In Sozialen Medien
MIT-Forscher messen Massen-Aufregung
03.03.2014Wiener Mathematiker untersuchte Tweets & Co. bei Großereignissen.
Wenn die Aufregung groß ist, werden die meist ohnedies kurzen Nachrichten in Sozialen Medien noch kürzer und häufiger. Das zeigen statistische Analysen von Nachrichten während Sportveranstaltungen, Wahlen oder Extremwetterereignissen, die der Wiener Mathematiker Michael Szell am Massachusetts Institute of Technology (MIT) durchgeführt und im Fachjournal "Plos One" veröffentlicht hat.
Seit 2012 am MIT
"Mit der weiten Verbreitung digitaler Kommunikationsmedien ist es möglich geworden, große Datenmengen über die Gefühle von Benutzern zu einem bestimmten Thema zu studieren", erklärten Michael Szell und Sebastian Grauwin in einer Aussendung des Senseable City Lab des MIT. Szell hat sein Doktorat an der Uni Wien absolviert und arbeitet seit 2012 als Postdoc am MIT.
Die Wissenschafter untersuchten in ihrer Studie die Twitter-Nachrichten über das jährliche Golf-Masters in Augusta (US-Bundesstaat Georgia), konkret rund 410.000 Tweets zu diesem Turnier im Jahr 2012. Wenig überraschend verstärkte sich der konstante Nachrichtenstrom auf Twitter in den Runden mit berühmten Spielern, vor allem am Tag des Finales. Es zeigte sich aber auch, dass während der aufregendsten Momente die durchschnittliche Länge der - grundsätzlich auf 140 Zeichen beschränkten - Tweets von 90 auf 60 Zeichen zurückgeht. Für die Wissenschafter sind das zahlreiche kurze Gefühlsausbrüche - "je aufgeregter man ist, desto kürzer tweetet man".
Aktivitäten in Sozialen Medien
Andere Daten, die die Wissenschafter in ihrer Studie nutzten, stammen von Aktivitäten in Sozialen Medien etwa in der Nacht der US-Präsidentenwahl 2012 (Postings im "Something Awful Forum") oder einem Schneesturm in den USA im Jahr 2013 (Postings auf Facebook). Und auch dort fanden die Wissenschafter den selben Zusammenhang zwischen der Zahl der Postings und der Länge der Texte wie bei Twitter.
"Das hilft uns besser zu verstehen, wie wir reagieren, wenn die Dinge schneller und impulsiver werden", erklärte Carlo Ratti, Direktor des Senseable City Lab in einer Aussendung des MIT. Für die Wissenschafter sind diese digitalen Spuren die "Signatur der Menschheit". Sie interessieren sich nicht zuletzt dafür, um kollektive soziale Phänomene wie Panik oder Revolutionen zu verstehen.
In den Daten entdeckten die Wissenschafter auch eine gewisse Frustration unter Twitter-Nutzern, die während solcher Großereignisse mit dem 140-Zeichen-Limit zu kämpfen haben. Ratti geht davon aus, dass in weiteren Studien über die Nachrichtenlänge weitere nützliche Details für die Gestaltung von Social-Media-Plattformen herauskommen könnten.