Der eigene Name wurde im Web angeschwärzt? Abhilfe schaffen sogenannte Reputations-Manager.
Die Täter agieren im Verborgenen, und sie kennen keine Skrupel. Immer häufiger kommt es im Internet zu Verleumdung und Schikane. Waren die Opfer diesen Schmutzkampagnen bisher relativ schutzlos ausgeliefert, so nehmen es nun in den USA sogenannte Image-Manager mit den Online-Mobbern auf. Sie heften sich an die Fersen der Täter und versuchen, den guten Ruf ihrer Klienten wiederherzustellen.
Attacken im Netz
"Wir beobachten, dass im Netz Missetäter am Werk
sind, die solche Attacken lancieren - mit gravierenden Folgen für die
Menschen im Internet und ihren guten Ruf jenseits des Internets", sagt
Danielle Citron, Jus-Professorin an der Universität Maryland. In der
Anonymität des Webs fühlten die Täter sich stark.
Kosmetische Korrektur für beschädigte Namen
Auch
Christine Schiwietz kennt das Problem. Die Soziologieprofessorin der
Georgetown Universität in Washington ist Mitbegründerin des "International
Reputation Management" (IRM). Die IRM-Image-Manager kommen immer dann ins
Spiel, wenn Gesetze versagt haben. Schiwietz spricht von einer Art
kosmetischer Korrektur für beschädigte Namen im weltweiten Netz - mit
"digitalem Botox".
"Auto-Admit-Skandal"
Ein Fall von Online-Mobbing hatte
kürzlich in den USA unter dem Namen "Auto-Admit-Skandal" für Schlagzeilen
gesorgt. Dabei war eine Gruppe von Jus-Studentinnen an der angesehenen
Yale-Universität im Netz schikaniert worden. "Auto Admit war angeblich eine
Internet-Seite mit Tipps fürs Jus-Studium. Sie verkam aber zu einem Forum,
in dem namentlich genannte Studentinnen terrorisiert wurden", erzählt Citron.
Die Mobber traten unter Pseudonymen auf, beleidigten die Frauen als "Huren" oder warfen ihnen Abtreibungen vor. Sogar Vergewaltigungs- und Todesdrohungen stellten sie ins Netz. Die Opfer nahmen schließlich die Hilfe der Reputations-Manager ("Reputation Defender") in Anspruch und haben inzwischen Klage gegen die Übeltäter eingereicht. Das Geld dafür stellt "Reputation Defender" zur Verfügung.
Online-Mobbing soll wie Ku-Klux-Klan sein
Citron vergleicht das
Online-Mobbing mit der Mentalität des Ku-Klux-Klans. "Wenn man in einer
Menschenmenge ist, wo Leute dieselbe negative Ansicht haben und man sich in
der Anonymität weiß, dann macht man Dinge, die man ohne Maske und Kapuze nie
im Traum machen würde", sagt die Wissenschaftlerin.
Kein Gesetz, um Mobber zur Rechenschaft zu ziehen
Die Mobber
terrorisieren ihre Opfer meist unter falschem Namen. Sie müssen sich oft
nicht registrieren oder sie nutzen Technologien, die ihre Spuren verwischen.
Selbst wenn sie enttarnt werden, hapert es an effektiven Gesetzen. So haben
die Opfer von Online-Mobbing vor US-Gerichten bisher nur wenig
Wiedergutmachung erfahren. "Das Gesetz erlaubt es den Opfern nicht, die
Betreiber der Seiten zur Rechenschaft zu ziehen, weil die das Zeug nicht
selbst schreiben", erklärt Citron.
Diese Image-Berater empfehlen unterdessen jedem, sich vorsorglich gegen mögliche Schikane im Internet zu wappnen. "Es wird immer wichtiger zu wissen, was da draußen alles über einen kursiert", sagt Nino Kader von IRM.
"Jeder wird gegoogelt"
So überprüfen die Image-Berater
immer als erstes, was die Suchmaschine Google über ihre Kunden ausspuckt.
"Wenn Du nicht gerade ein Einsiedler bist, wirst Du gegoogelt", sagt
Schiwietz. Laut IRM werden pro Sekunde rund 10.000 Google-Anfragen
gestartet, und mit dem Siegeszug der Taschencomputer sollen es bald doppelt
oder dreimal so viele werden.
Als zweites versucht IRM, die Internet-Hinterlassenschaften aufzupolieren. Dabei wird versucht, die guten Nachrichten in den Google-Resultaten so weit wie möglich nach oben zu verschieben. "Leute bauen ihren ersten Eindruck immer stärker darauf auf, was sie im Internet sehen. Aber nur wenige gehen über die ersten fünf Google-Resultate hinaus", sagt Kader.
Negative Artikel verfolgen einen auf Jahre
Einer, der etwas
digitales Botox nötig hätte, ist der 34-jährige Michael. Seine Geschichte
wird in einem Buch des Washingtoner Jus-Professors Daniel Solove zur
Intimsphäre im Internet erzählt. Michael saß als Teenager einmal ganz kurz
im Gefängnis und hatte darüber Artikel geschrieben. "Diese Artikel
verfolgten ihn. Sie tauchten jedesmal auf, wenn jemand seinen Namen
googelte", schreibt Solove. Und Michael wunderte sich, dass sich ein
potenzieller Arbeitgeber nach vielversprechenden Vorstellungsgesprächen
nicht mehr meldete.