Microsoft treibt den Kampf gegen Internet-Kriminalität aggressiv voran.
Der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft will nun gezielt Computer vom Netz abschalten lassen, die von einem sogenannten Botnetz missbraucht werden. Solche Botnetze, die sich aus tausenden Computern oft ahnungsloser Nutzer zusammensetzen, sind die Hauptquelle zum Beispiel für die massenweise Verbreitung von Spam oder Spionagesoftware.
Grünes Licht vom Bundesgericht
Vor einem US-Bundesgericht
in Virginia hat der Softwarehersteller für seine Pläne in dieser Woche
grünes Licht erhalten. Ein in der Branche schon länger bekanntes
Computer-Netzwerk für den Spam-Versand
sei bereits abgeschaltet worden, teilte Microsoft in einem Blog-Eintrag mit.
Der Abschaltung seien Monate technischer und rechtlicher Vorbereitung in enger Zusammenarbeit mit anderen Industriepartnern sowie Behörden und Universitäten vorangegangen, berichtete Microsoft. Das in Expertenkreisen bereits bekannte Botnetz "Waledac" sei eines der zehn größten seiner Art in den USA. Es werde geschätzt, dass das Computernetzwerk über 1,5 Milliarden Spam-Mails pro Tag absetzen könne. Es besteht aus Hunderttausenden Computern, die voraussichtlich ohne Wissen ihrer Benutzer infiziert worden sind.
Nun sind Provider am Zug
Nach der richterlichen Genehmigung in
dieser Woche sollte nun der Domain-Verwalter VeriSign insgesamt 277
verdächtige Internet-Adressen vom Netz nehmen, die, so der Verdacht,
vermutlich von Kriminellen direkt gelenkt werden. Nach Angaben des "Wall
Street Journal" gibt es bei dem Botnetz auch direkte Verbindungen zu China.
Diese erste Maßnahme ihrer Art sei allerdings keine "Wunderwaffe", heißt es
bei Microsoft. Die mit dem Netz verbundenen Computer seien dadurch noch
nicht von ihrer Infektion gesäubert.
Erfolg äußerst ungewiss
Ob eine direkte Abschaltung von
Domain-Adressen tatsächlich eine nachhaltige Wirkung haben wird, bleibt
abzuwarten. Manche Experten fürchten, dass die kriminellen Betreiber solcher
Botnetze davon nicht wirklich getroffen werden. "Das Botnetz wird in vielen
Fällen überleben", sagte Jose Nazario, Forscher bei der IT-Sicherheitsfirma
Arbor Netzworks, dem "Wall Street Journal". Die nun vom Netz genommenen
Adressen dürften lediglich ein kleiner Prozent der Rechner betreffen, die
von den Hackern kontrolliert werden.
Viagra-Hersteller Pfizer wehrt sich gegen Spam-Attacken
Harte
Zeiten für Pfizer: Laut einer Aussendung des Unternehmens landeten besonders
in den vergangenen Monaten ungebetene Emails in Postkästen, in denen das von
dem Konzern erzeugte Potenzmittel Viagra zu Schleuderpreisen anboten wurde.
"Dabei missbrauchen die Spammer den Namen 'Pfizer'", hieß es am Freitag. Es
handle sich dabei so gut wie immer um Schwindel und Betrug.
Fast täglich erreichen Pfizer der Aussendung zufolge neue Beschwerden über die störenden Mails. Doch das Unternehmen hat keine Möglichkeiten, gegen die Belästigungen vorzugehen. Sprecherin Claudia Handl: "Ich kann versichern, dass sämtliche dieser Spam Emails nicht von Pfizer versendet werden und wir darauf leider keinen Einfluss haben. Der pharmazeutischen Industrie in Österreich ist jede Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente außerhalb des Fachbereiches gesetzlich verboten. Auch wir sind von solchen Emails nicht verschont."
Wer wirklich hinter den lästigen Spam-Attacken steckt, lässt sich kaum herausfinden. Die Spammer fälschen über Free-Hosting Websites die E-mail Adressen von Unternehmen oder Einzelpersonen und verschicken innerhalb weniger Stunden Milliarden von Spam-Mails.