Gemeinsam gegen Google
Microsoft & Facebook starten Freunde-Suchmaschine
17.05.2011
Konzept der "Sozialen Suche" soll dem Suchmaschine-Primus Paroli bieten.
Microsoft und Facebook bauen ihre Allianz gegen den Suchmaschinen-Marktführer und Erzrivalen Google aus. Microsofts Suchmaschine Bing soll bei den Ergebnissen künftig wie angekündigt stärker die Meinung der Facebook-Freunde eines Nutzers berücksichtigen. Die beiden Partner hoffen, mit ihrem Konzept der "Sozialen Suche" gegen die bewährte Suchformel von Google punkten zu können.
Logische Begründung
Umfragen hätten ergeben, dass 90 Prozent der Menschen bei Entscheidungen ihre Freunde und Verwandten fragen, betonte Microsoft
in einem Blogeintrag zur Vorstellung der neuen Funktionen mit zahlreichen Beispielen. Wenn man bei Bing zum Beispiel nach einem Kochrezept suche, könne man sich anzeigen lassen, welche davon besonders populär seien. Zugleich könne man direkt bei der Internet-Suche mit den Facebook-Freunden kommunizieren und sich auch Facebook-Angebote diverser Firmen zustellen lassen.
Konflikt der IT-Riesen
Zwischen Google und Facebook
zeichnet sich ein tiefgreifender Konflikt ab. Beide Internet-Riesen sammeln riesige Datenbestände an, die sie nicht miteinander teilen. Facebook mit seinen inzwischen mehr als 600 Millionen Nutzern wird von Branchenbeobachtern oft als große Gefahr für das Google-Geschäft gesehen. Google verdient sein Geld immer noch hauptsächlich mit Anzeigen im Umfeld von Internet-Suchanfragen. Dafür ist der Konzern allerdings darauf angewiesen, dass möglichst viele Nutzer weiterhin seine Suchmaschine nutzen. Microsoft zum Beispiel konnte trotz Milliarden-Investitionen nie die kritische Masse erreichen, um das Internet-Geschäft profitabel zu machen. Bisher ist unklar, ob die "Soziale Suche" von Facebook und Microsoft tatsächlich Google Nutzer abjagen kann.
Selbstlernende Suchmaschine
Microsoft
arbeitet unterdessen an der Weiterentwicklung des Konzepts. In einem kleinen fünfköpfigen Team in Cambridge arbeiten Microsoft-Wissenschaftler an einer intelligenten und selbstlernenden Suche, die die Ergebnisse auf die individuellen Bedürfnisse hin zuschneidet. Den Stand der Forschung und einen ersten Prototyp von "Emporia" stellte Microsoft-Manager Ralf Herbrich am Dienstag auf der Internet-Konferenz Next11 in Berlin vor.
Prototyp ist fertig
Für die Bewertung, ob eine Nachricht für den Nutzer tatsächlich relevant ist oder nicht, werden im Emporia-Projekt auch die Daten und Posts aus den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook ausgewertet und analysiert. Das Wissen und konkrete Erfahrungen aus den Netzwerken würde immer wichtiger, sagte Herbrich. Ein erster Prototyp des "Project Emporia" für die mobile Nutzung auf Microsofts Windows Phone 7 ist fertig - und rangiert als App bereits unter den Top Ten in Microsofts Marketplace.
Emporia analysiert die Nachrichten-Ströme nach Stichwörtern und inhaltlichen Kategorien und siebt mögliche interessante Geschichten heraus. Der Nutzer kann die Treffer darüber hinaus weiter verfeinern, indem er zum Beispiel bestimmten Personen oder Seiten folgt. Über die persönlichen Bewertungen sollen die Suchtreffer immer besser an die wirklichen Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden. Mit der Auswertung und Verknüpfung der Daten soll die Suche immer relevantere, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Ergebnisse liefern.