Kampf der Internet-Sucht: Psychiatrische Behandlung gegen Computer-Abhängigkeit
Mit der neuen Therapie-Methode reagieren die Ärzte auf eine neue, sich stark verbreitende Krankheit - das römische Krankenhaus "Agostino Gemelli" bietet erstmals eine psychiatrische Behandlung für Personen, die unter Computer-Abhängigkeit leiden.
Verlauf ähnlich wie bei Drogensüchtigen
"Wir
behandeln Patienten, die sogar im Urlaub keine zwei Stunden verbringen
können, ohne zu kontrollieren, ob sie in Facebook kontaktiert worden sind.
Es handelt sich um Menschen, die wie Drogensüchtige vom Computer komplett
abhängig sind und die ganze Nacht im Internet surfen", sagte der
Psychiater Federico Tonioni, nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Corriere
della Sera" am Montag.
Viele Patienten leiden an tiefer Eifersucht und kontrollieren heimlich E-Mails und Facebook-Kontakte ihrer Ehefrau oder Freundin. "Internet ist eine neue Droge, die von der Realität entfremdet. Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren entwickeln eine neue Art zu denken und zu kommunizieren. Die sozialen Kontakte reduzieren sich und viele junge Menschen sperren sich in ihrer Wohnung mit dem Computer ein", meinte der Psychiater. Die Gefahr sei die Schaffung einer autistischen Welt, in der jeder vollkommen isoliert ist.
Handy-User sind ebenfalls betroffen
Auch Mobiltelefone können zu
einer Manie werden. Italienische Psychiater haben bereits das sogenannte
Handy-Syndrom in die Liste obsessiver Verhaltensstörungen eingetragen.
Betroffene leiden unter einer zwangshafte Abhängigkeit von ihren Telefonen.
Wenn das Gerät zu wenig Ladung hat oder nicht funktioniert, geraten die
Menschen in Panik. "Handy-Syndrom"-Patienten verzichten auf das
Kino, weil das Mobilfunktelefon dort nicht eingeschaltet werden darf, sie
benutzen die Geräte zur Überwachung des Partners und kontrollieren ihr Handy
sogar in der Nacht auf neue SMS.
Das "Handy-Syndrom" wurde von der italienischen Gesellschaft zur Behandlung von Zwangsverhalten als neue Störung eingestuft und damit Shopping-Manie oder der Abhängigkeit von Glücksspielen gleichgesetzt. Hinter dem Handy-Syndrom stecke große Unsicherheit und ein zwanghaftes Kontrollbedürfnis, betonte Massimo Biondi, Psychiater an der römischen Universität "La Sapienza".