Entwicklung ist durchaus positiv, es gibt aber noch viele Baustellen.
Diese Personalie elektrisiert bis heute das Silicon Valley: Googles Vorzeigefrau Marissa Mayer ist seit einem Jahr Chefin bei Yahoo. Sie hat das Interneturgestein auf den Kopf gestellt - und doch das dringendste Problem noch nicht gelöst. Eigentlich müsste Marissa Mayer jeden Tag einen ganzen Sack Liebesbriefe von Yahoo-Aktionären bekommen. Seit ihrem Amtsantritt vor einem Jahr hat die Managerin den Aktienkurs mit ihrer forschen Art kräftig in die Höhe getrieben. Hatte ein Aktionär damals 1.000 Dollar (768,5 Euro) angelegt, besitzt er heute 1.750 Dollar. So teuer wie heute war die Aktie zuletzt im Jahr 2008.
Wie eine Bombe
Der Verwaltungsrat von Yahoo hatte am 16. Juli 2012 die Bombe platzen lassen: Googles Vorzeigefrau Marissa Mayer wechselte zu dem wesentlich kleineren und in einer Sinnkrise steckenden Internetpionier. Am Tag darauf trat Mayer ihren Posten an. Sie riss Yahoo aus der Lethargie und bekam ganz nebenbei ihr erstes Kind, den kleinen Macallister.
Yahoo könne sich glücklich schätzen, Mayer zu haben. Das sagt kein Geringerer als ihr alter Chef bei Google, Eric Schmidt. Für den Internetriesen Google hatte Mayer die schlichte Suchseite entworfen, auf der das Suchfeld die Hauptrolle spielt. Bei Yahoo versucht sie es mit Glamour, um dem Urgestein der Branche eine neue Richtung zu geben. Denn Yahoo schien nach zahlreichen Chefwechseln in schneller Folge ziel- und planlos.
Aus für Heimarbeit, Stellenabbau, etc.
Gleich zu Anfang sorgte ihre Entscheidung, die Yahoo-Heimarbeiter zurück in die Büros zu holen, für Schlagzeilen. Sie sagt, nur wenn Leute sich von Angesicht zu Angesicht begegnen, entstehen bahnbrechende neue Ideen und Produkte. Mayer trat damit eine breite Diskussion über die Arbeitswelt von heute los.
Gleichzeitig ging Mayer auf eine unternehmerische Einkaufstour. Sie steckte geschätzte 30 Mio. Dollar die Nachrichten-App Summly des britischen Teenagers Nick D'Aloisio. Über Tage war dies das Gesprächsthema im Silicon Valley und darüber hinaus. Später übernahm sie für 1,1 Mrd. Dollar die Blog-Plattform Tumblr. Das sorgte für noch mehr Wirbel. Andere Zukäufe folgten. Der eigenen Foto-Plattform Flickr verpasste sie eine Generalüberholung.
Daneben schloss sie unrentable Bereiche und baute Stellen ab. Sie holte von außen neue Manager und Entwickler ins Team. Das gefiel sicherlich nicht jedem im Unternehmen, doch selbst ihre Kritiker mussten einräumen: Mayer hat Yahoo zurück ins Bewusstsein der Nutzer und der Anleger gebracht. Bester Beweis ist der gestiegene Kurs.
Kritik
Mayer musste sich allerdings auf der jüngsten Hauptversammlung anhören, ihre Strategie greife zu kurz. "Bei der Suche ist Google Lichtjahre voraus", sagte ein Aktionär. "Bei Banner-Werbung wächst Facebook viel schneller."
Denn bei aller öffentlichen Euphorie läuft der Geldbringer - das Werbegeschäft - immer noch nicht rund. Zu Jahresbeginn waren die Einnahmen aus grafischen Anzeigen, den sogenannten Bannern, sogar gesunken. Dies war bisher das Steckenpferd von Yahoo. Doch die größeren Konkurrenten mit Google vorneweg lassen nicht locker, sich ein größeres Stück vom Kuchen zu sichern.
Mayer warnte aber davor, sie und ihre Truppe von 11.000 Leuten zu unterschätzen. "Yahoo ist das weltgrößte Startup", entgegnete sie dem kritischen Aktionär. Mit ihrem Umbau bei Yahoo hat die Managerin gerade erst angefangen.