Wenn es nach diesem Test geht, sind alle Facebook-User Genies.
"Tolle Leistung! Du bist unter den besten 3% der Bevölkerung" - über dieses oder ähnliches Lob freuen sich Tausende und posten ihre "tolle Leistung" auf Facebook. Ein Pseudo-IQ-Test macht in dem sozialen Netzwerk derzeit Furore. Wenn es nach dem Online-Test geht, dürfte sich auf Facebook die geistige Elite der Menschheit tummeln. Denn in seiner Bewertung scheint der Intelligenztest äußerst großzügig, Werte von über 120 Punkten sind eher die Regel, als die Ausnahme.
Wissenschaftliche Sensation?
Da der durchschnittliche Intelligenzquotient per definitionem aber bei 100 Punkten liegt, ist klar: Die Aussagekraft des beliebten Schnelltests kann so groß nicht sein. Würde der durchschnittliche IQ eines Facebook-Nutzers tatsächlich bei ca. 120 Punkten liegen - es wäre eine wissenschaftliche Sensation.
Ein Blick auf den Online-Test, der auf der Seite www.memorado.net abzurufen ist, zeigt die Problematik: Er ist in 5 Minuten absolviert, beinhaltet nur einige wenige einfache Aufgabenstellungen und wird automatisiert ausgewertet. Die Spaß-Anwendung ist, auf Österreichisch, nur "ein guter Schmäh".
Intelligenzquotient nicht unumstritten
Ein "echter" IQ-Test wird unter der Aufsicht von speziell geschultem Personal durchgeführt, dauert in der Regel länger als eine Stunde und beinhaltet einen umfassenden Aufgabenkatalog. Auch die Auswertung eines solchen Tests ist Experten vorbehalten. Und: Selbst hochprofessionelle Tests wie etwa der sogenannte "I-S-T 2000R" sind nicht unumstritten. Denn die Intelligenz eines Menschens in einer Zahl anzugeben, sei grundsätzlich problematisch, so die Kritik.
Altersabfrage fehlt
"Der Test ist nicht sehr aussagekräftig. Er ist viel zu kurz und enthält keine Normierung. Eigentlich schaut man sich immer an, wie die Testergebnisse im Verhältnis zum Ergebnis von Gleichaltrigen sind", kritisiert Claudia Resch, Geschäftsführerin des österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung, im Gespräch mit Radio Ö24. Es müsse also jedenfalls eine Altersabfrage vor dem Test stattfinden, so Resch.
Über die Jahre sei der Durchschnitts-IQ in Österreich tendentiell gestiegen, sagt Resch. Das hänge unter anderem mit einer besseren Schulbildung zusammen. Damit der IQ seine Aussagekraft behalte, müsse der Durchschnitt aber immer bei 100 liegen. Daher, erklärt Resch, werden IQ-Tests regelmäßig auf den Schnitt der Bevölkerung genormt.