Frauen und Minderheiten unterrepräsentiert - Forderung nach mehr Datensouveränität.
Der als Vater des Internets geltende britische Physiker Tim Berners-Lee
blickt kritisch auf den heutigen Zustand des Netzes. "Das gegenwärtige Web wird von reichen weißen Männern dominiert", sagte der 64-Jährige dem Magazin "Zeit Wissen". "Frauen und Minderheiten sind unterrepräsentiert."
Zugleich gab Berners-Lee Einblicke in seine "Vision für eine alternative digitale Welt". Dort gebe es all die Nutzerdaten von heute, "aber die Nutzer selbst verfügen über sie". Sie hätten die volle Kontrolle darüber, wer Zugang zu den Daten hat. "Das wäre eine neue Welt. Wir sprechen über eine Zukunft, in der die Programme für Sie arbeiten, nicht für Amazon oder Apple."
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Web müsse der Menschheit dienen
"Wir müssen sicherstellen, dass das Web der Menschheit dient", betonte der 64-Jährige. "Ich schätze, dass wir in der neuen Datenwelt eine reichhaltige Vielfalt etwa von unterschiedlichen indigenen Kulturen sehen werden." Vielleicht werde es auch neue Übersetzungssysteme geben, "die einen Blick in andere Kulturen öffnen, der uns bisher versperrt ist. Das wäre sehr spannend."
Berners-Lee hatte im März 1989 einen Vorschlag für sein Datenaustauschsystem World Wide Web (WWW) präsentiert. Hintergrund war der Wunsch, den Datenaustausch unter Forschern zu vereinfachen. Mit seiner Idee schuf er jedoch zugleich die Grundlage für das heutige Internet, das die Kommunikation von Milliarden Menschen revolutionierte.