Justiz schuld?

Kritik nach Tod des Internet-Wunderkinds

14.01.2013


Auf den 26-jährigen Aaron Swartz wartete ein Datenschutz-Prozess.

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© Reuters
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Der Selbstmord des Internet-Aktivisten und Programmierers Aaron Swartz (Bild oben) hat die Online-Gemeinde aufgewühlt. Das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) kündigte eine eigene Untersuchung an, bei der die Rolle der Forschungseinrichtung in den juristischen Problemen durchleuchtet werden soll. Der seit Jahren mit Depressionen kämpfende 26-Jährige hatte sich am Freitag das Leben genommen.

Prozess wegen Datenklaus
Gegen Swartz sollte in Kürze ein Prozess eröffnet werden, in dem ihm bis zu 35 Jahre Haft und eine Millionenstrafe drohten. Ihm war vorgeworfen worden, aus einer kommerziellen Datenbank Daten im großen Stil heruntergeladen und illegal veröffentlicht zu haben. Sir Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, schrieb im Kurzmitteilungsdienst Twitter: "Aaaron (ist) tot. Welt-Wanderer, wir haben einen weisen Älteren verloren. Hacker für Recht, einer von uns ist gefallen. Alle Eltern, wir haben ein Kind verloren. Lasst uns weinen."

"Internet-Wunderkind"
Swartz war ein umstrittener Jungstar unter den Programmierern. Schon als Teenager hatte er den RSS-Dienst mitentwickelt, mit dem man Aktualisierungen von Website-Inhalten abonnieren kann. Später gründete er die Soziale Plattform Reddit mit. Zugleich brachte ihn sein aggressiver Einsatz für den freien Datenfluss immer wieder in Schwierigkeiten. Er plädierte in einem "Guerilla-Manifest" nicht nur für freien Zugang zu wissenschaftlichen Papieren, sondern durchbrach auch selbst Bezahlschranken, um Informationen frei verfügbar zu machen.

Staatsanwälte beharrten auf Prozess
Als Swartz vor einigen Jahren Millionen Seiten von Dokumenten aus dem kostenpflichtigen US-Gerichtssystem PACER herunterlud, ging er noch straffrei aus. Doch als er in ähnlich großem Stil Artikel aus der wissenschaftlichen Datenbank JSTOR holte, wollten ihn die Staatsanwälte nicht so leicht davonkommen lassen. Obwohl JSTOR zuletzt kein Interesse an einer Verfolgung von Swartz zeigte, sollte am 1. April der Prozess wegen Online-Kriminalität beginnen. Kurz nachdem ein Deal mit den Anklägern gescheitert war, nahm sich Swartz das Leben.

Trauer und Proteste
Sein Tod löste Trauer und Protest im Netz aus. Auf einer Gedenk-Website wurden mehr als 1.500 Links zu urheberrechtlich geschütztem, aber frei verfügbarem wissenschaftlichem Material zusammengetragen. Die Web-Guerilla Anonymous platzierte auf dem MIT-Server eine Trauer-Nachricht. Swartz war aus dem MIT-Netzwerk heraus bei JSTOR eingebrochen, seine Familie gab neben den Anklägern auch dem Institut die Schuld an seinem Tod. "Aarons Tod ist nicht einfach nur eine persönliche Tragödie", schrieben Familienangehörige und Freunde in einem online veröffentlichten Statement. "Er ist das Produkt eines kriminellen Justizsystems, in dem Einschüchterungen und ungerechte Vorwürfe weit verbreitet sind."

MIT kündigt Untersuchung an
Swartz und das Institut hatten sich zwar außergerichtlich geeinigt, aber bei der Anklage kam auch vom MIT gesammeltes Material zum Einsatz. MIT-Präsident L. Rafael Reif kündigte eine Untersuchung des Vorgehens des Instituts an. Traurige Ironie: JSTOR öffnete kurz vor Swartz' Tod den Zugang zu einem großen Teil des Archivs.

 

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