iPhone-X- und Note-8-Gegner
Huawei Mate 10 Pro im oe24-Hands-On
16.10.2017
Wir konnten das neue Flaggschiff bereits vor der offiziellen Präsentation in Augenschein nehmen.
Wie an dieser Stelle angekündigt, hat Huawei am Montag (16. Oktober) mit dem Mate 10 sein neues Flaggschiff präsentiert. Wir hatten bereits in der Vorwoche (12. Oktober) - bei einer ziemlich exklusiven Vorab-Präsentation in Wien - die Möglichkeit, das neue Mate 10 Pro in Augenschein zu nehmen. Im Rahmen der Vorstellung wurden die Huawei-Manager nicht müde zu betonen, dass es sich bei ihrem neuen Aushängeschild um mehr als ein Smartphone handeln soll. Konkret bezeichnen sie das Mate 10 als „intelligente Maschine“. Das liegt vor allem am neuen Prozessor, dem Kirin 970, den die Chinesen bereits auf der IFA 2017 angekündigt haben . Dieser soll das Gerät nicht nur smart, sondern auch intelligent machen.
Ausstattung
Laut Huawei ist der Kirin 970 der erste Smartphone-Prozessor mit künstlicher Intelligenz (KI). Das Mate 10 wurde quasi rund um den 8-Kern-Chip (4 x A73 und 4 x A53) entwickelt. Er beeinflusst mit seiner NPU (Neural Network Prozessing Unit) zentrale Eigenschaften wie Display, Kamera, Software, Sprachqualität, Effizienz, etc. des Smartphones. Doch zunächst zu den Hardfacts. Huawei verbaut beim Mate 10 Pro ein 6 Zoll großes OLED-„Fullview“-Display (2.160 x 1.080 Px) mit HDR-Support im 18:9 Format, das fast die komplette Frontseite einnimmt. Dem Prozessor stehen 6 GB RAM zur Seite, der interne Speicher beträgt 128 GB. Der riesige 4.000 mAh Akku verspricht in Kombination mit dem intelligenten Chip eine lange Laufleistung. Dank Schnellleadefunktion ist er über den USB-C-Anschluss auch schnell aufgeladen. Damit bei der Sicherheit im wahrsten Sinne des Wortes nichts "anbrennt", hat Huawei die Batterie und die Ladetechnik vom deutschen TÜV prüfen lassen. Zudem unterstützt das Gerät den derzeit schnellsten LTE-Standard (Cat. 18/4G+) mit bis zu 1,2 Gigabit pro Sekunde. Einen 3,5mm-Klinkenstecker gibt es nicht mehr.
Kamera
Bei der auf der Rückseite installierten Hauptkamera arbeiten die Chinesen wieder mit Leica zusammen. Die Dual-Linsen-Kamera des Mate-9 -Nachfolgers verfügt über einen 12 MP Farbsensor und einen 20 MP Monochrom-Sensor. Hinzu kommen eine große Blende, ein aufwendiger Blitz, optische Bildstabilsierung sowie ein schneller 4-in1-Hybrid-Autofocus. Dank dem Kirin 970 verspricht Huawei extrem gute Fotos und Videos. Die Schnellstartfunktion soll dafür sorgen, dass man sofort fotografieren kann. Eine „Motion-Detection“-Funktion erkennt Bewegungen (laufendes Kinde, etc.) und passt die Kamera blitzschnell an. Die ISP-Technologie soll alle Aufnahmen automatisch verbessern. Darüber hinaus erkennt das Smartphone unterschiedliche Szenarien der Motive (Essen, Menschen, Tiere, Natur, Schnee, etc.) und stellt die Kamera automatisch, ohne jegliches Zutun des Nutzers blitzschnell auf sie ein. So soll immer das perfekte Foto gelingen. Laut den Entwicklern erledigt das Mate 10 Pro aufwendige Profi-Einstellungen völlig selbstständig. Ähnlich wie bei Google gibt es bei zahlreichen Motiven zusätzliche Augmented-Reality Informationen. Steht man beispielsweise vor einem berühmten Gebäude in Barcelona und richtet die Smartphone-Kamera darauf, werden am Display viele nützliche Infos (Erbauungsjahr, Architekt, Name, etc.) eingeblendet. Weiters bekommt man auch gleich Informationen über weitere interessante Orte (Restaurants, Kunstwerke, Öffis, etc.) in der näheren Umgebung.
