Neuheiten-Feuerwerk
Apple bringt iOS 10, neues Siri & macOS "Sierra"
13.06.2016
US-Konzern zeigte auf der WWDC-2016-Keynote viele Software-Neuerungen.
Wie im Vorfeld vermutet, zündete Apple bei der Keynote zum Auftakt seiner jährlichen Entwicklerkonferenz ein wahres Neuheiten-Feuerwerk – unseren Live-Ticker können Sie auf Seite 2 nachlesen. Dabei drehte sich alles um die vier Software-Plattformen des Konzerns. Auf Hardware-Neuheiten warteten Fans vergeblich. Während die Chancen auf eine Präsentation neuer MacBooks schon im Vorfeld sehr gering waren, wurde über eine Vorstellung eines Siri-Lautsprechers doch bis zuletzt spekuliert. Gezeigt wurde ein solches Gadget aber nicht. Dafür können sich Nutzer mobiler Apple-Geräte auf viele neue Funktionen von iOS 10 freuen. Darüber hinaus hat Apple seinem Desktop-Betriebssystem nach 15 Jahren einen neuen Namen verpasset. Aus OS X wird macOS. Konkret hört die erste Generation der Software auf den Namen macOS „Sierra“. Darüber hinaus wurden unter anderem auch die Sprachassistentin Siri, watchOS sowie tvOS verbessert.
Siri wird aufgerüstet
Apple setzt bei der Bedienung seiner Geräte künftig viel stärker auf Sprache und zieht so mit Rivalen wie Google und Amazon mit. Alle App-Entwickler werden künftig die sprechende Assistentin Siri in ihre Anwendungen integrieren können. Außerdem kommt Siri im Herbst schließlich auch auf Apples Mac-Computer. Damit öffnet Apple die Tür für eine breitere Nutzung der Spracherkennung auf seinen Geräten. Rivalen wie Google, Microsoft und Amazon haben ebenfalls diesen Weg mit ihren eigenen Sprachsystemen eingeschlagen. Die Vision ist, dass Menschen sich mit Geräten und Diensten auf Basis künstlicher Intelligenz einfach unterhalten können. Siri lernt künftig laufend dazu und soll sich so perfekt an ihren Nutzer anpassen. Zudem versteht die Sprachassistentin auch Kontexte besser.
Geräte-übergreifende Funktionen
Apple verstärkt auch den Fokus auf Cloud-Dienste und lässt seine verschiedenen Geräte besser zusammenspielen. So kann sich jetzt ein Mac-Computer automatisch entsperren, wenn ihn der Nutzer mit einer Computer-Uhr von Apple aufklappt. Text-Passagen, die man auf einem iPhone kopiert, können nahtlos auf einem PC eingefügt werden. Wenn der Online-Einkauf auf einem Mac über den hauseigenen Dienst Apple Pay bezahlt werde soll, wird die Zahlung statt Passwort oder PIN-Code per Fingerabdruck auf einem angeschlossenen iPhone freigegeben.
iOS 10
Bei iOS 10 standen gleich mehrere Neuerungen im Mittelpunkt, die sich vor allem auf die bekannten Apps beziehen. So ergänzt Apple ein Jahr nach Google seine Foto-App mit einer Funktion zur Erkennung von Gegenständen und Situationen, nach denen dann gezielt gesucht werden kann. Im Gegensatz zum Dienst des Internet-Konzerns passiere das alles auf dem Gerät selbst, ohne dass Bilder in der Cloud gespeichert werden müssen, betonte Apple-Manager Craig Federighi in San Francisco. "Bei jeder Funktion denken wir daran, wie wir die Privatsphäre schützen können", versicherte er. Apple erstelle keine Nutzer-Profile und analysiere Daten auf den Geräten selbst. Das mobile Betriebssystem wirkt nun optisch noch etwas klarer. Am größten scheinen die Neuerungen im Control-Center zu sein. Darüber hinaus wurde auch 3D Touch weiter aufgerüstet (Video-Wiedergabe) und für noch mehr Drittanbieter-Apps verfügbar gemacht. Der Konzern hatte sich vor Gericht mit FBI und US-Justizministerium angelegt, weil er sich weigerte, Software zum Entsperren des iPhones eines toten Terroristen zu entwickeln.
