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Nächste Runde im Fight Google vs. China
14.01.2010
Yahoo! unterstützt Google, China dementiert Vorwürfe und beharrt auf Zensur.
Unglaublich aber wahr: Der aktuelle Streit zwischen dem Internet-Riesen Google und China führt nun dazu, dass der zweitgrößte Suchmaschinenanbieter Yahoo! seinen Erzrivalen unterstützt.
So steht das Unternehmen seinem Konkurrrenten bei dessen Kritik an Hackerangriffen in China zur Seite. Die Angriffe auf das Unternehmen seien zutiefst beunruhigend, kritisierte Yahoo! am Mittwoch (Ortszeit) und unterstützte damit den US-Rivalen, der einen Rückzug vom chinesischen Markt in Erwägung zieht. Übergriffe auf die Privatsphäre der Internetnutzer seien etwas, dem man sich widersetzen müsse.
Prominente Unterstützung
Google
will in China, wo es die Internetseite Google.cn in chinesischer Sprache
betreibt, wie berichtet Zensur sowie Hackerangriffe nicht länger hinnehmen.
Unterstützung hat der Konzern für seine Haltung bereits von US-Präsident
Barack Obama sowie Außenministerin Hillary Clinton erhalten. Obama bestehe
darauf, dass auch in China das Recht auf Freiheit im Internet gelte, sagte
der Präsidialamtssprecher Robert Gibbs. Google habe Obama noch vor der
Ankündigung von dem möglichen Rückzug aus der Volksrepublik informiert.
China beharrt jedoch weiter auf Zensur im Internet
China pocht
auf seine Zensur im Internet und hat die Medienunternehmen zur
Zusammenarbeit mit dem Staat aufgefordert. Pornografie, Hacker-Angriffe und
Online-Betrug seien die größten Gefahren im Internet, erklärte
Regierungssprecher Wang Chen am Donnerstag in Peking.
China sieht Gefahren im Internet
Wang erklärte, die
Internet-Medien hätten eine große Verantwortung, mit der Regierung
zusammenzuarbeiten. Diese wiederum müsse eine Rolle in der
Meinungsführerschaft im Internet spielen. Gerüchte und Falschinformationen
im Internet stellten eine Bedrohung für die Gesellschaft dar, fügte er
hinzu. Wang vermied es zwar, Google namentlich zu erwähnen. Seine Äußerungen
waren jedoch die erste Reaktion der chinesischen Regierung in dem Disput, in
den sich US-Außenministerin Hillary Clinton eingeschaltet und eine Erklärung
für die Angriffe verlangt hatte.
Google reagierte auf Angriffe
Die kommunistische
Regierung in Peking filtert den Zugang zu ausländischen Internet-Seiten und
verlangt eine Selbstzensur bei Themen wie Tibet. Dieser Zensur will sich
Google nicht länger beugen. Nach der Aufdeckung des Hacker-Angriffs aus
China erhöht Google die Sicherheit seines E-Mail-Dienstes. Alle Daten der
Google-Webmail werden ab sofort automatisch verschlüsselt. Bisher galt dies
lediglich für die Anmeldung bei dem Dienst mit Nutzername und Passwort.
Die Änderung ist erkennbar an einer neuen Adresse für den Webmail-Dienst. Bei der Angabe zum Dateiübertragungsprotokoll zu Beginn der Internet-Adresse heißt es jetzt nicht mehr "http", sondern "https" - dies steht für "Hypertext Transfer Protocol Secure". Gegenüber dem Standardprotokoll enthält HTTPS eine zusätzliche Schicht zur Verschlüsselung der Datenpakete. Bisher hatte Google auf diese Sicherung verzichtet, weil es dabei zu einer langsameren Datenübertragung kommen kann.
Hacker-Angriff zielte auf wichtige Codes mehrerer Firmen
Der
massive Hacker-Angriff aus China hat auf 33 weitere amerikanische Firmen
gezielt. Unter ihnen seien Finanzfirmen und mindestens ein größeres
Unternehmen in der Rüstungsindustrie gewesen, berichtete das US-Magazin "Wired"
am Donnerstag. Wie berichtet hätten es die Angreifer unter anderem auf
wichtige Quellcodes von Programmen abgesehen gehabt.
