Tim Cook: "Entsperrung von iPhone wäre schlecht für die USA."
Apple
-Chef Tim Cook (rechts) will im Streit mit der US-Regierung um das Entsperren von iPhones mit Präsident Barack Obama (links) sprechen. Er wolle Obama die Argumente von Apple nahebringen, sagte Cook in einem halbstündigen Interview mit dem TV-Sender ABC. "Es geht nicht um dieses Telefon, es geht um die Zukunft", betonte er.
Der Konzern arbeitet laut Medienberichten unterdessen daran, das Aufknacken seiner Geräte und Systeme noch weiter zu erschweren. Apple wurde per Gerichtsbeschluss angewiesen, dem FBI beim Entsperren eines iPhones zu helfen, das von einem toten Attentäter genutzt worden war. Der Anhänger der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), Sayed Farook, und seine Frau hatten Anfang Dezember 14 Menschen im kalifornischen San Bernardino getötet. Apple weigert sich mit der Begründung, dafür müsse erstmals eine Software geschrieben werden, mit der man die Zugangssperre aushebeln könne - und die Folgen dieses Schritts seien zu gefährlich.
"Wenn ein Gericht von uns verlangen kann, eine solche Software zu schreiben, bedenken Sie, was sie noch von uns fordern könnten - vielleicht ein Betriebssystem für Überwachung oder die Möglichkeit, die Kamera einzuschalten", sagte Cook. Nach Apple könnten auch andere Anbieter genauso betroffen sein: "Wir wissen nicht, wo das endet." Das Smartphone des Attentäters zu entschlüsseln wäre deshalb "schlecht für Amerika", so Cook. Es gehe bei dem Streit mit der Bundespolizei FBI nicht um ein einzelnes iPhone. "Es geht um die Zukunft", sagte Cook.
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Uralt-Gesetz
Apple stört sich unter anderem daran, dass die rechtliche Grundlage für die Anweisung ein Gesetz aus dem 18. Jahrhundert ist, das Richtern die Befugnis gibt, alle nötigen Maßnahmen anzuordnen. Wenn es erst einmal einen solchen Präzedenzfall gebe, könnten andere Gerichte ihn vielleicht auch auf Scheidungs- oder Steuerfälle anwenden, sagte Cook und warnte vor einem "Trampeln auf Bürgerrechten". Apple sei bereit, den Fall bis hin zum Obersten Gericht der USA durchzufechten, denn "das ist nicht das, was in Amerika passieren sollte".
Die Frage müsse im üblichen öffentlichen Verfahren mit einem neuen Gesetz geregelt werden, forderte er. Apple mache sich zudem Sorgen, dass sobald es die vom FBI erwünschte Software gäbe, auch Online-Kriminelle alles daran setzen würden, sie in die Finger zu bekommen. Für Apple kann der Fall politisch heikel werden, Politiker warfen dem Konzern bereits vor, die Privatsphäre eines toten Terroristen über die nationale Sicherheit zu stellen. In einer Umfrage meinte gut jeder Zweite, Apple müsse nachgeben.
Die US-Behörden hatten erklärt, Apple könne das Programm auch vernichten, sobald das Telefon des Attentäters entsperrt sei. Zugleich geht aus Gerichtsunterlagen hervor, dass seit Herbst in mehreren Kriminalfällen bereits Anträge auf Hilfe beim Entsperren von einem Dutzend Apple-Handys gestellt wurden. Apple und Google verschlüsseln Daten auf den Geräten inzwischen so, dass sie nur für die Nutzer erreichbar sind. Die Unternehmen selbst haben keinen Zugriff darauf - und können damit auch Behörden nichts geben. Das ist Ermittlern schon lange ein Dorn im Auge.
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Verschlüsselung soll noch besser werden
In dieser Situation wolle Apple seine Geräte noch schwerer zu knacken machen, berichteten die "New York Times" und die "Financial Times" in der Nacht auf Donnerstag. Unter anderem gehe es darum, auch die Daten im Speicherdienst iCloud so zu verschlüsseln, dass sie nicht mehr für das Unternehmen und die Behörden zugänglich wären, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Cook bekräftigte auch, dass Apple nicht bereit ist, eine Software zum Entsperren von iPhones zu entwickeln. Eine solche Software wäre "wie Krebs", sagte Cook.
Der Fall hat in den USA zu einer neuen Debatte über Verschlüsselung und Sicherheit geführt. Unterstützt wird Apple von Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Firmen wie Google, Yahoo, Mozilla und Twitter. Cook kündigte indes an, den Fall auch bis vor den Obersten Gerichtshof bringen zu wollen.
CIA-Chef John Brennan stellte sich hinter das FBI. Das FBI sei "eindeutig im Recht", wenn es im Zuge von Ermittlungen erfahren wolle, was in dem Smartphone stecke, sagte Brennen am Mittwoch dem US-Radiosender NPR. Es dürfe "keinen Ort" geben, "wo Terroristen oder Kriminelle oder Leute, die das Gesetz brechen wollen, vollkommen straffrei" ausgingen.
>>>Nachlesen: Streit mit FBI: Pro-Demo für Apple
© APA/AFP/PAUL J. RICHARDS
Demonstranten unterstützen Apple im Streit mit Justizbehörden.
© Reuters
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