Internet-Schikanen

Kampf dem Online-Mobbing

11.02.2008

Der eigene Name wurde im Web angeschwärzt? Abhilfe schaffen sogenannte Reputations-Manager.

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© AP Photo/Mark Lennihan
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Die Täter agieren im Verborgenen, und sie kennen keine Skrupel. Immer häufiger kommt es im Internet zu Verleumdung und Schikane. Waren die Opfer diesen Schmutzkampagnen bisher relativ schutzlos ausgeliefert, so nehmen es nun in den USA sogenannte Image-Manager mit den Online-Mobbern auf. Sie heften sich an die Fersen der Täter und versuchen, den guten Ruf ihrer Klienten wiederherzustellen.

Attacken im Netz
"Wir beobachten, dass im Netz Missetäter am Werk sind, die solche Attacken lancieren - mit gravierenden Folgen für die Menschen im Internet und ihren guten Ruf jenseits des Internets", sagt Danielle Citron, Jus-Professorin an der Universität Maryland. In der Anonymität des Webs fühlten die Täter sich stark.

Kosmetische Korrektur für beschädigte Namen
Auch Christine Schiwietz kennt das Problem. Die Soziologieprofessorin der Georgetown Universität in Washington ist Mitbegründerin des "International Reputation Management" (IRM). Die IRM-Image-Manager kommen immer dann ins Spiel, wenn Gesetze versagt haben. Schiwietz spricht von einer Art kosmetischer Korrektur für beschädigte Namen im weltweiten Netz - mit "digitalem Botox".

"Auto-Admit-Skandal"
Ein Fall von Online-Mobbing hatte kürzlich in den USA unter dem Namen "Auto-Admit-Skandal" für Schlagzeilen gesorgt. Dabei war eine Gruppe von Jus-Studentinnen an der angesehenen Yale-Universität im Netz schikaniert worden. "Auto Admit war angeblich eine Internet-Seite mit Tipps fürs Jus-Studium. Sie verkam aber zu einem Forum, in dem namentlich genannte Studentinnen terrorisiert wurden", erzählt Citron.

Die Mobber traten unter Pseudonymen auf, beleidigten die Frauen als "Huren" oder warfen ihnen Abtreibungen vor. Sogar Vergewaltigungs- und Todesdrohungen stellten sie ins Netz. Die Opfer nahmen schließlich die Hilfe der Reputations-Manager ("Reputation Defender") in Anspruch und haben inzwischen Klage gegen die Übeltäter eingereicht. Das Geld dafür stellt "Reputation Defender" zur Verfügung.

Online-Mobbing soll wie Ku-Klux-Klan sein
Citron vergleicht das Online-Mobbing mit der Mentalität des Ku-Klux-Klans. "Wenn man in einer Menschenmenge ist, wo Leute dieselbe negative Ansicht haben und man sich in der Anonymität weiß, dann macht man Dinge, die man ohne Maske und Kapuze nie im Traum machen würde", sagt die Wissenschaftlerin.

Kein Gesetz, um Mobber zur Rechenschaft zu ziehen
Die Mobber terrorisieren ihre Opfer meist unter falschem Namen. Sie müssen sich oft nicht registrieren oder sie nutzen Technologien, die ihre Spuren verwischen. Selbst wenn sie enttarnt werden, hapert es an effektiven Gesetzen. So haben die Opfer von Online-Mobbing vor US-Gerichten bisher nur wenig Wiedergutmachung erfahren. "Das Gesetz erlaubt es den Opfern nicht, die Betreiber der Seiten zur Rechenschaft zu ziehen, weil die das Zeug nicht selbst schreiben", erklärt Citron.

Diese Image-Berater empfehlen unterdessen jedem, sich vorsorglich gegen mögliche Schikane im Internet zu wappnen. "Es wird immer wichtiger zu wissen, was da draußen alles über einen kursiert", sagt Nino Kader von IRM.

"Jeder wird gegoogelt"
So überprüfen die Image-Berater immer als erstes, was die Suchmaschine Google über ihre Kunden ausspuckt. "Wenn Du nicht gerade ein Einsiedler bist, wirst Du gegoogelt", sagt Schiwietz. Laut IRM werden pro Sekunde rund 10.000 Google-Anfragen gestartet, und mit dem Siegeszug der Taschencomputer sollen es bald doppelt oder dreimal so viele werden.

Als zweites versucht IRM, die Internet-Hinterlassenschaften aufzupolieren. Dabei wird versucht, die guten Nachrichten in den Google-Resultaten so weit wie möglich nach oben zu verschieben. "Leute bauen ihren ersten Eindruck immer stärker darauf auf, was sie im Internet sehen. Aber nur wenige gehen über die ersten fünf Google-Resultate hinaus", sagt Kader.

Negative Artikel verfolgen einen auf Jahre
Einer, der etwas digitales Botox nötig hätte, ist der 34-jährige Michael. Seine Geschichte wird in einem Buch des Washingtoner Jus-Professors Daniel Solove zur Intimsphäre im Internet erzählt. Michael saß als Teenager einmal ganz kurz im Gefängnis und hatte darüber Artikel geschrieben. "Diese Artikel verfolgten ihn. Sie tauchten jedesmal auf, wenn jemand seinen Namen googelte", schreibt Solove. Und Michael wunderte sich, dass sich ein potenzieller Arbeitgeber nach vielversprechenden Vorstellungsgesprächen nicht mehr meldete.

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