Die Vista-Fehler wurden ausgebessert - Windows 7 ist schneller und aufgeräumter.
Stressige Tage für den Microsoft-Chef: London, Paris und München innerhalb von drei Tagen - Steve Ballmer trommelt für Windows 7. Zwei Wochen vor der Markteinführung des neuen PC-Betriebssystems wirbt der Vorstandschef des Software-Konzerns Microsoft vor allem um Unternehmen. Denn der im Jänner 2007 eingeführte Vorgänger Windows Vista hat die IT-Verantwortlichen nicht überzeugt. Nur etwa jedes fünfte Unternehmen hat sich laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage für Vista entschieden.
Chef ist zuversichtlich
Es gebe Hinweise, dass die Kunden jetzt
schnell auf Windows 7 umsteigen würden, sagte Ballmer. Eine Schätzung, wie
schnell sich das auf die Umsätze von Microsoft oder auch auf den
weltweiten PC-Absatz auswirken werde, wollte er aber nicht wagen. "Ich
liebe Windows 7, aber die
Wirtschaft ist die Wirtschaft", meinte der Microsoft-Chef aus Redmond
bei Seattle. Dort hofft man auf eine Belebung des eigenen Geschäfts - im
vergangenen Finanzjahr 2008/2009 gab es erstmals seit dem Börsegang von 1986
einen Umsatzrückgang - um 3 Prozent auf 58,4 Milliarden Dollar.
Jetzt könnte Windows 7 von den Problemen des Vorgängers profitieren. Denn die Vorbehalte gegen Vista haben dazu geführt, dass etwa drei Viertel der Unternehmen noch das mit einem Alter von acht Jahren reichlich betagte Windows XP einsetzen. Windows 7 ist schneller, sicherer, stabiler und einfacher zu bedienen als XP - und vermeidet Schwächen von Vista, etwa die ständigen Nachfragen, ob man als Nutzer auch wirklich meint, was man da angeklickt hat.
Verbesserungen
Die Kosmetiker der Windows-Oberfläche haben dafür
gesorgt, dass das neue System aufgeräumter wirkt. Die Taskleiste am unteren
Bildschirmrand wurde übersichtlicher gestaltet. Sie zeigt alle geöffneten
Programme an - aber nur noch mit einem Symbol und nicht mehr mit einem
Platzhalter für jedes Fenster. Auch der Umgang mit den Fenstern auf dem
Bildschirm ist intuitiver geworden. Software-Entwickler spielen gern: Will
man in Windows 7 nur ein bestimmtes Fenster sehen und die anderen
schlagartig zum Verschwinden bringen, muss man es an der Titelleiste
anfassen und mit der Maus "schütteln".
Wichtiger aber sind die unsichtbaren Verbesserungen, das, was sich "unter der Motorhaube" getan hat. Microsoft hat den Umgang mit dem Arbeitsspeicher überarbeitet und die Nutzung der Festplatte als virtuellen Speicher reduziert - dies führt bei den älteren Systemen immer wieder zu kleinen Aussetzern in der Bedienbarkeit. Auch werden Dienste nur noch dann gestartet, wenn sie wirklich gebraucht werden - das beschleunigt den Bootvorgang nach dem Einschalten des Computers.
Unternehmen positiv eingestellt
Für die Nutzung im Unternehmen
verspricht Windows 7 einen schnelleren Zugang zum Firmennetz, wenn
Mitarbeiter unterwegs sind. Neu ist die Verschlüsselung von USB-Sticks, was
für den Schutz sensibler Unternehmensdaten wichtig ist. Das leisten zwar
auch schon externe Programme. In Windows 7 kann dies nun aber die Software
BitlockerToGo direkt übernehmen.
Bei der letzten Präsentation wies Microsoft auf eine Studie des Marktforschungsinstituts IDC hin, wonach bis Ende nächsten Jahres 177 Millionen Lizenzen von Windows 7 verkauft werden könnten. Von Windows Vista wurden laut Microsoft weltweit 180 Millionen Lizenzen verkauft. Das sind aber zum größten Teil die Vista-Lizenzen auf vorinstallierten Computern, die in den vergangenen zwei Jahren an Privatanwender verkauft wurden.
Nach einer Umfrage der Fachzeitschrift "Computerwoche" haben 49 Prozent der 350 befragten IT-Verantwortlichen zurzeit noch nicht vor, auf Windows 7 umzusteigen. Neun Prozent wollen Windows 7 sofort oder in den sechs Monate einführen, 27 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre.
Bei BMW sollen bis 2011 alle 85.000 Arbeitsplatzrechner auf Windows 7 umgestellt werden. Zum Dank wählte Microsoft einen Schauraum des Automobilherstellers für die Präsentation in München - mit einem 320SI-Boliden rechts von Ballmer und einem Mini auf der linken Seite. Welches Auto eher zu Windows 7 passt, werden die nächsten Monate zeigen. (dpa)