20 Tage Haft
Kroate wegen Blog-Postings ins Gefängnis
09.10.2009
Ein Bürgermeister fühlte sich von den Kommentaren angegriffen. Er verklagte den Blogbetreiber, dieser konnte die verhängte Geldstrafe nicht bezahlen.
Ein kroatischer Blogger muss nicht wegen eigener Einträge ins Gefängnis, sondern wegen anonym abgegeben Kommentaren dazu. Wie die Tageszeitung "Jutarnji list" berichtet, ordnete ein Gericht in Vukovar 20 Tage Ersatzfreiheitsstrafe für Damir Fintic an, nachdem er die ihm auferlegte Geldstrafe von 3.000 Kuna (414 Euro) nicht bezahlen konnte. Das Urteil hatte der national-konservative Bürgermeister der ostkroatischen Stadt, Vladimir Stengl, erstritten, der sich durch die Kommentare zu Fintic' Blog beleidigt fühlte.
Klagen
In den Kommentaren aus dem Jahr 2005 wird unter anderem
die Art und Weise hinterfragt, wie Stengl und seine Ehefrau zu ihrem
Vermögen gekommen sind. Die beiden brachten daraufhin zivil- und
strafrechtliche Klagen gegen Fintic ein und forderten unter anderem 200.000
Kuna Entschädigung für Seelenschmerzen. Zur Bezahlung der Verfahrenskosten
war das Konto des Bloggers das gesamte Vorjahr blockiert, und deswegen
konnte er eigenen Angaben zufolge die vom Gericht verhängte Geldstrafe nicht
bezahlen. Folglich muss er am 27. Oktober eine Ersatzfreiheitsstrafe von 20
Tagen antreten, und nach ihrer Ableistung wartet eine weitere 20-tägige
Freiheitsstrafe wegen eines anderen Verfahrens auf ihn, schreibt "Jutarnji
list".
Kritik
Internetexperten kritisierten das Gerichtsurteil als
verfehlt. "Nirgends auf der Welt geht man gegen den Eigentümer einer Seite
vor", sagte der Eigentümer des Internet-Magazins "Plan B", Boris Licina.
Schließlich seien auch anonyme Einträge anhand der IP-Adresse zu
identifizieren. Der ehemalige Chef der Internet-Plattform "blog.hr", Dario
Markus, sieht die Entscheidung der Richter ebenfalls als ungerechtfertigt
an. "Blog.hr" habe sich aber durch einen entsprechenden Passus in den
Nutzungsbedingungen, der jegliche Verantwortung des Betreibers für den
Inhalt der Einträge ausschließe, zusätzlich abgesichert. Dies hätte auch
Fintic tun sollen, sagte Markus.