Runde Smartwatch
Neue LG G Watch R im oe24.at-Test
01.12.2014
Gadget fürs Handgelenk zeigt, wie schnell sich die Technik entwickelt hat.
Mit der neuen G Watch R hat LG neben Motorola (Moto 360) die bisher einzige Smartwatch im Handel, die mit einem runden Display ausgestattet ist. Wir konnten das Multifunktionsgerät fürs Handgelenk in den vergangenen beiden Wochen ausgiebig testen. Wie sich die G Watch R dabei geschlagen hat, lesen Sie in den folgenden Absätzen.
Erster Eindruck
Wer die Smartwatch zum ersten Mal in den Händen hält, wird positiv überrascht sein. Aufgrund ihrer klassischen Rundform könnte man sie fast mit einem herkömmlichen Zeitmesser verwechseln. Zudem ist sie sehr leicht und sauber verarbeitet. Es ist schon beeindruckend, wie viel Technik in einem so kleinen Gehäuse stecken kann. Letzteres ist übrigens aus rostfreiem Edelstahl gefertigt sowie wasser- und staubgeschützt (IP67-Standard - bis zu 30 Minuten in einem Meter Tiefe wasserdicht). Ein weiterer Vorteil ist, dass die G Watch R mit herkömmlichen 22 Millimeter-Armbänder kompatibel ist. Serienmäßig wird sie mit einem Lederarmband ausgeliefert. Dieses wirkte an den ersten beiden Tagen ziemlich starr und nicht allzu bequem. Danach wurde das Band aber immer flexibler und schmiegte sich so auch besser ans Handgelenk. Am Tragekomfort gab es dann jedenfalls nichts mehr auszusetzen. Außerdem kann man das Design der Uhr an seine Vorlieben anpassen. Neben den 10 vorinstallierten Watchfaces, die von klassisch bis spacig alles bieten, können im Play Store hunderte weitere Anzeigemöglichkeiten heruntergeladen werden. So kann man quasi jeden Tag eine „andere“ Uhr tragen.
Ausstattung und Inbetriebnahme
In Sachen Ausstattung setzt die G Watch auf ein 1,3 Zoll P-OLED Display (320 x 320 Px) sowie einen Qualcomm Snapdragon 400 Prozessor, der mit 1.2 GHz getaktet ist. 512 MB RAM und 4 GB Flash-Speicher sind ebenfalls mit an Bord, die Leistung dafür stammt aus einem 410mAh Akku. Die Aktivierung funktioniert simpel. Man muss die G Watch R nur - über den seitlichen Knopf - einschalten und am Android-Smartphone (alle Modelle ab Android 4.3) Bluetooth aktivieren. [Zur Info: In unserem Test wurde die G Watch R mit einem Nexus 5 kombiniert, auf dem bereits Android 5.0 "Lollipop" installiert war. Obwohl das Betriebssystem noch ziemlich neu ist, gab es keinerlei Probleme. Auch alle gängigen Apps funktionierten waren bereits verfügbar.] Damit man loslegen kann, muss man sich die Android Wear-Software aus dem Google Play Store herunterladen. Danach kann man das Handy via Bluetooth mit der Uhr koppeln. Zahlreiche Funktionen sind bereits vorinstalliert. Darüber hinaus stehen noch viele weitere praktische Android-Wear-Apps zur Verfügung. Hier ist für jeden Geschmack etwas mit dabei. Die Auswahl reicht von Fernbedienungsfunktionen, über Fitness- und E-Mail-Apps bis hin zu News-Anwendungen, die beispielsweise Fußball-Ergebnisse aller großen Ligen anzeigen.
Nutzung im Alltag
Die wichtigste Funktion der G Watch R ist wie bei allen Android-Wear-Geräten die Sprachsteuerung. Diese aktiviert man, in dem man zweimal auf das kleine Display tippt, oder zur Uhr „OK Google“ sagt. Danach kann man via Sprachbefehl so gut wie alles steuern. Fragt man nach dem Geburtsort von Mozart, wird dieser in kürzester Zeit auf der G Watch angezeigt. Gleiches passiert, wenn man beispielsweise die Route zum Stephansplatz sehen will. Dann berechnet das Smartphone den kürzesten Weg vom aktuellen Standort. Auf der Uhr wird man dann direkt dorthin gelotst. Gleichzeitig wird die Google-Maps-App auch am Smartphone geöffnet. Praktisch: Immer wenn man abbiegen muss, vibriert die Smartwatch kurz. Darüber hinaus beantwortet die Uhr Fragen nach dem Wetter, den Ergebnissen des letzen Ski-Rennens, etc. und hilft bei der Suche nach einem Restaurant. Alternativ kann man die G Watch R auch per Fingertipp steuern. Das Menü wird geöffnet, in dem man von unten nach oben wischt. Hier werden dann die Funktionen (Pulsmesser, E-Mail, SMS, Einstellungen, etc.) in einer scrollbaren Liste angezeigt.
