Echter "Techie"

So tickt der neue Microsoft-Chef

04.02.2014

Als knallharter Geschäftsmann ist Satya Nadella bisher nicht aufgefallen.

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Wie berichtet, wird Satya Nadella der neue Chef von Microsoft und löst damit Steve Ballmer an der Spitze des Softwarekonzerns ab. Außerhalb des Unternehmens ist der 1967 in der indischen Großstadt Hyderabad geborene Manager bisher nur wenig in Erscheinung getreten. Dabei arbeitet Nadella seit 22 Jahren bei Microsoft und leitete zuletzt das für den Softwarekonzern enorm wichtige Cloud- und Unternehmens-Geschäft.

Bing und Office
Zuvor war Nadella maßgeblich an der Entwicklung der Suchmaschine Bing sowie des Bürosoftwarepakets Office beteiligt und hatte das Server-Geschäft zu verantworten. Bevor der heute 46 Jahre alte Branchenveteran 1992 zu Microsoft stieß, war der Elektroingenieur beim Silicon-Valley-Urgestein Sun Microsystems beschäftigt, das heute zu Oracle gehört.

>>>Nachlesen: Microsoft hat neuen Chef - Nadella folgt auf Ballmer

Gegenteil von Ballmer
Kaum ein Nachfolger könnte bei Microsoft kontrastreicher zum noch amtierenden Chef Steve Ballmer ausfallen, der für seine lauten und extrovertierten Auftritte bekannt ist. Nadella ist eher ein Mann der leisen und überlegten Töne. Bei Microsoft gelte Nadella als beliebter "Techie" und teamfähiger Manager, der etwas von der Technologie hinter dem Business verstehe, schreibt die "Financial Times". Als knallharter Geschäftsmann ist Nadella dagegen bisher nicht aufgefallen. Laut Medienberichten soll ihn deshalb Verwaltungsratsmitglied John Thompson im Dialog mit Investoren und Kunden unterstützen.

Ballmer hatte zuletzt verstärkt auf Verbraucher-Produkte wie das Windows Phone, die Spielekonsole Xbox One und die Surface-Tablets gesetzt. Microsoft-Gründer Bill Gates, seit Jahren die Graue Eminenz im Hintergrund, zieht sich aus dem Verwaltungsrat zurück. Damit eröffnet er Nadella als künftigem Konzernlenker große Gestaltungsspielräume.

Alles könnte digitalisiert werden
Niemand wisse heute, was tatsächlich technologisch in zehn Jahren möglich sei, betonte Nadella zuletzt in Paris auf der Konferenz LeWeb. Die Digitalisierung von nahezu allem sei auf gutem Weg. Er glaube, dass Daten und der vernünftige Umgang mit Daten die Zukunft prägen werden. Microsoft müsse sich jeden Tag neu erfinden. "Es würde uns nach 30 Jahren nicht mehr geben, wenn wir nicht in der Lage wären, neue Technologie-Wellen zu reiten."

Weiter auf Seite 2: Die Baustellen des neuen Microsoft-Chefs

Auf Nadella warten bei der Amtsübernahme zahlreiche Baustellen. Hier ein Überblick über seine wichtigsten Herausforderungen:

Microsoft muss aus Sicht vieler Investoren vor allem im Smartphone- und Tablet-Bereich die Kurve bekommen und endlich Erfolge vorweisen. Außerdem wird immer wieder gefordert, mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten.

Nadella sei die richtige Person, um Microsoft sicher in der Spur zu halten und die existierenden Stärken auszuspielen, sagt der Geschäftsführer der auf Technologiefirmen spezialisierten Investmentbank Rutberg & Co, Rajeev Chand. Im boomenden Segment mit Smartphones und Tablets, das vor allem von Apple und Samsung dominiert wird, fehle es Nadella aber an Erfahrung. Der Microsoft-Kassenschlager Windows dominiert zwar die alte Welt mit herkömmlichen Computern, hier läuft das Betriebssystem auf neun von zehn Geräten. Bei Smartphones sind es aber nur vier Prozent. Und bei Tablets wie dem iPad ist der Anteil sogar noch kleiner - Microsoft kam mit seiner Software einfach viel zu spät auf den Markt, ganz im Gegensatz zu Google, die mit Android omnipräsent sind.

"Ich würde ihm raten, sich den Bereich mit mobilen Geräten noch einmal genau anzuschauen", sagt Technologie-Analyst David Smith vom Marktforscher Gartner. Diese Meinung teilen viele Experten. "Microsoft muss auf jedem Gerät präsent sein", fordert Ted Schadler vom Analysehaus Forrester. Dafür müssten sie eigene Anwendungen entwickeln, sodass es dann beispielsweise auch Office-Programme fürs iPad gebe. Derzeit machten in diesem Bereich die Datendienst-Anbieter Dropbox oder Evernote vor, wie es funktionieren könne. "Es geht darum, überall zu sein." So müsse das Microsoft-Tablet - Surface genannt - attraktiver für Firmenkunden werden. Dafür gibt es aber trotz einiger Erfolgsmeldungen im Weihnachtsgeschäft noch keine wirklichen Anzeichen. Nadella müsse hier sofort die Strategie ändern, fordert Technologie-Experte Schadler.

Viele Analysten sehen die Zukunft Microsofts eher im Software-als im Hardware-Bereich. Trotzdem hatte der US-Konzern im vergangenen Sommer angekündigt, auch bei den Geräten stärker mitmischen zu wollen. Deswegen übernahmen die Amerikaner auch für 7,2 Mrd. Dollar (5,33 Mrd. Euro) den Handy-Pionier Nokia. Die Finnen haben aber gerade bei Smartphones den Anschluss verloren - und so sehen viele Aktionäre die Übernahme kritisch.
 

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