Apple-Handy
iPhone4-Problem wird zum Image-Debakel
15.07.2010
Eine neue Software soll die Empfangsprobleme beseitigen. Für Freitag hat der Konzern eine Pressekonferenz einberufen.
Während bei uns die Fans des Kulthandys noch immer auf den Verkaufsstart/Liefertermin warten reagiert Apple nun endlich auf die wachsende Kritik am neuen iPhone 4 und bereitet wie berichtet ein Software-Update vor. Außerdem kündigte das kalifornische Unternehmen für Freitag (15. Juli) überraschend eine Pressekonferenz an.
Software soll Abhilfe schaffen
Den Apple-Entwicklern wurde eine
erste Testversion des Betriebssystems
iOS 4.1 zur Verfügung gestellt. Dabei soll unter anderem die Darstellung
der Signalqualität auf dem Bildschirm präzisiert werden. Ob das
Software-Update den Fehler jedoch tatsächlich beseitigen wird, bleibt
abzuwarten. Denn schließlich handelt es sich hierbei um einen
Konstruktionsmangel, der auf der Hardware-Seite angesiedelt ist. In den USA
wurden aufgrund der Probleme bereits vor rund zwei Wochen die ersten Sammelklagen
gegen Apple eingereicht.
Heftige Kritik
Zuletzt ist aber auch immer wieder die
tatsächliche Empfangsqualität im Mobilfunknetz bemängelt worden. Die
amerikanische Verbraucherschutzorganisation Consumer Union kritisierte in
dieser Woche, dass es zu einem Signalverlust kommen kann, wenn das neue
Apple-Handy so in der Hand gehalten wird, dass ein entscheidender Teil der
integrierten Antenne verdeckt wird. Das US-Gegenstück zur deutschen "Stiftung
Warentest" - "Consumer Reports" - äußerte Zweifel
an der Erklärung von Apple, wonach es sich lediglich um eine
ungenaue Anzeige und keinen wirklichen Defekt handeln soll. Die Warentester
der einflussreichen US-Konsumentenzeitschrift fanden im Labor nämlich
heraus, dass die Empfangsleistung des iPhone 4 tatsächlich abfällt, wenn man
das Telefon in bestimmter Weise hält und dabei Teile des äußeren
Metallrahmens berührt. Dort sitzt die Antenne. "Wegen dieses
Problems können wir das iPhone 4 nicht empfehlen", schrieben die
Tester am Montag (12. Juli).
Image-Debakel
Das Image- und PR-Problem für Apple ist jedenfalls
jetzt schon enorm. Denn die Kunden, welche sich bereits einer Sammelklage
angeschlossen haben, werden auch nach dem Software-Update auf einen Wandel
des Geräts pochen. Apple hat die Probleme einfach zu lange ignoriert und
wollte sie zunächst sogar vertuschen.
In Amerika machen sich nun selbst Talkshow-Größen wie David Letterman über
Apples Verhalten lustig (siehe Video).
iPhone 4 als Apples Windows Vista?
Die Kritik am neuen iPhone
stößt bei der Konkurrenz auf offene Ohren. Auf einer Microsoft-Konferenz
verglich Chief Operating Officer (COO) Kevin Turner das iPhone 4 nach einem
Bericht der Zeitschrift "ComputerWorld" mit den Problemen des
eigenen Betriebssystems Windows Vista und sagte: "Es sieht so aus, als
ob das iPhone 4 ihr Vista sein könnte, und das finde ich ok."
Microsoft hat im Geschäft mit Smartphones Marktanteile eingebüßt, hofft nun
aber auf ein Comeback mit dem geplanten Betriebssystem
Windows Phone 7.
Rückruf
Das Apple bei der Pressekonferenz eine
Rückrufaktion ankündigen wird, ist eher unwahrscheinlich aber nicht
vollkommen ausgeschlossen. Ein Rückruf würde für den Konzern enorme Kosten
verursachen. Laut Analysten hat Apple bereits jetzt mehr als drei Millionen
iPhone 4 verkauft. Stattdessen könnte das Unternehmen den Käufern kostenlose
Schutzhüllen zur Verfügung stellen. Denn diese verringern die
Empfangsprobleme deutlich.
Warnungen missachtet
Des Weiteren gehen die Probleme mittlerweile
auch ins Geld. Die neuerlichen Negativschlagzeilen setzten die Aktie am
Donnerstag unter Druck. Das Papier fiel an der Nasdaq am Donnerstag im
frühen Handel unter die Schwelle von 250 Dollar (195 Euro). Konzernchef
Steve Jobs selbst soll schon früh über die Nachteile der neuartigen
Konstruktion im Bilde gewesen sein.
Laut der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg hat ein hochrangiger Ingenieur das Management im vergangenen Jahr gewarnt, dass eine außenliegende Antenne die Empfangsleistung schwächen könnte. Bloomberg nannte den Ingenieur namentlich. Auch einer von Apples Partnern unter den Mobilfunk-Betreibern hat demnach seine Sorgen geäußert.