Facebook-Irrsinn

Mord & Hass-Parolen ja, Brustwarzen nein

27.08.2015

Für viele ist die Unternehmenspolitik mittlerweile unbegreiflich.

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© APA/dpa/Boris Roessler (Montage)
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Jenes Video, das am Mittwoch veröffentlicht wurde und auf dem der Mord an zwei Journalisten live vor laufender Kamera zu sehen ist, zeigt einmal mehr die irrsinnige Unternehmenspolitik von Facebook auf.  Das Video wurde nämlich auch auf dem Sozialen Netzwerk zig-fach geteilt. Einen Mord dürfen die User also bedenkenlos sehen (auch wenn sie das gar nicht wollen  - siehe unten), während Fotos, auf denen beispielsweise eine unverhüllte Brustwarze zu sehen ist, unmittelbar gelöscht werden müssen . Den Nutzern, die solche Fotos online stellen, droht sogar eine mehrwöchige Facebook-Sperre. Davor sind selbst Museen nicht gefeilt, die historische Gemälde fotografieren und online stellen. Auch Menschen die ausländerfeindliche Parolen – sogenannte Hass-Postings – veröffentlichen, haben von Facebook hingegen kaum etwas zu befürchten.

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Kritik an Auto-Play-Funktion
Doch zurück zum aktuellen Video. Hier gibt es nämlich einen weiteren Punkt, der für Kritik sorgt. Denn Facebooks automatische Video-Wiedergabe hat vielen Nutzern ohne Vorwarnung die grausamen Bilder vom Tod der beiden erschossenen TV-Journalisten gezeigt. Und damit auch jenen Menschen, die sich dafür gar nicht interessierten. Einerseits hatte der Todesschütze seine Tat gefilmt und das Video hochgeladen, außerdem hatten andere Nutzer einen Mitschnitt der TV-Übertragung weiterverbreitet. Zahlreiche Menschen, bei denen Beiträge mit diesen Videoclips im Nachrichtenstrom auftauchten, bekamen dadurch unfreiwillig die Ermordung der beiden Reporter zu sehen. Denn Facebook führte (wie berichtet) als Standard-Einstellung ein, dass Videos von allein abgespielt werden, sobald der entsprechende Beitrag auf dem Bildschirm auftaucht. Nur wer die automatische Abspielung in den Einstellungen selbstständig deaktiviert, sieht die Videos nur, wenn er auf Play drückt. Facebook beeilte sich zwar, die Videos schnell zu löschen, doch für viele Nutzer war es da schon zu spät.

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Für Werbekunden eingeführt
Diese Autoplay-Funktion war mit Blick auf Medieninhalte und Werbekunden eingeführt worden. Die Videos sind eine wichtige Einnahmequelle. Viele Nutzer beschwerten sich nun, dass sie dadurch den grausamen Bildern ausgesetzt wurden. "Autoplay bei Twitter und Facebook hat mich heute Zeuge eines Mordes aus mehreren Blickwinkeln werden lassen", kritisierte ein verantwortlicher Redakteur des Technologieblogs "The Verge".

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