Mit mobiler Werbung via Apps will Apple den Werbemarkt aufmischen.
Einst waren Apple und Google gute Freunde. Der eine beglückte seine Fans mit Musikspielern, Computern und Handys, der andere scheffelte unendlich viel Geld mit seiner Suchmaschine. Doch die Zeiten des friedlichen Miteinanders sind vorbei. Die beiden Technologiegiganten sind zu erbitterten Konkurrenten geworden. Nun zapft Apple auch noch die Lebensader von Google an: den milliardenschweren Werbemarkt im Internet.
Werbemarkt
Apple-Chef Steve Jobs ließ die Bombe am späten
Donnerstag platzen: Vom Sommer an will Apple an der Werbung auf seinem
populären iPhone-Handy, seinem iPad-Computer und dem Musikspieler iPod Touch
mitverdienen. Mit iAd werden starre Anzeigen oder bewegte Bilder bei den oft
kostenlosen Zusatzprogrammen - den sogenannten Apps - eingeblendet. 40
Prozent der Werbeeinnahmen zwackt Apple ab.
Gigantisches Geschäft
Bei mittlerweile mehr als 85 Mio.
verkauften Geräten und mehr als 4 Mrd. heruntergeladenen Apps lockt ein
gigantisches Geschäft, das der umtriebige Elektronikkonzern bisher Dritten
überlassen hatte. Einer der Anbieter von Werbung auf mobilen Geräten ist
AdMob, um deren Übernahme sich Google gerade bemüht.
"Die Leute suchen auf einem mobilen Gerät nicht genauso wie auf einem Gerät daheim", sagte Jobs am Firmensitz im kalifornischen Cupertino. "Sie nutzen Apps, um ins Internet zu gehen." Die Worte treffen Google ins Herz. Denn der Suchmaschinen-Primus finanziert sich eben durch Werbeanzeigen, die neben den Trefferlisten stehen.
Freundschaft vorbei
Vor drei Jahren, bei der Vorstellung des
ersten iPhones, war die Welt noch in Ordnung. Damals arbeiteten die beiden
Unternehmen noch Hand in Hand, um Googles Internetsuche und Landkarten auf
das Smartphone zu bringen. Google-Chef Eric Schmidt war mit auf der Bühne,
als Apple-Chef Jobs seinen neuesten Coup präsentierte. Die Zusammenarbeit
sei so eng gewesen, dass man die Firmen gleich zu "AppleGoo" fusionieren
könnte, scherzte Schmidt und lobte das iPhone in den höchsten Tönen: "Dieses
Produkt wird heiß." Jobs grinste bis über beide Ohren.
Die Begebenheit, an die die "New York Times" erinnerte, wäre heute undenkbar. Zu viel ist seitdem geschehen: Google hat mit dem Nexus One ein eigenes Smartphone herausgebracht und jede Menge anderen Modellen mit seinem Betriebssystem Android Leben eingehaucht. Ein Affront für Apple. "Wir sind nicht ins Suchgeschäft eingestiegen. Sie sind ins Telefongeschäft eingestiegen", soll Jobs seiner Mannschaft vor einigen Monaten gesagt haben.
Klage wegen Smartphone
Apple schoss zurück und verklagte den
Google-Partner und Smartphone-Hersteller HTC. Und nun also der Einstieg in
das für Google existenzielle Werbegeschäft. Die Lage dürfte sich sogar noch
zuspitzen: Schon seit Monaten spekulieren Branchenkenner darüber, dass Apple
den Suchanbieter auf dem iPhone wechseln könnte. Im Gespräch ist
ausgerechnet der ewige Google-Konkurrent Microsoft mit seiner Suchmaschine
Bing.
Nach außen gibt sich Google gelassen, doch intern dürfte es brodeln. Denn alles, was Apple-Chef Jobs in den vergangenen Jahren angepackt hatte, ist zu Gold geworden. Google musste dagegen einige Rückschläge verkraften. Die Wirtschaftskrise belastete das Anzeigengeschäft, in China droht der Rauswurf und das Nexus-One-Handy verkauft sich nur schleppend.
Eine friedliche Lösung des Zwists zwischen den einstigen Partnern scheint ausgeschlossen, zu tief sind die Gräben mittlerweile. Das zeigt auch der Fall AdMob. "Wir haben versucht, AdMob zu kaufen", sagte Jobs. "Google ist gekommen und hat sie uns weggeschnappt, nur weil sie nicht wollten, dass wir sie haben."