Vater des Internets:

"Klarnamenzwang im Web ist schlecht"

06.03.2013

Preisgabe des echten Namens führe zu schärferer Zensur im WWW.

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Der auch als "Vater des Internets" bekannte Google-Berater Vint Cerf hat davor gewarnt, Nutzer in sozialen Netzwerken zur Preisgabe ihres echten Namens zu zwingen. "Reale Namen zu verwenden ist zwar nützlich", sagte der 69-Jährige, "Ich glaube aber nicht, dass die Leute dazu gezwungen werden sollten. Und ich denke nicht, dass wir das tun." Gerade Google hat allerdings in der Vergangenheit alles getan, um bei seinem sozialen Netzwerk Google+ und anderen Diensten eine Identitätsnachweis über reale Namen zu erreichen.

Pseudonyme
Cerf räumte ein, diese Politik habe bei Google zu hitzigen Debatten geführt. Die Bedenken hält er aber für übertrieben: Google biete derzeit für einige Nutzer die Möglichkeit, Pseudonyme zu verwenden und damit eine "angemessene" Wahl in der Frage, wie sich User darstellen. Google hatte zuletzt seine Nutzer verstärkt ermutigt, ihre verschiedenen Anmeldungen bei YouTube, Gmail und anderen Angeboten in ein einziges Konto, eine einzige "Identität", bei Google+ zu überführen - unter Verwendung des echten Namens.

Die Frage nach der Online-Identität treibt derzeit viele Internet-Nutzer um - einschlägige Technologie-Foren sind voll mit Kommentaren dazu. Google und Facebook führen das Lager derer an, die durch die Nennung echter Namen für mehr Transparenz im Web eintreten. Cerf sagte, Google werde seine Politik aber nicht in Ländern mit Regimen umsetzen, in denen Menschen durch die Preisgabe ihres echten Namens in "fatale Schwierigkeiten" geraten könnten. Aber in vielen anderen Fällen sollte die Authentifizierung durch echte Namen vorangetrieben werden.

Gegen Zensur im Web
Cerf ist schon länger alarmiert, auch angesichts einer punktuell immer schärferen Zensur im Web. Einige Länder gehen gezielt gegen Internet-Anonymität vor, um den politischen Diskurs im Netz kontrollieren zu können. Doch Kritiker werfen gerade Google und Facebook vor, die Preisgabe der Namen ihrer Nutzer zu erzwingen, damit sie so wertvolle private Daten über die Nutzer und ihre Vorlieben sammeln können. Beide Firmen machen ihr Geld zum Großteil mit Werbeanzeigen - und diese lassen sich zielgerichteter und damit teurer verkaufen, je mehr Informationen über die Nutzer vorliegen.

Cerf hatte in den 1970er Jahren die Internet-Protokolle miterfunden, die dem World Wide Web zugrunde liegen. Er lehrte in Stanford und arbeitete in technologischen Forschungsfragen mit der US-Regierung zusammen. 2005 kam er als "Chief Internet Evangelist" zu Google. Cerf selbst nutzt zwei Google+-Accounts - einen privat und einen für die Arbeit. "Ich bin auch bei Facebook, aber ich finde das weniger nützlich", sagte er.

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