Die Hacker-Attacke im Dezember zeige deutliche Ähnlichkeit mit einem ähnlichen Versuch im Sommer 2009, durch eine Sicherheitslücke in dem Programm Adobe Reader wichtige Computerdaten von rund 100 amerikanische Technologiefirmen zu stehlen. Das berichteten das Magazin "Wired" und der US-Fachdienst "CNET" unter Berufung auf Eli Jellenc, den Chef der Internetsicherheitsfirma VeriSign iDefense.
Peking weist Vorwürfe von Inzurück
Die
chinesische Regierung hat Kritik an ihrer Internet-Politik zurückgewiesen.
Das Internet sei in China offen für jeden, sagte eine Sprecherin des
Außenministeriums am Donnerstag. Peking unterstütze die Entwicklung dieser
Technologie und begrüße die Beteiligung ausländischer Firmen daran "im
Rahmen unseres Rechts". "Wir sind gegen Hacker-Angriffe",
betonte die Sprecherin. Klagen gegen Angriffe dieser Art würden von den
Behörden gemäß der Gesetze behandelt.
Bei dem aktuellen Angriff im Dezember (auf Google und andere) hätten die schädlichen Programme in den infizierten Computern ihre Instruktionen von ganz ähnlichen Serveradressen bekommen wie im Juli, berichtete iDefense, das Kunden unter den angegriffenen Firmen hat und widerspricht somit der offiziellen chinesischen Sichtweise. Hinter früheren Hacker-Attacken steckten Gruppen, "die entweder direkt vom chinesischen Staat angestellt oder Amateur-Hacker sind (...) und schon früher US-Firmen angegriffen haben", sagte Jellenc von iDefense.
Auch Adobe betroffen
Das US-Softwareunternehmen Adobe war
nach eigenen Angaben ebenfalls Ziel eines Hacker-Angriffs. Ob es sich
ebenfalls um eine Cyber-Attacke aus China handelte, wurde zunächst nicht
bekannt. Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, wird wegen der zeitlichen
Nähe aber ein Zusammenhang mit den Vorfällen bei Google vermutet.
Die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) erklärte, Chinas Regierung setze "massive finanzielle und personelle Ressourcen ein, um das Internet zu zensieren und Internetnutzer zu jagen und zu bestrafen, die Ansichten vertreten, mit denen die chinesische Kommunistische Partei nicht einverstanden ist". Vor vier Jahren hatte Google beim Start seiner chinesischen Suchmaschine massive Kritik einstecken müssen, weil es sich - wie andere Internet-Unternehmen - bereiterklärt hatte, seine Ergebnisse selbst zu filtern. Suchergebnisse zu politisch heiklen Themen wie die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 werden gefiltert. China gilt mit rund 340 Millionen Nutzern als wichtiger Zukunftsmarkt, auch im Kerngeschäft von Google, der Internet-Werbung.
Google stimmte beim Start der Zensur zu
Die chinesischen
Behörden weiten die Internet-Zensur kontinuierlich aus. Google hatte eine
chinesische Website gestartet, die sich an die Zensurbestimmungen des
Regimes hielt, und ist an der chinesischen Suchmaschine Baidu beteiligt. Um
die Genehmigung für eine chinesische Website mit der Adresse ".cn",
zu erhalten, verpflichtete sich Google, für diesen Dienst Adressen aus
seiner Datenbank zu entfernen, die von der kommunistischen Führung als
anstößig betrachtet werden.
Mehr Verhaftungen
Einen rasanten Anstieg der Festnahmen
von Cyber-Dissidenten in China hatte die Menschenrechts-und
Gefangenenhilfe-Organisation Amnesty International verzeichnet. Die
Inhaftierungen erfolgen laut AI-Bericht überwiegend wegen "Subversion"
oder "Gefährdung der Staatssicherheit".