Facebook-Gründer kauft einen Wettbewerber nach dem anderen auf.
Mit seinen 29 Jahren ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ein erfahrener Stratege: Er kauft entschlossen Wettbewerber auf, die seinem Lebenswerk gefährlich werden könnten. Der Börsenwert von Facebook liefert ihm die nötige Währung dafür. Zuckerberg ist ein Mann der schnellen Taten: Den Kauf der Foto-Plattform Instagram machte er an einem Wochenende klar, für den 19 Mrd. Dollar (13,82 Mrd. Euro) schweren Deal um den Kurznachrichten-Dienst WhatsApp brauchte er gerade einmal zehn Tage.
Er hat die nötige Weitsicht
Der 29-Jährige kann das, weil er die Weitsicht hatte, auch beim Börsengang die Kontrolle über sein Lebenswerk zu behalten: Zuckerberg kann Facebook mit seinem Stimmrechtsanteil praktisch im Alleingang regieren. Und die Börse liefert ihm mit der Facebook-Bewertung von über 170 Mrd. Dollar die Akquisitionswährung für Mega-Deals.
"Mark denkt sehr langfristig", lobte ihn WhatsApp-Mitgründer Jan Koum nach dem Verkauf. Und Zuckerberg schlägt schnell und entschlossen zu, wenn am Horizont ein Konkurrent auftaucht, der Facebook-Nutzer abziehen könnte - auch wenn man die Funktionen schon im eigenen Haus hat. "Facebook ist ziemlich aggressiv dabei, dafür zu sorgen, dass es selbst das nächste Facebook ist", brachte es Branchenanalyst Benedikt Evans nach dem Deal auf den Punkt. Bei Instagram und WhatsApp kam Zuckerberg mit Milliarden-Angeboten ans Ziel, die Macher der App Snapchat mit von alleine verschwindenden Fotos ließen ihn abblitzen.
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Facebook-Chaf Mark Zuckerberg kauft mit WhatsApp einen der weltweit populärsten Kurznachrichten-Dienste.
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WhatsApp schalte keine Werbung und müsse deshalb auch keine Nutzerdaten auswerten, betonte Mitgründer Jan Koum gebetsmühlenartig. "Wir interessieren uns nicht für Informationen über unsere Nutzer", erklärte er noch im Jänner.
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Jetzt schlüpft WhatsApp aber ausgerechnet bei einem Unternehmen unter, das davon lebt, die Werbung an sein ausgiebiges Wissen über die 1,2 Milliarden Mitglieder anzupassen.
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Das weltgrößte Online-Netzwerk holt sich damit auf einen Schlag 450 Millionen Nutzer samt Zugang zu ihren Daten und Adressbüchern.
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Für die WhatsApp-Nutzer werde sich nichts ändern, versprach Koum so auch rasch in einem Blogeintrag, nachdem der 19 Mrd. Dollar (13,8 Mrd. Euro) schwere Deal bekanntgegeben wurde.
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Darüber, was sich hinter den Kulissen von WhatsApp mit dem Verkauf an Facebook ändern könnte, schwiegen sich die Chefs aus.
Privat setzt er auf Understatement
So gut Zuckerberg als Baumeister eines weltumspannenden Online-Imperiums agiert, so wenig will er sich privat sein Milliarden-Vermögen anmerken lassen. Sein Outfit ist meist nach wie vor der zum Markenzeichen gewordene Kapuzenpulli. Es gibt keine Gerüchte über wilde Partys oder Luxus-Exzesse. Nur dass der 29-Jährige die vier Grundstücke um sein Haus in Kalifornien zusammengekauft haben soll, um seine Privatsphäre zu schützen. Mit einem Vermögen von über 30 Mrd. Dollar hat er das Geld dazu.
Zuckerberg hatte früh Spaß am Programmieren, kam mit Computern besser als mit Weggefährten zurecht und verlor nie sein Ziel aus den Augen: Jeden auf der Welt zu vernetzen. Der Sohn eines Zahnarztes und einer Psychologin hätte schon mit Anfang 20 ein sorgenfreier Milliardär werden können, er hätte nur die vielen Kaufangebote annehmen müssen. Doch Zuckerberg zog es vor, sein Baby Facebook selbst weiterzuentwickeln.
Das Netzwerk bestimmt nach wie vor sein Leben. Seine Frau Priscilla sei bereit für Kinder, aber er noch nicht, bekannte Zuckerberg jüngst im Interview des Magazins "Bloomberg Businessweek": "Wenn ich Kinder habe, will ich Zeit mit ihnen verbringen können."
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Auf der Uni war er ein Außenseiter
An der Elite-Uni Harvard war Zuckerberg eher ein Außenseiter mit wenigen sozialen Kontakten. Das zeigte sich auch in der Anfangszeit von Facebook, als Zuckerberg viel verbrannte Erde bei einstigen Mitstreitern hinterließ. Inzwischen etablierte er beim Online-Netzwerk eine Kultur, in der viel experimentiert wird. Die Facebook-Nutzer stieß er immer wieder mit dem Aufweichen ihrer Privatsphäre vor den Kopf, lernte aber auch, zurückzurudern.
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