Am 10. August feierte das Internet seinen 20. Geburtstag bei uns.
Seit der Installation einer Standleitung zwischen Wien und dem Genfer Kernforschungszentrum CERN 1990 und dem für das World Wide Web (WWW) bahnbrechenden Laborversuch 1969 in den USA haben sich Anwendungen und Folgen ergeben, an die Pioniere wohl nie gedacht hätten: Avatare können auf dem Online-Friedhof Herolymp ihre letzte Ruhestätten finden, "Krankheiten" wie Google-Stalking oder Ego-Surfing plagen die User.
Praktikabilität als Triebfeder
Während heute kuriose
Anwendungen florieren, dachten die Erfinder vornehmlich an den praktischen
Zweck: die Vereinfachung auf Datenzugriff, -weiterleitung, -archivierung.
Als österreichischer Vater des Internets gilt Peter Rastl, der als Chef des
Zentralen Informatikdienstes der Universität Wien für die Installation einer
Standleitung zwischen seiner Arbeitsstätte und CERN am 10. August 1990
verantwortlich zeichnete. Dieser Schritt gilt als die Geburtsstunde
des heimischen Internets, da Österreich fortan permanent mit dem Netz
verbunden war - mit einer für damalige Verhältnisse sagenhaften
Datenleistung von 64 Kilobit pro Sekunde.
Anlässlich dieses Jubiläums scheint eine Frage besonders wichtig zu sein: Wer hat's erfunden - Die Amerikaner oder doch die Briten?
Historiche Meilensteine
Die internationale Geschichte begann
freilich viel früher: Die ersten Grundsteine legte der Amerikaner Len
Kleinrock, der ein offenes System namens Arpanet schuf, bei dem vernetzte
Computer Informationen austauschen konnte. Alles begann mit einem Versuch in
Kleinrocks Labor an der Universität von Kalifornien am 2. September 1969,
bei dem 20 Leute zusammenkamen, um zu sehen, wie sinnlose Testdaten zwischen
zwei Rechnern durch ein rund fünf Meter langes, graues Kabel hin und her
wanderten.
Die Errungenschaft Arpanet wurde bereits im Folgejahr auf die Ostküste ausgedehnt und schon 1971 landete das erste E-Mail bei einem Empfänger. Der Inhalt ist nicht ganz geklärt, gerüchteweise soll es sich um die erste Buchstabenreihe der amerikanischen Computertastatur - "QWERTYUIOP" - gehandelt haben. Kurz darauf (1972) führten die Internetpioniere das @-Zeichen für E-Mail-Adresskonten ein. Die ersten internationalen Verbindungsknoten des Arpanet nach England und Norwegen entstanden 1973.
Als großer Meilenstein gilt die Einführung des von Stephen Crocker und Vinton Cerf (USA) entwickelten, noch heute verwendeten Netzwerkprotokolls TCP/IP, auf welches das Arpanet am 1. Jänner 1983 umgestellt wurde. Viele Experten vertreten die Meinungen, dass dieser Zeitpunkt als die wahre Geburtsstunde des Internets gilt. Ihre Argumentation: Zeitgleich wurde der Begriff Internet (I) für die Bezeichnung eines Netzwerks aus Netzwerken eingeführt. Im gleichen Jahr begann außerdem die Arbeit am Domain-Name-System, bei dem .com, .gov und .edu als erste Endungen registriert wurden.
Schlüsselfigur "Tim Berners-Lee"
Das Internet hat
aber noch mehr Väter: Ein besonders wichtiger ist Tim Berners-Lee, der das
Internet mit seiner Idee des World Wide Web 1991 zu Popularität und
Massentauglichkeit verhalf. Der britische Physiker arbeitete damals am CERN
und entwickelte ein "Informationsmanagement" für das Institut. Er
schuf dabei die Grundlagen Hypertext Markup Language (HTML), Hypertext
Transfer Protocol (HTTP) sowie Universal Resource Identifier (URI).
1993 gab CERN das World Wide Web kostenlos für die Öffentlichkeit frei und löste damit den Siegeszug der oftmals mit Gutenbergs Buchdruck verglichenen Erfindung aus. Bereits zwei Jahre später nutzten rund 6,6 Millionen PC-User das Internet und es ging Schlag auf Schlag: 1998 ging die Suchmaschine Google an den Start, 2001 das Online-Lexikon Wikipedia. Die heute äußerst erfolgreichen Dienste Skype-Telefonie und das Socialnetwork Facebook wurden 2003 bzw. 2004 in ihren ersten Zügen entwickelt.
Boom geht weiter
Die Internetgemeinde wuchs ausgehend von 36,7
Millionen Rechnern mit Internet-Verbindung im Jahr 1998 stetig an: Nach 110
Millionen PCs im Jahr 2001 waren im vergangenen Jahr laut Statistiken rund
625 Millionen Computer online.