Aus dem Leben geschieden
Internet-Wunderkind (26) Aaron Swartz ist tot
13.01.2013
Reddit-Mitgründer und RSS-Co-Autor drohte lange Haftstrafe wegen Datenklaus.
Der Online-Aktivist und Mitgründer der populären Social-News-Webseite Reddit, Aaron Swartz (Bild oben), ist tot. Der 26-Jährige wurde am Samstag in seiner New Yorker Wohnung von seiner Freundin tot aufgefunden worden, berichtet "Spiegel Online" unter Berufung auf die "New York Times". Laut Nachrichtenagentur Reuters beging er Selbstmord durch Erhängen.
"Wunderkind"
Swartz galt als Wunderkind. Er war einer der Gründer der populären Social-News-Website Reddit. Nach der Übernahme von Reddit im Jahr 2006 durch den Condé Nast Verlag verließ er das Unternehmen. Als 14-Jähriger war Swartz Co-Autor der Spezifikation RSS 1.0. Seit Jahren setzte er sich für freien Zugang zu sämtlichen Inhalten des Internets und gegen Zensur ein.
"Aaron war eine unschlagbare Mischung aus politischer Weitsicht, technischen Fähigkeiten und Wissen über Menschen und Themen", schrieb sein Freund Cory Doctorow in einem Blog. Swartz habe lange unter Depressionen gelitten und schrieb über seine Probleme in einem Online-Account.
Spezielle Logik
Der Onkel von Swartz beschrieb den 26-Jährigen als einen Menschen, der mit einer speziellen Logik auf die Welt schaute. "Die Welt passte aber nicht immer in diese Logik", sagte Michael Wolf der "New York Times". "Aaron entwarf überraschend neue Dinge, die den Fluss von Informationen auf der ganzen Welt veränderten", sagte Susan Crawford, eine Professorin in New York. Sie hielt Swartz für Wunderkind - ein kompliziertes Wunderkind.
Datenklau
Im Jahr 2011 wurde Swartz wegen des mutmaßlichen Diebstahls mehrerer Millionen Wissenschaftsartikel aus dem Computerarchiv JSTOR ("Journal Storage") des Massachusetts Institute of Technology (MIT) festgenommen. Ermittler warfen ihm vor, dass er durch einen Einbruch in einen verschlossenen Schaltraum des MIT gelangt sei und dort Daten gestohlen habe. Insgesamt soll er 4,8 Millionen Dokumente heruntergeladen haben - einen beträchtlichen Anteil der gesamten Bibliothek.
Nach einer Vernehmung vor dem Bezirksgericht in Boston wurde er gegen Zahlung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt. Im Fall einer Verurteilung hätte Swartz eine Haftstrafe von bis zu 35 Jahren und eine Geldstrafe in Höhe von einer Million US-Dollar gedroht. Swartz selbst beharrte stets auf seiner Unschuld. Im Februar hätte das Verfahren gegen ihn beginnen sollen.