Transparenz-Bericht veröffentlicht: US-Behörden überwachten tausende Nutzer.
Die US-Behörden haben bei Facebook 11.000 bis 12.000 Anfragen zu Nutzerdaten gestellt. In acht von zehn Fällen seien zumindest einige Informationen an die Behörden herausgegeben worden, teilte das soziale Netzwerk am Dienstag in seinem ersten "Transparenz-Bericht" mit. Betroffen von der Überwachung durch die US-Behörden seien zwischen 20.000 und 21.000 Facebook-Nutzer.
Nach Google, Microsoft und Twitter ist Facebook das nächste Internet-Unternehmen, das mit Angaben über die Datenabfrage Vertrauen seiner Nutzer zurückgewinnen will. Durch die Enthüllungen über die Spähprogramme des Geheimdienstes NSA gerieten auch die Unternehmen unter Druck, weil sie mit dem Geheimdienst zusammenarbeiten.
Bei den Anfragen der Behörden gehe es um die nationale Sicherheit oder um Kriminalität, teilte Facebook mit, ohne die Gesamtzahl entsprechend aufzuteilen. Genauere Angaben würden vom Gesetz nicht zugelassen, hieß es. Zugleich forderte das Unternehmen die US-Regierung auf, "mehr Transparenz zuzulassen".
Nicht nur die USA, auch andere Staaten verlangen dem Bericht zufolge von Facebook Informationen. An zweiter Stelle stehe Indien mit 3245 Anfragen, teilte das Unternehmen mit. Davon seien 4144 Nutzer betroffen. Bei der Hälfte der Fälle seien zumindest einige Daten weitergegeben worden. Wie aus dem Transparenz-Bericht ferner hervorgeht, erreichten das weltgrößte soziale Netzwerk rund 2000 Anfragen zu Mitgliedern und Konten in Deutschland. 37 Prozent der Informationsgesuche kam der US-Konzern demnach nach. Vergleichsweise viele Nachfragen gab es ferner in Großbritannien, Italien, Frankreich und Australien. Facebook teilte mit: "Wir halten alle Regierungen zu mehr Transparenz bezüglich ihrer Maßnahmen zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit an und werden uns weiterhin mit Nachdruck für ein höheres Maß an Transparenz und Offenheit einsetzen."
Wie die "Washington Post" im Juni berichtete, sammelten die Nationale Sicherheitsbehörde NSA und die Bundespolizei FBI im Rahmen des Prism-Programms jahrelang über die Computersysteme der Konzerne massenhaft E-Mails, Fotos, Videos, Dokumente und Audio-Dateien. Mehrere der US-Internetfirmen wiesen den Vorwurf zurück, dem Geheimdienst direkten Zugriff auf ihre Server zu erlauben. Auch Facebook betonte nun: "Wir fechten viele dieser Anfragen an und weisen sie ab, wenn wir rechtliche Bedenken haben, dies gilt auch für Anfragen, die zu weit gefasst oder zu vage sind."
Internetfirmen wie Facebook leben von den Daten ihrer Mitglieder. Sollten diese angesichts der Ausspähskandale zurückhaltender mit der Freigabe ihrer Informationen sein, könnte dies das auf Werbung basierende Geschäftsmodell deutlich beeinträchtigen. Yahoo hatte 2008 wohl auch deswegen gegen den Zwang zur Kooperation bei Spionage-Programmen wie Prism Einspruch erhoben, vor Gericht jedoch eine Niederlage erlitten.