien aus, "die werden rasch mit 5G ausgestattet sein, dort wird das einfach gemacht".
In Europa verlasse man sich noch sehr stark auf die klassischen Industrien, sagte Grasser, damit setze man sich aber langfristig einer großen Gefahr aus. "Ein Auto ist heute viel Fahrzeug und ein bisschen Software. Das wird sich in der Zukunft definitiv umdrehen: In Zukunft wird die Software im Zentrum stehen, die vier Räder und die Aufhängung werden eher als eine Commodity angesehen werden."
Angst vor Digitalisierung und 5G sei in Europa und auch in der Schweiz sehr verbreitet, man müsse aber die Chancen und Gefahren analysieren und nicht vor Angst stehenbleiben. Viele Menschen hätten Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und vor elektromagnetischen Wellen - so würden Geschichten darüber kursieren, dass in Holland wegen elektromagnetischer Wellen sogar Vögel tot vom Himmel gefallen seien. In Wahrheit würden Vögel sogar ihre Nester auf den 5G-Stationen bauen, was manchmal ein Problem sei.
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"Frequenzauktionen viel zu teuer"
In Europa mache man außerdem immer wieder denselben Fehler, warnte Grasser: "Man hat in Europa diese verheerenden Frequenzauktionen gemacht, wo wahnsinnig viel Geld ausgegeben wird." 6,6 Mrd. Euro hätten etwa die Mobilfunker in Italien für viel weniger Frequenzen bezahlt als in der Schweiz. "Den Fehler hat man bei 3G schon gemacht, man hat ihn bei 4G wiederholt, und weil's so schön ist macht man ihn zum dritten Mal." Dieses Geld fehle dann für den Netzausbau. In China hingegen habe man sich darauf geeinigt, dass drei Betreiber für den Wettbewerb ausreichend seien, und diese Betreiber hätten die Frequenzen praktisch zum Nulltarif erhalten, allerdings mit einer Ausbauverpflichtung. "Das ist für eine Volkswirtschaft effizient."
Den chinesischen Telekom-Ausrüster Huawei vom Ausbau der 5G-Netze in Europa auszuschließen
wäre nach Ansicht von Grasser "eine der dümmsten Sachen, die man machen kann", das würde Europa bei 5G noch weiter zurückwerfen. Staatliche Abhöraktionen seien bisher "nur von der anderen Seite nachgewiesen", verwies der Sunrise-Manager auf die Tatsache, dass der US-Geheimdienst NSA jahrelang u.a. das Handy der deutschen Bundeskanzlerin abgehört hat.
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HoT-Chef nennt Grund für Schweizer Vorsprung
Dass die Schweizer beim 5G-Ausbau einen so deutlichen Vorsprung gegenüber Österreich haben, begründete Krammer - er ist Chef des hinter HoT stehenden Betreibers Ventocom - unter anderem damit, dass die Schweizer Mobilfunkkunden viel stärker qualitätsorientiert seien als die Österreicher. "Die Schweizer liefern sich einen Qualitätswettbewerb bei hohen Preisen." In Österreich seien die Kunden viel preissensibler.
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