Natürlich kann man mit der G Watch auch Anrufe annehmen, SMS lesen, E-Mails ansehen oder WhatsApp-Nachrichten lesen. Kommt eine Nachricht, vibriert sie kurz, bei einem Anruf länger. Man kann die Vibrationsfunktion aber auch komplett deaktivieren. Bei WhatsApp gibt es beispielsweise vorgefertigte Standard-Antworten wie „danke“, „super“, „lol“ oder einige Smileys. Wenn diese reichen, braucht man nur darauf zu tippen, und schon wird die Antwort direkt von der G Watch R an den Empfänger gesendet. Per Spracheingabe lassen sich auch SMS oder E-Mails diktieren. Außerdem werden auch Dinge wie Freundschaftsanfragen von Facebook angezeigt. Will man eine E-Mail am größeren Smartphone lesen, lässt sich diese über die Uhr automatisch dort öffnen. Zudem kann man die G Watch R als Auslöser für die Smartphone-Kamera, oder zur Steuerung des Musik-Players verwenden. Darüber hinaus legt LG – wie viele andere Hersteller auch – den Fokus auf Fitness- und Gesundheitsdienste. So ist beispielsweise ein Schrittzähler integriert. Absolutes Highlight hierbei ist jedoch der Pulsmesser, der sich auf der Rückseite der Uhr befindet. Wir haben dessen Ergebnisse mehrmals mit einem hochwertigen Blutdruckgerät verglichen und sind immer zum identischen Ergebnis gekommen. Er funktioniert also äußerst präzise. Wer die heimische Erfolgs-Fitness-Anwendung Runtastic auf seinem Smartphone installiert hat, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Alle wichtigen Infos der App (Zeit; Kalorienverbrauch, Distanz, etc.) werden direkt auf der G Watch angezeigt. Zudem kann eine neue Session direkt über die Uhr gestartet werden, ohne dass man dafür das Smartphone aus der Hosentasche nehmen muss.
Akku
Im Vergleich zur eckigen G Watch
hat LG beim Akku einen großen Sprung nach vorne gemacht. Hier macht sich der neue Stromsparmodus positiv bemerkbar. Die Laufleistung wurde deutlich verbessert, hängt aber auch stark vom Anwendungsbereich ab. Wer nur E-Mails-, SMS-, WhatsApp-Nachrichten, etc. liest und beantwortet, Anrufe annimmt oder die Uhr gelegentlich zur Google-Suche verwendet, muss sie „nur“ alle zwei bis drei Tage aufladen. Funktionen wie Navigation oder Fitness-Anwendungen erweisen sich hingegen als deutlich energiehungriger. Da kann es dann schon passieren, dass die Uhr am Abend leer ist, auch wenn sie am selben Tag über Nacht geladen wurde.
Was gab es zu bemängeln?
Viel Negatives ist uns nicht aufgefallen. Das Aufladen ist aufgrund des benötigen Docking-Sockels etwas umständlich. Da die Uhr keinen eigenen MicroUSB-Anschluss hat, muss man sie nämlich auf eine runde Plattform legen, um sie aufzuladen. Diese ist dafür aber leicht und bietet dank integriertem Magneten einen festen Halt. Sie muss aber stets mit dabei sein, wenn der Akku leer ist. Positiv: Eine Vollladung dauert nicht einmal eine Stunde. Zudem hat sich die G Watch R während des Tests einige Male nicht automatisch mit dem Smartphone verbunden. In diesem Fall muss man die Android-Wear-App am Handy neu öffnen. Dann ist das Problem beseitigt. Ab und zu kam es auch vor, dass die Uhr neue WahtsApp-Nachrichten oder SMS nicht anzeigte, obwohl das Smartphone unmittelbar daneben lag. Das kam aber glücklicherweise nur äußerst selten vor. Gleiches gilt übrigens für die Navigationsfunktion. Hier kam es manchmal dazu, dass man das Ziel per Spracheingabe zwar gefunden hat und sich die Navi-App am Smartphone (inklusive den Sprachbefehlen) auch öffnete, am Display der Uhr passierte hingegen nichts. Da war nur das gewählte Ziffernblatt anstatt der Navigationshinweise zu sehen. Diese kleinen Bugs könnten aber auch mit Android 5.0 Lollipop zusammenhängen. Denn dieses sorgt auch am Smartphone für das ein oder andere Problemchen. Diese sollten durch ein kommendes Update aber aus der Welt geschaffen werden. Und dass Android Wear nur Android-Smartphones unterstützt, ist aus der Sicht von Google zwar verständlich, doch wer ein iPhone oder ein Windows Phone besitzt, schaut durch die Röhre.
Voraussetzung
Wer sich eine Smartwatch zulegt, muss sich natürlich darüber bewusst sein, dass die Android-Wear-Geräte nur dann im vollen Umfang funktionieren, wenn sie an ein Smartphone gekoppelt sind. Ohne diese Verbindung können sie relativ wenig. Das gilt auch für die G Watch R. Von einem reinen Smartphone-Display am Handgelenk zu reden, würde ihr aber nicht gerecht. Denn viele Funktionen sind wirklich nützlich. Uns fehlt das Gerät jedenfalls schon jetzt.
Fazit
Mit der G Watch R hat LG ein Wearable im Programm, das nicht nur gut aussieht, hochwertig verarbeitet ist und zahlreiche Funktionen bietet, sondern auch zeigt, wie groß die Fortschritte in diesem Bereich in den letzten Jahren bzw. Monaten waren. Vor rund einem Jahr konnte man den Kauf einer Smartwatch noch nicht so richtig empfehlen, mittlerweile bieten sie aber viele Funktionen, die richtig praktisch sind. Und fast täglich kommen neue Anwendungen hinzu. Hier muss man auch Google ein Lob aussprechen, dessen Entwickler sich vor der Veröffentlichung von Android Wear wirklich lange und intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Die UVP der G Watch R liegt bei 299 Euro. Im Internet und bei diversen Fachhändlern ist sie aber bereits für 260 Euro zu haben. Angesichts der gebotenen Leistung ist das ein fairer Preis. Sollte sie unter dem Christbaum liegen, dürften sich wohl nicht nur Technik-Freaks bzw. –Vorreiter darüber freuen.
Trailer der LG G Watch R