Software
Als Betriebssystem kommt Android 8 "Oreo" zum Einsatz. Darüber liegt die Huawei-eigene Nutzeroberfläche EMUI 8. Wer sich nun fragt, was ist mit den Versionen 6 und 7 passiert ist, bekommt eine nachvollziehbare Erklärung. Die Chinesen haben sich dazu entschieden, ihre eigene Software künftig immer an die Bezeichnung der aktuellen Android-Version anzupassen. Das soll für mehr Klarheit sorgen. Deshalb folgt EMUI 8 nun direkt auf EMUI 5. Natürlich spielt auch hier der Kirin 970 eine große Rolle. Viele Funktionen wurden an die KI-Technologie angepasst. EMUI 8 setzt auf eine sogenannte KI-Engine und bietet auch ansonsten einige interessante Features. Zu den Highlights zählen ein praktischer Split-Screen-Modus, bei dem man zwei Apps nebeneinander nutzen kann, ein Einhand-Modus für die Bedienung sowie die Offenheit für Entwickler von Drittanbieter-Apps. Auch sie können die Vorteile des neuen Prozessors für ihre Anwendungen voll ausnutzen. Einen eigenen digitalen Assistenten wie bei Apple (Siri) oder Samsung (Bixby) gibt es nicht. Hier arbeitet Huawei eng mit Google zusammen und setzt deshalb auf den (vorinstallierten) Google Assistant.
Für Business-Kunden gibt es noch ein weiteres interessantes Feature. Per HDMI-Kabel kann das Mate Pro 10 ohne Umweg mit einem großen Monitor verbunden werden. In Kombination mit der ebenfalls erhältlichen Bluetooth-Tastatur und -Maus wird das Smartphone quasi zum PC-Ersatz, ohne dass dafür eine Docking-Station notwendig ist.
Erste Hands-On-Eindrücke
Nach der Vorab-Präsentation gab es die Möglichkeit, das Mate 10 Pro anzutesten. Dabei ist aufgefallen, dass das nach IP67-Standard (staub- und wasserfest) zertifizierte Smartphone sehr hochwertig wirkt. Dank der vierfach gebogenen Glasrückseite liegt das Gerät gut in der Hand. Das nahezu randlose Display sorgt dafür, dass es für ein Gerät mit 6-Zoll-Display vergleichsweise kompakt ist – in etwa so groß wie das iPhone 8 Plus mit 5,5 Zoll Display. Der Fingerabdrucksensor sitzt unter der vertikal angeordneten Dual-Kamera und ist auch mit kürzeren Fingern gut erreichbar. Das Display überzeugte mit glasklarer Darstellung und natürlichen Farben. Ob es auch bei direkter Sonneneinstrahlung lesbar bleibt, konnten wir noch nicht ausprobieren. Dafür wirkten die Fotos und Videos, die wir gemacht haben, vielversprechend. Der Autofokus und die automatische Anpassung an diverse Szenarien funktioniert wirklich gut. Die Rechen-Performance konnten wir mangels eines verfügbaren Netzwerks (Mobilfunk/WLAN) zwar nicht überprüfen, aufgrund der Leistungsdaten gehen wir jedoch davon aus, dass sich das Mate 10 Pro in diesem Punkt keine Blöße geben wird. Alles in allem scheint Huawei mit seinem neuen Flaggschiff einen echten Herausforderer für die etablierte Konkurrenz aus dem Boden gestampft zu haben. Das oberhalb der P10-Reihe angesiedelte Mate 10 Pro nimmt eindeutig das Samsung Galaxy Note 8 und das kommende iPhone X ins Visier. Wie es sich am Markt schlagen wird, werden die Wochen nach dem Verkaufsstart zeigen.
Verfügbarkeit und Preis
In Österreich ist das Mate 10 Pro in den vier Farben Grau und Braun (ab Marktstart) sowie Gold und Blau (etwas später) ab November erhältlich. Mit einem Preis von 799 Euro liegt der Newcomer auch in diesem Punkt nah an den Konkurrenten, bilanziert insgesamt aber etwas günstiger (Note 8 ab 999 Euro, iPhone X ab 1.149 Euro). Ein Schnäppchen ist die "intelligente Maschine" also nicht. Ob die kleinere Standardversion (Mate 10 ab 699 Euro) und die technische abgeschwächte Variante (Mate 10 Lite) hierzulande auf den Markt kommen, ist noch nicht sicher.