Während Hardware auf ganzer Linie überzeugt, gibt es bei der Software Nachholbedarf.
Mit dem neuen G2 hat Elektronik-Riese LG seit kurzem ein absolutes Top-Smartphone am Start. Wir konnten das Flaggschiff in den vergangenen zwei Wochen ausgiebig testen. Wie es sich dabei geschlagen hat, lesen Sie in den folgenden Absätzen.
Optisch und haptisch ist das G2 gut gelungen. Die Verarbeitung passt und die verwendeten Materialien fühlen sich gut an. Außerdem ist es für ein 5-Zoll-Smartphone mit Maßen von 138,5 x 70,9 x 8,9 mm vergleichsweise kompakt. Das Sony Xperia Z1 ist beispielsweise um einiges länger. Highlight des Geräts ist jedoch der Verzicht auf mechanische Tasten. Solche sind weder vorne, noch an der Seite zu finden. LG hat den Einschaltknopf und eine Wipp-Taste auf der Rückseite – unterhalb der Kamera – versteckt. Dort liegen sie gut in der Hand. Will man das G2 ohne einen Druck auf die hinteren Tasten aus dem Tiefschlaf holen, muss man nur zweimal auf das Display tippen und es erwacht wie von Geisterhand.
Physische Tasten gibt es nur auf der Rückseite.
Display und Ausstattung
Bei der Ausstattung schöpft LG bei seinem Top-Modell aus dem Vollen. Für die passende Performance sorgt der 2,26 GHz Quad-Core-Prozessor Snapdragon 800 von Qualcomm, der auf 2GB RAM zurückgreifen kann. Und diese Kombination macht sich bezahlt. Das Smartphone ist wirklich extrem schnell. Das gilt sowohl für die Umsetzung von Befehlseingaben, als auch für den Aufbau von Internetseiten oder dem flüssigen Lauf von anspruchsvollen Spielen. Auch große Apps sind sehr schnell heruntergeladen. Da das Testgerät von A1
zur Verfügung gestellt wurde, konnten wir auch den LTE-Standard testen. In Wien ist der Netzausbau bereits ziemlich weit fortgeschritten. Bei gutem LTE-Empfang merkt man einen deutlichen Unterschied zum 3G-Netz. Dies macht sich vor allem beim Betrachten von Internet-Videos oder eben beim Download von größeren Dateien bemerkbar. Für Nutzer, die in einem Ballungszentrum leben und solche Dienste häufig in Anspruch nehmen, kann ein LTE-Tarif durchaus sinnvoll sein. Auch wenn diese derzeit noch relativ kostspielig sind. Beim internen Speicher können sich die Kunden für 16 oder 32 GB entscheiden. WLAN, Bluetooth, NFC und A-GPS runden die Ausstattung ab.
Ein weiteres Highlight des Geräts ist sein 5,2 Zoll FullHD-Touchscreen (1080 x 1920 Pixel), der es auf eine Pixeldichte von 423 ppi bringt. Die Darstellungsqualität ist wirklich beeindruckend. Volle Farben und satte Kontraste sorgen für Freude beim Ansehen von Videos oder Fotos. Auch kleine Schriftzeichen werden sehr scharf angezeigt. Hier spielt das G2 in einer Liga mit dem Galaxy S4 und dem Xperia Z1. Besser geht es derzeit nicht. Alles andere wäre aber auch eine echte Überraschung gewesen. Schließlich zählt LG zu den führenden Display-Herstellern der Welt.
Kameras
Die 13-Megapixel-Hauptkamera verfügt wie digitale Kompaktkameras über Funktionen wie Super Resolution und Multi-Point AF(Autofokus), die den Nutzer beim Fokussieren unterstützen sollen. Hat man sich einmal an die Helfer gewöhnt und weiß wie sie reagieren, funktionieren sie auch ganz gut. Dennoch reicht die Foto-Qualität nicht ganz an jene von anderen Top-Smartphones (Z1, Lumia 1020 oder HTC One) heran. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Bei gutem Licht können die Fotos durchaus mit Digicams mithalten. Auf der Vorderseite ist noch eine 2.1 MP-Kamera für Videochats oder Porträtfotos integriert, die ihre Sache ebenfalls gut macht.
Akku
Mit seinen 3,000mAh fällt der (leider nicht austauschbare) Akku ziemlich üppig aus. Und das macht sich auch bezahlt. In Kombination mit der LG-eigenen Graphic RAM-Technologie (GRAM), die für einen effizienteren Energieverbrauch sorgt, kann sich die Laufleistung wirklich sehen lassen. Je nach Intensität der Nutzung muss das G2 alle 2 bis 4 Tage an die Steckdose, was angesichts der Performance und des großen Displays ein hervorragender Wert ist.
Software
Grundsätzlich vertraut LG beim G2 auf Android (Testgerät lief mit der Version 4.2.2). Doch wie viele andere Hersteller statten auch die Südkoreaner ihr Flaggschiff mit einer eigenen Nutzeroberfläche aus. Diese hört bei LG auf den Namen „UX“ und ist leider nicht ganz der Weisheit letzter Schluss. Das Menü wirkt nämlich etwas verschachtelt. Außerdem muss man um diverse Einstellungen vornehmen zu können, (zu) viele Bedienschritte durchführen. Hier hat LG ein wenig übers Ziel hinaus geschossen. Etwas weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen. Diese Bedienschwächen werden jedoch durch nützliche LG-eigene Funktionen (siehe folgende Liste) fast zur Gänze wieder ausgemärzt:
- Answer Me — Beantwortet automatisch Anrufe, nachdem der Klingelton leiser gestellt wird, wenn man das Gerät ans Ohr hält.
- Plug & Pop — Schlägt Optionen oder Zusatzfunktionen vor, wenn der Kopfhörer oder ein USB-Kabel angesteckt wird.
- Text Link — Informationen, die in Kurznachrichten eingebettet sind, können ausgewählt und in einer Erinnerung oder einem Kalendereintrag gespeichert oder auf einer Karte oder im Internet gesucht werden.
- QuickRemote — Das G2 kann nicht nur als Fernbedienung für Home-Entertainment-Anlagen verwendet werden, es lernt ebenfalls von herkömmlichen Fernbedienungen, indem es das Layout und die verfügbaren Knöpfe den verschiedenen Geräten anpasst.
- Slide Aside — Vereinfacht das Multitasking indem offene Apps mit einer Dreifinger-Wischbewegung auf die Seite geschoben werden.
- Guest Mode — Schützt die persönlichen Daten des Besitzers, indem einem Gastnutzer nur vordefinierte Apps angezeigt werden.
Fazit
LG hat mit dem G2 ein hervorragendes Smartphone auf die Beine gestellt. In Sachen Hardware zählt es mit Sicherheit zu den besten Multimedia-Handys, die man derzeit für Geld kaufen kann. Bei der eigenen Benutzeroberfläche hat der Hersteller aber leider etwas übers Ziel hinausgeschossen. Hier wäre ein reines Andoid-System die bessere Lösung. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit gewöhnt man sich jedoch an die Eigenheiten. Außerdem sind einige der exklusiven Funktionen ziemlich praktisch. Insgesamt kann festgehalten werden, dass das G2 sein Geld wert ist. Ohne Vertrag ist das Gerät im Netz ab rund 450 Euro zu haben. Mit Vertrag ist es ab 0 Euro erhältlich.