Ein weiteres Highlight stellen die Verbesserungen der iMessage-App dar. Apples Messenger-App unterstützt nun auch Rich Links. Nutzer können also etwa Videos oder GIFs direkt in den Nachrichten abspielen bzw. anzeigen. Apple reagiert auf den Emoji-Boom. Mit iMessage kann man künftig dreimal größere Smileys und Symbole verschicken. Die Neuerung ist zwar nicht weltbewegend, dürfte bei vielen Usern aber dennoch ziemlich gut ankommen. iMessage-User können in Zukunft auch handgeschriebene Nachrichten verschicken. Das soll persönlicher wirken. Zudem können die Nachrichten auch animiert werden. Man kann sie etwa "tanzen" lassen. Das macht so einen Chat doch gleich viel unterhaltsamer. Auch Fotos können direkt über die App aufgenommen, per Hand beschriftet und versendet werden. Apple öffnet auch iMessage für externe Entwickler. Diese können u.a. eigene Stickers für den Messenger-Dienst entwickeln. Zudem wäre es denkbar, dass man künftig auch Geld an einen Kontakt schicken kann. Die Möglichkeiten und Anwendungsszenarien sind fast unendlich. iMessage verfügt wie WhatsApp über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Offizieller iOS-10-Trailer
Künftig müssen iPhone-Nutzer ihr Handy am Steuer gar nicht mehr verwenden. Apple integriert Siri in iOS 10 noch stärker in CarPlay. Autofahrer können ihre Hände also stets am Lenkrad lassen. Bedient wird alles per Sprache.
Apple hat seinen Kartendienst für iOS 10 völlig neu gestaltet und mit neuen Funktionen ausgestattet. Sucht man etwa nach Fischrestaurants in einer bestimmten Stadt, werden diese sofort auf der Karte angezeigt. Die Maps-App wurde auch für Autofahrer verbessert. So gibt es nun eine Turn-by-Turn-Navigationsfunktion und Echtzeit-Verkehrsinformationen. Ist auf der eigentlichen Strecke ein Stau, wird eine alternative Route vorgeschlagen.
Verpasst man einen Anruf und der Anrufer spricht auf die Mobilbox, kann das iPhone das Gesprochene in Text umwandeln. So kann man beispielsweise lesen, was der Anrufer wollte, während man in einem Meeting sitzt.
Apple stellt iOS 10 seinen Entwicklern noch heute zur Verfügung. Nutzer bekommen das kostenlose Update im Herbst. Es dürfte wenige Tage vor dem iPhone-7-Start veröffentlicht werden.
Musik-Dienst
Wie im Vorfeld erwartet, hat Apple auch seine Musik-App bzw. seinen Streaming-Dienst von Grund auf neu gestaltet. Nun steht wirklich die Musik im Vordergrund. Die Oberfläche sieht viel aufgeräumter aus. Außerdem erscheint nun beim Öffnen der App als erstes die eigene Musiksammlung. Im neuen Menüpunkt "For me" wird die Lieblingsmusik des Nutzers zusammengefasst. Alles in allem schaut Apple Music nun viel besser aus und scheint auch intuitiver zu bedienen zu sein.
macOS „Sierra“
Das Betriebssystem der Apple-Computer wird mit der neuen Version "Sierra" im Herbst von OS X in macOS umbenannt - so hieß es bereits früher einmal in den Anfangszeiten. Wichtigste Neuerung ist die Siri-Integration. Künftig ist die intelligente Sprachassistentin also auch auf MacBooks und iMax verfügbar. Auch hier können die Nutzer dann fast alle Funktionen per Sprache steuern. Siri durchsucht auf Wunsch nicht nur das Web nach passenden Antworten auf Fragen, sondern erkennt auch den Kontext von zusammenhängenden Suchanfragen. Natürlich kann der Sprachassistent auch fast alle Programme durchstöbern. So können beispielsweise Fotos gesucht und in ein gewünschte Programm eingefügt werden. Natürlich kann man Siri auch Nachrichten diktieren und diese verschicken lassen. Das neue Mac-Betriebssystem unterstützt nun erstmals Copy and Paste mit iOS. Das funktioniert nicht nur mit Dateien, sondern auch mit Fotos und Videos! Das ist wirklich ein geniales Feature.
