Jetzt greifen die traditionellen Uhrenhersteller Apple und Co. frontal an.
Die traditionellen Uhren-Hersteller wagen sich nach anfänglicher Zurückhaltung nun doch tiefer ins Smartwatch-Geschäft vor. Zur wichtigsten Branchenmesse Baselworld (23. bis 30. März) präsentiert auch die Edel-Marke Montblanc ihre erste Computer-Uhr, von TAG Heuer gibt es die zweite Generation seines Modells Connected (Modular 45, Bild oben) und der Gigant Swatch mit Marken wie Tissot will sogar eine eigene Technologie-Plattform als Gegengewicht zu Apple und Google entwickeln. Vor allem die Schweizer Hersteller hoffen vor dem Hintergrund eines fortlaufenden Geschäftsrückgangs, so jüngere Kunden zu gewinnen, die sonst vielleicht gar keine Uhr mehr tragen würden.
Montblanc Summit
Montblanc setzt bei seiner edel anmutenden Summit auf Android Wear 2.0 . Technisches Highlight der Smartwatch ist vor allem das 1.4 Zoll große AMOLED Display (400 x 400 Px), über dem weltweit erstmals ein gebogenes Saphirglas liegt. Die Smartwatch weist einen Durchmesser von 46 mm auf, ist 12,5 mm hoch und setzt auf edle Materialien wie rostfreien Stahl und Titanium mit Satinfinish. Features wie WLAN, Pulsmesser, Barometer, 4 GB Speicher, 300 mAh Akku und ein Mikrofon sind ebenfalls mit an Bord. Wichtige Elemente wie GPS und NFC fehlen aber. Die Montblanc Summit soll im Sommer zum Preis ab 890 Euro in den Handel kommen.
Tag Heuer Connected Modular 45
Die zweite Generation der Tag Heuer Connected setzt auf Android Wear 2.0 und kann sich ebenfalls sehen lassen. Absolutes Highlight ist der modulare Aufbau, dank dem sich der Look der Smartwatch vielfältig ändern lässt. Darüber hinaus ist bei dem Wearable nun endlich auch ein GPS-Modul mit an Bord. Damit eignet es sich auch dann für Sportanwendungen, wenn das Smartphone zuhause bleibt. Die ebenfalls sehr hochwertige Uhr ist mit 45 mm Durchmesser und einer Höhe von knapp 14 mm eher für männliche Handgelenke konzipiert. Das Gewicht fällt mit 62 Gramm äußerst gering aus. Features wie OLED-Touchscreen (400 x 400 Px), NFC, Bluetooth, WLAN, Mikrofon, 4 GB Speicher und 410 mAh Akku runden die Ausstattung ab. Ein Pulsmesser ist leider nicht mit an Bord. Dafür ist die Smartwatch bis zu 50 Meter wasserdicht. Tag Heuer verlangt für die Connected Modular 45 mindestens rund 1.570 Euro.
Uhrenindustrie musste reagieren
Knapp zwei Jahre nach dem Start der Apple Watch , die aus dem Stand zum Marktführer wurde und es auch bleibt, ist klar: Die Computer-Uhren schafften es zwar nicht, "das nächste große Ding" nach dem Smartphone zu werden. Aber sie werden nicht mehr weggehen.Nach Schätzungen des Marktforschers IDC wurden im vergangenen Jahr gut 49 Millionen smarte Uhren verkauft. Bis 2021 rechnen die Experten mit einem Anstieg auf über 150 Millionen Geräte. Die Berechnungen sind schwierig: Von den Unternehmen selber gibt es bestenfalls vage Hinweise auf Absatzzahlen.
Zudem schwanken auch die Schätzungen allein schon wegen der Definition, was eine Smartwatch ist. Geht es wie beim Smartphone darum, dass auf ihr Apps laufen können? Oder zählt schon, wenn sie Schrittzähler und andere Chips integriert hat? So kam ein weiterer IT-Marktforscher, Strategy Analytics, für das vergangene Jahr auf die deutlich geringere Absatzzahl von rund 21 Millionen Smartwatches - mit einem Marktanteil von 55 Prozent für Apple. Vor allem mit der zweiten Version der Apple Watch, die stärker auf Fitness und Sport ausgerichtet wurde, zogen die Verkäufe im Weihnachtsgeschäft an.
Preis ist größte Herausforderung
Für die traditionellen Hersteller sind Computer-Uhren eine Herausforderung allein schon wegen einer Besonderheit ihres Geschäfts: Den absoluten Großteil der verkauften Uhren machen günstige Modelle aus. Der Löwenanteil des Geldes wird aber mit den wenigen teuren Luxus-Uhren verdient. Alles, was in diesen Hochpreis-Bereich schneidet, trifft die Hersteller direkt ins Mark.
Die Zahlen sprechen für sich: Von den im vergangenen Jahr exportierten 25,4 Millionen Schweizer Uhren kosteten knapp zwei Drittel weniger als 200 Franken. Aber bei den Erlösen war das Bild genau umgekehrt: Fast zwei Drittel der Erlöse von insgesamt 18,2 Mrd. Franken (17 Mrd. Euro) wurden mit den nur 1,4 Millionen Uhren gemacht, die über 3.000 Franken kosteten.
So war die Erleichterung in der Schweizer Industrie kaum zu überhören, als Apple mit seiner über 10.000 Euro teuren goldenen Luxus-Version der Watch grandios scheiterte und sie nach gut einem Jahr leise vom Markt nahm. Doch der vergebliche Vorstoß von Apple in das Highend-Segment kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den Uhrenherstellern gerade nicht rund läuft. Eine Erhöhung der Luxus-Steuer in China, weniger kauffreudige Touristen in europäischen Metropolen und der starke Franken ließen die Erlöse der Schweizer Hersteller im vergangenen Jahr um fast 10 Prozent fallen.