Die dunkle Seite des Sozialen Netzwerks

Inside Facebook: So schlimm geht es den "Hassfahndern"

17.12.2016

Ein Miniteam muss gegen Milliarden Hasspostings vorgehen. Ein Bericht deckt alles auf.

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© Reuters
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Sie bezeichnen sich als „digitale Müllabfuhr“ – die 600 Mitarbeiter der Firma Arvato, einer Tochtergesellschaft des Medien-Multis Bertelsmann. Ihr Firmensitz ist in Berlin, sie arbeiten im Auftrag von Facebook, ihre Berufsbezeichnung ist „Content Moderator“. Nicht einmal ihre Familien wissen, was sie tun: „Niemand darf erfahren, dass ihr Auftraggeber Facebook ist. Diese Klausel müssen sie vor Dienstantritt unterschreiben“, deckte nun die "Süddeutsche Zeitung" auf. Allein in Österreich sind 3,7 Millionen auf Facebook, im gesamten deutschsprachigen Raum produzieren mehr als 35 Millionen Milliarden Meldungen.

1.800 Porno-Videos und Hasspostings pro Tag

Porno und Hass. Täglich muss jeder Mitarbeiter zwischen 8.30 Uhr und 22 Uhr zumindest 1.800 Einträge abarbeiten, bewerten, löschen. Manchmal sind es 3.000 pro Schicht. 1.500 Euro brutto erhalten sie für diesen Psychojob zwischen Kinderpornografie, Tierquälerei, Hasspostings und IS-Köpfer-Bildern – ein grauenerregender Job: „Man loggt sich ein, steuert eine Warteschleife an, wo sich Tausende gemeldete Beiträge stapeln und los geht’s“, beschreibt ein Ex-Mitarbeiter den Arbeits-Alltag.

Löschen oder nicht? Aufgeteilt sind die Lösch-Teams bei Arvato nach Sprachen: Deutsch, Arabisch, Türkisch, Englisch, Spanisch etc. Die Teams sichten Einträge, die aus dem jeweiligen Sprachraum kommen: „Es ist eine zufällige Bildauswahl, was so in die Warteschleife kommt“, sagen sie: „Tierquälerei, Hakenkreuze, Penisse, Enthauptungen, Terror und ganz viel Nacktheit.“

Was gelöscht wird, muss der Mitarbeiter innerhalb von acht Sekunden entscheiden, die psychische Belastung ist enorm.

Was gelöscht wird, entscheidet der Konzern, die Regeln sind streng geheim.

Wien und Berlin fordern strenge Netzregeln

Klagen gegen Facebook sind mühevoll, teuer und selten erfolgreich. Zuletzt erreichte Grünen-Chefin Eva Glawischnig eine einstweilige Verfügung gegen ein beleidigendes Posting, ein Teilerfolg.

Die Politik will nun strengere Regeln im Umgang mit Facebook & Co. Deutschlands Justizminister Maas und Österreichs Kanzleramtsminister Drozda fordern mehr Offenheit. Beide sagen: „Was in der analogen Welt strafbar ist, das muss auch im Internet bestraft werden.“(wek)

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