watchOS 3.0
Bei der Apple Watch dank der neuen Software-Generation watchOS 3.0 sollen die Apps schneller starten, bei Kurzmitteilungen werden direkt die Buttons für Antworten angezeigt und es wurde eine Handschrift-Erkennung eingebaut. Außerdem greift Apple den Rivalen Fitbit an, der mit seinen Fitness-Bändern im Geschäft mit tragbarer Technik führt. Man kann jetzt Fitness-Daten mit anderen teilen und die neue App "Breathe" soll für Entspannung mit Atemübungen sorgen. Die neue Notruf-Funktion kann unter Umständen sehr praktisch sein. Drückt man die Krone etwas länger, wird ein automatischer Notruf an den Rettungsdienst abgesendet. Dabei werden auch gleich persönliche Daten wie Name, Alter, etc. und der aktuelle Standort übermittelt. Das kann für die Rettungskräfte und den Patienten ein großer Vorteil sein. Die Apple Watch ist laut Schätzungen von Marktforschern nach dem Start vor gut einem Jahr aus dem Stand zur Nummer eins bei Computer-Uhren geworden. Allerdings ist sie bisher weit davon entfernt, für Apple ähnlich wichtig zu sein wie iPhone oder iPad und Mac.
tvOS
"Die Zukunft des Fernsehens sind Apps" lautete die Ansage von Apple bei der Vorstellung der verbesserten TV-Software. Apple TV Nutzer können sich ab Sommer über viele neue Sender und Spiele freuen. Diese kommen aber nicht in allen Ländern. Der Fokus liegt hierbei eindeutig auf Sportkanälen und Sportspielen. Aber auch das Video-on-Demand-Angebot wird ausgebaut. Auch hier wird Siri künftig noch wichtiger. Die Suche per Spracheingabe soll unglaublich beeindruckende Ergebnisse liefern. Das soll die Handhabung mit Apple TV deutlich vereinfachen. Künftig kann man die Streaming-Box rein per Sprache steuern. Man muss sich in Zukunft nur einmal anmelden und bekommt Zugang zu all seinen TV-Apps und -Kanälen. Die neue Funktion heißt "Single sign on".
Programmieren für jedermann
Gegen Ende der Keynote stellte Apple mit der iPad-App „Swift Playgrounds“ noch eine Anwendung vor, mit der jeder das Programmieren von Apps und Spielen lernen können soll. Tim Cook möchte Programmieren gar zum verpflichtenden Schulfach machen. Die App ist sehr logisch aufgebaut und verfolgt einen spielerischen Ansatz. Sie kommt diesen Herbst kostenlos in den App Store. Spätestens dann soll der Startschuss für eine neue Generation von Programmierern erfolgen.
Smart Home
Im noch jungen Geschäft mit dem vernetzten Haushalt geht Apple zum Angriff über. Der iPhone-Konzern stellte am Montag bei der Entwicklerkonferenz WWDC die neue App "Home" vor, über die sich verschiedene kompatible Technik von Lampen bis hin zum Garagentor steuern lässt. An der Vernetzung von Hausgeräten wird schon lange gearbeitet. Aber die Entwicklung wurde bisher dadurch gebremst, dass Technik verschiedener Anbieter oft nicht miteinander kommunizieren kann und die Bedienung zu komplex ist. Apple könnte mit seiner Plattform diese Hindernisse überwinden. Auch hier soll Siri zum Einsatz kommen. Rivalen wie Amazon und Google bauen ebenfalls Plattformen zur Vernetzung des Haushalts mit Sprachsteuerung auf.
Apple Pay in weiteren europäischen Ländern
Die Reichweite des iPhone-Bezahldienstes in Europa wird ausgebaut. Demnächst soll Apple Pay in Frankreich und in der Schweiz starten. Bisher war der Service in Europa in Großbritannien verfügbar. Zu einem Starttermin in weiteren europäischen Ländern wurden keine Angaben gemacht. Apple Pay kann man an Kassengeräten nutzen, die für kontaktloses Bezahlen per NFC-Funk ausgestattet sind. Die Industrie rüstet schrittweise alle Terminals damit aus. Als nächsten Schritt will Apple über seinen Service auch bei Online-Einkäufen auf einem Computer bezahlen lassen. Die Zahlung wird dabei statt Passwort oder PIN-Code per Fingerabdruck auf einem verbundenen iPhone bestätigt.