Vorsätzlicher Betrug?
iPhone-Drosselung: Für Apple wird es eng
10.01.2018Milliardenklage: Verbraucherschützer vermuten eingebaute Produktalterung.
Wegen der Leistungsdrosselung bei älteren iPhone-Modellen droht Apple nun auch in Europa juristischer Ärger. Zuletzt hat der US-Konzern zwar die Preise für den Austausch von Akkus bei betroffenen Smartphones stark gesenkt , doch diese Maßnahme reicht vielen nicht aus. Aus diesem Grund leitete nun die französische Oberstaatsanwaltschaft Vorermittlungen gegen Apple ein, wie die Nachrichtenagentur AFP von Seiten der Ermittler erfuhr. Der Vorwurf lautet auf "programmierte Produktalterung" und Betrug. Im äußersten Fall droht Apple eine Strafe von bis zu fünf Prozent des Jahresumsatzes - das wären mehrere Milliarden Euro! Auch in den USA sind Kunden vor Gericht gezogen.
Die französische Justiz reagiert damit auf eine Anzeige der Verbraucherschutz-Organisation Hop (Halte a l'obsolescence programmée (Stopp der programmierten Produktalterung). Sie hat 2.600 Zeugenaussagen von Apple-Kunden gesammelt.
>>>Nachlesen: Sammelklage wegen iPhone-Drosselung
iPhone-Verkäufe künstlich angekurbelt
Hop wirft dem Konzern eine "globale Strategie" zum vorzeitigen Verschleiß seiner Produkte vor, um damit die Verkäufe von iPhones künstlich anzukurbeln. Hop-Anwalt Emile Meunier begrüßte das Vorgehen der Oberstaatsanwaltschaft: Es handle sich "um das erste Strafverfahren weltweit" gegen den US-Hersteller.
Apple äußerte sich auf AFP-Anfrage vorerst nicht zu den Vorwürfen. Der Konzern hatte im Dezember aber eingeräumt, dass ältere iPhone-Modelle per Software-Update gezielt verlangsamt werden. Dadurch solle verhindert werden, dass diese iPhones sich plötzlich ausschalteten, erklärte das Unternehmen und entschuldigte sich bei seinen Kunden. In den USA zogen dennoch mehrere Kunden vor Gericht, eine zivile Sammelklage gilt als möglich.
>>>Nachlesen: iPhone-Drosselung: Batteriewechsel jetzt billiger
EU-weit einzigartiges Gesetz
Das Verfahren in Frankreich wird durch ein Gesetz von 2015 ermöglicht, das EU-weit einzigartig ist: Es stellt die "geplante Obsoleszenz" von Produkten unter Strafe. Laut Gesetzestext sind dies "alle Techniken, mit denen ein Anbieter vorsätzlich die Lebensdauer eines Produktes verkürzt, damit die Austausch-Rate erhöht wird".
Verantwortlichen drohen nach diesem Gesetz bis zu zwei Jahre Haft, gegen das Unternehmen kann eine Strafe von bis zu fünf Prozent des Jahresumsatzes verhängt werden. Apple hatte Ende Dezember bestritten, dass seine Produkte ein solches eingebautes Verfallsdatum hätten.
Auch Epson im Visier
Auch dem Druckerhersteller Epson droht in Frankreich Ungemach: Die Staatsanwaltschaft in Nanterre westlich von Paris ermittelt seit Ende Dezember gegen die japanische Firma. In dem Fall geht es um Tintenpatronen, mit denen Kunden nach einer bestimmten Zeit nicht mehr drucken können, obwohl noch Tinte darin vorhanden ist.
Apple und Epson sind die ersten beiden Fälle, in denen das französische Gesetz zum Schutz der Verbraucher seine Wirksamkeit beweisen muss. Einige Experten halten es für schwierig, großen Unternehmen Vorsatz nachzuweisen.
>>>Nachlesen: Apple macht ältere iPhones langsamer