Günstige Alleskönner
Endlich: Smartphones für unter 100 Euro
17.02.2010
Hersteller drängen mit neuen, günstigen Smartphones auf den Markt.
Smartphones werden endlich günstiger. Die Mobilfunk-Branche hofft, mit Einsteiger-Modellen der High-Tech-Handys neue Zielgruppen für ihre Datendienste zu erschließen.
Billig-Smartphone um unter 100 Euro
So stellte der taiwanesische
Hersteller HTC auf dem Mobile
World Congress in Barcelona am Mittwochnachmittag ein kleineres
Smartphone - den "HTC Smart" (Bild oben) - vor, das bereits ab
April voraussichtlich für rund 150 Euro ohne Vertrag angeboten werden soll.
Am Vortag trumpfte das Unternehmen noch mit drei
High-End-Geräten auf. Damit sollten vor allem Nutzer angesprochen
werden, denen ein herkömmliches Smartphone zu komplex sei, sagte HTC-Chef
Peter Chou. Der HTC Smart nutzt mit Qualcomms Brew Mobile Platform (Brew MP)
ein weit verbreitetes Betriebssystem, das es HTC ermöglicht, seine eigene
Bedienoberfläche "Sense" zu einem erschwinglichen Preis auf
Smartphones zu bringen. Auch die weltweiten Softwareentwickler können von
dem Projekt profitieren. Sie sollen neue, für den Massenmarkt geeignete
Anwendungen und Services entwickeln. Von Beginn an können User ihren HTC
Smart durch zahlreiche Widgets für den Schnellzugriff auf Kontakte, Fotos,
Musik, Wetter und mehr individuell anpassen. Mit der neuen Anwendung "Friend
Stream" werden alle Statusinformationen und Updates aus sozialen
Netzwerken wie Facebook, Twitter und Flickr nahtlos aggregiert, um jederzeit
mit Freunden in Kontakt zu bleiben.
Auch das Puma Phone dürfte preislich sehr attraktiv positioniert werden. Und der Symbian-Chef Lee Williams ließ im Rahmen einer Pressekonferenz verlautbaren, dass noch im Jahr 2010 Symbian-basierte Smartphones für unter 100 Euro auf den Markt kommen werden. Derzeit setzt vor allem Handy-Riese Nokia auf die Symbian-Plattform, wodurch das OS weltweit am weitesten verbreitet ist.
Internet, Kamera, MP3-Player - trotz der Kampfpreise müssen kaum Abstriche gemacht werden. Natürlich lösen die integrierten Kameras niedriger auf und der Touchscreen ist meistens auch etwas kleiner. Trotzdem bleiben auch die günstigen Geräte echte Alleskönner. Auch beim Design (siehe HTC Smart) halten die Modelle mit den teureren Smartphones mit.
Durchklicken: Die neuesten Smartphones des MWC
Billige Chips für günstige Smartphones
Der
Chiphersteller Infineon hatte zuvor in Barcelona einen neuen, günstigeren
Chipsatz für das Handy-Betriebssystem Android angekündigt, mit dem der Preis
für Smartphones auf weniger als 150 Dollar sinken könnte. Derzeit kosten die
Geräte häufig noch mehr als das Doppelte. Smartphones hatten 2009 einen
Anteil von rund 15 Prozent am gesamten Handy-Markt, bereits in diesem Jahr
dürfte jedes vierte verkaufte Mobiltelefon ein Smartphone sein. Die
Mobilfunk-Branche sucht nach neuen Geschäftsmodellen, um Geld mit dem Boom
mobiler Datendienste zu verdienen. Zugleich wollen Handy-Hersteller,
Software-Entwickler und Inhalte-Anbieter Teile der Umsätze haben.
Werbung soll Geschäft zusätzlich ankurbeln
Einer der
Hoffnungsträger der Branche ist Werbung auf mobilen Geräten, die auch an den
Aufenthaltsort der Nutzer angepasst werden kann. Der zum weltgrößten
Handy-Hersteller Nokia gehörende Anbieter digitaler Karten Navteq sagt sogar
eine Revolution der Werbung durch mobile Navigation voraus. Die Mischung aus
Werbung und der vom Handy oder Navigationsgerät ausgesandten
Standortinformation sei eine schlagkräftige Kombination, sagte
Navteq-Manager Christopher Rothey der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Für
die Handy-Nutzer werde Werbung damit zu einer nützlichen Dienstleistung.
Google hat Trend erkannt
Wie berichtet wird auch der
Suchmaschinengigant Google seine Dienste künftig immer häufiger zuerst
für Mobilfunkgeräte - und dann erst für Personal Computer
entwickeln. Google-Chef Eric Schmidt begründete diese Strategie in Barcelona
mit dem großen Volumen des Mobilfunkmarktes. Täglich würden allein 60.000
Geräte mit dem von Google geförderten Handybetriebssystem Android
ausgeliefert. Der Konzernchef trat Befürchtungen entgegen, Google dränge
sich immer mehr in die Wertschöpfungsketten der Mobilfunkprovider und
Telekommunikationsunternehmen. So sei das kürzlich angekündigte Projekt von
Google zur Erprobung von Hochgeschwindigkeitsnetzen für private Haushalte
ein "Feldversuch", mit dem man bestimmte Geschwindigkeitsgrenzen
durchbrechen möchte. "Google wird nicht in das Geschäft mit
Telekommunikations-Infrastruktur einsteigen."