Chef kündigt Ende an
Keine Blackberrys mehr für Privatkunden
30.03.2012
RIM will seine Mobiltelefone nur noch an Unternehmen verkaufen.
Die Krise beim Blackberry-Anbieter RIM (Research In Motion) spitzt sich weiter zu. Das vergangene Quartal fiel mit einem Umsatzeinbruch und roten Zahlen erneut enttäuschend aus. Der aus Deutschland stammende neue Chef Thorsten Heins
kündigte jetzt große Änderungen an. In Zukunft sollen Blackberry-Smartphone nicht mehr an Privatpersonen verkauft werden. Stattdessen will sich das Unternehmen voll und ganz auf die Firmenkunden konzentrieren. Damit gesteht sich RIM ein, den Kampf
gegen Android, iOS und Windows Phone um Privatanwender verloren zu haben.
Trend verschlafen
Die kanadische Firma kämpft schon seit einiger Zeit mit schweren Absatzproblemen. Heins soll das Steuer herumreißen. RIM prüft nach seinen Worten auch diverse "strategische Möglichkeiten" inklusive Partnerschaften
und Gemeinschaftsunternehmen. Einer von Heins' Vorgängern, der langjährige Co-Chef Jim Balsillie, dem Investoren die Mitverantwortung an der aktuellen Misere ankreiden, verlässt jetzt auch den Verwaltungsrat. RIM hatte lange den Trend zu Touchscreen-Handys ignoriert und sich an seine klassischen Modelle mit kleinem Bildschirm und kompletter Tastatur geklammert. Die Blackberrys waren einst vor allem bei Unternehmen und Behörden als mobile E-Mail-Geräte populär. Doch dann kamen das iPhone und Telefone mit Googles Betriebssystem Android und der RIM-Marktanteil ging auf Talfahrt. Der Absatz fiel jetzt allein im Vergleich zum Vorquartal um 21 Prozent auf 11,1 Millionen Geräte.
Neues Betriebssystem soll Wende bringen
Heins hofft weiterhin auf das nächste Betriebssystem Blackberry 10, das nach mehreren Verzögerungen nun bis Ende des Jahres erscheinen soll. Im Mai sollen erste Prototypen präsentiert werden. Heins will die Stärke im Unternehmensgeschäft wiedergewinnen und verwies auf eine weiterhin wachsende Basis von 77 Millionen Blackberry-Kunden.
Tablet ist auch ein Ladenhüter
RIM lieferte in dem Quartal 500.000 seiner Playbook-Tablets
aus. Zum Vergleich: Apple verkaufte in seinem vergangenen Geschäftsquartal bis Ende Dezember 15,4 Millionen iPads. Eine hohe Abschreibung auf die Playbook-Lagerbestände hatte RIM einmal bereits die Zwischenbilanz vermiest.
Der Umsatz brach im letzten Quartal um ein Viertel auf 4,19 Mrd. US-Dollar (3,2 Mrd. Euro) ein, wie das kanadische Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Unterm Strich gab es in dem Anfang März abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal einen Verlust von 125 Mio. Dollar nach 934 Mio. Dollar Gewinn ein Jahr zuvor.