Apple war lange bekannt dafür, jährlich neue Versionen seiner beliebten Produkte wie iPhone und Mac vorzustellen. Dies geschah meist mit großem Medienrummel im Herbst, genauer gesagt im September oder Oktober.
Doch nun vollzieht der Tech-Gigant aus Cupertino (Kalifornien, USA) eine deutliche Kursänderung. Der Grund dafür: Die Produktpalette ist zu umfangreich geworden, was die internen Abläufe belastet und Änderungen erforderlich macht. Ein Insider-Bericht von Mark Gurman vom renommierten Wirtschaftsmagazin „Bloomberg“ wirft ein Schlaglicht auf die Hintergründe dieser Entwicklungen.
Apples neue Strategie: Weniger ist mehr?
Seit Jahren dominierte bei Apple eine klare Strategie: Jedes Jahr kommen neue Versionen der bekannten Geräte auf den Markt. Doch diese Zeit scheint sich nun dem Ende zu nähern. Die wachsende Anzahl an Produkten führt dazu, dass die internen Kapazitäten der Apple-Mitarbeiter zunehmend ausgelastet sind. Dies hat zur Folge, dass das Unternehmen gezwungen ist, von seinem bisherigen Plan abzurücken.
Für die Apple Watch Ultra 2 wurde bereits in diesem Jahr nur eine neue Farbe vorgestellt.
Ein entscheidendes Problem ist, dass Apple nicht für jedes Produkt separate Teams hat. So entwickelt zum Beispiel das Audio-Team nicht nur Kopfhörer, sondern ist auch für die Akustik anderer Produkte wie Mac, iPhone und Apple Watch verantwortlich. Wenn bei einem dieser Geräte technische Probleme auftreten, verzögern sich oft auch die Arbeiten an anderen Produkten.
Dies betrifft ebenso die Software-Teams, die gleichzeitig an den Betriebssystemen für iPhones, iPads, Macs und andere Geräte arbeiten.
Ein Blick auf die jüngsten Veränderungen
Schon im letzten Jahr hat Apple seinen strikten Zeitplan gelockert. Im Mai 2023 wurden etwa neue iPads präsentiert, und einen Monat später, im Juni 2023, folgte das neue 15 Zoll MacBook Air. Diese Verschiebungen waren nicht die einzigen Anzeichen dafür, dass Apple von seiner üblichen Herbst-Routine abweicht. Laut dem Insider-Bericht wird es in Zukunft noch häufiger zu solchen Abweichungen kommen.
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Ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, vor denen Apple steht, ist die Vorstellung des neuen iPhone 16. Obwohl es vor etwa vier Wochen offiziell präsentiert wurde, fehlt bis heute eine der am meisten erwarteten Funktionen: die Künstliche Intelligenz, auch bekannt als „Apple Intelligence“. Diese sollte ursprünglich eine der herausragenden Neuerungen des iPhone 16 werden, wurde jedoch noch nicht integriert. Bis jetzt gibt es keinen klaren Termin, wann diese Funktion tatsächlich verfügbar sein wird. Ein Grund dafür ist unter anderem ein Datenschutzkonflikt mit der EU, der die Einführung verzögert.
Verzögerungen und enttäuschte Erwartungen
Früher hätte Apple es vermieden, Funktionen anzukündigen, die noch nicht einsatzbereit sind. Heute scheint sich diese Strategie geändert zu haben. Analysten gehen davon aus, dass die fehlende „Apple Intelligence“ dazu führt, dass das iPhone 16 schlechter verkauft wird als das iPhone 15 (einschließlich der Pro-Modelle), das im letzten Jahr auf den Markt kam. Trotz dieser Rückschläge bleibt das iPhone das wichtigste Produkt von Apple. Es wird erwartet, dass zumindest die jährliche Vorstellung eines neuen iPhones weiterhin im Herbst stattfinden wird. Dafür sprechen starke finanzielle, wettbewerbs- und marketingtechnische Überlegungen.
Ausblick auf andere Apple-Produkte
Während die jährlichen iPhone-Vorstellungen weiterhin Bestand haben dürften, könnten andere Produkte wie die Apple Watch, das iPad und der Mac in Zukunft weniger strenge Release-Zyklen erhalten. Apple scheint hier flexibler agieren zu wollen, um besser auf die internen Herausforderungen und die Bedürfnisse der Kunden reagieren zu können.