Gelungenes Flaggschiff

Neuer Blackberry Z10 überzeugt in Tests

31.01.2013


Smartphone-Neuling kann mit iPhone und Co. durchaus mithalten.

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Am Mittwoch hat Blackberry (BB) mit der Vorstellung seines neuen Betriebssystems BB10 und den neuen Smartphones Z10 und Q10 seine große Aufholjagd gestartet . Bei der Präsentation machten die neue Software und das neue Smartphone-Flaggschiff Z10 einen guten Eindruck. Und diese positive Einschätzung wird nun auch von ersten Kurztests bekräftigt. Einige Tech-Journalisten konnten die neuen Geräte nämlich gleich im Anschluss an die Präsentation testen. Wir haben einige ihrer Eindrücke zusammengefasst.

Eindruck und Display
Beim Design kann der bzw. das Z10 schon einmal punkten. Er erinnert stark an das iPhone 5. Dies liegt vor allem an der vergleichbaren Größe und den abgerundeten Ecken. Dank diesen liege das Smartphone auch hervorragend in der Hand. Das 4,2-Zoll-Display bietet eine Auflösung von 1280 x 768 Px. Damit erreicht es eine Pixeldichte von 356 ppi und übertrumpft sogar knapp den Retina-Bildschirm des iPhone. Farben werden laut diversen Testberichten klar und satt dargestellt. Auch der Kontrast konnte die meisten Tester überzeugen. Zudem würden selbst kleine Schriften extrem scharf dargestellt. Hier kann Blackberry also mit seinen Konkurrenten mithalten.

Diashow von der Blackberry-Präsentation am 30. Jänner 2013

Performance
Beim Antrieb setzen die Kanadier auf einen Dual-Core-Prozessor (OMAP 4470; Cortex A9-Architektur), der mit 1,5 GHz getaktet ist. Wichtiger erscheinen jedoch die 2 GB RAM zu sein. Der große Arbeitsspeicher soll dafür sorgen, dass mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen können. Einige Tester probierten ziemlich anspruchsvolle Spiele aus. Hier gab es kein Ruckeln und Warten. Auch das Laden von Webseiten oder Videos soll problemlos und sehr schnell funktionieren. Dazu muss jedoch gesagt sein, dass der Z10 bei den Tests im WLAN-Netz betrieben wurde. Die schnelle Reaktionszeit des Displays habe ebenfalls einen positiven Eindruck hinterlassen. Einige Konkurrenten bieten zwar schon Quadcore-Prozessoren an, und Samsung verbaut beim kommenden Galaxy S4 überhaupt einen 8-Kern-Prozessor, dennoch scheint die Rechenleistung des neuen Blackberry-Smartphones locker auszureichen. Neue Maßstäbe setzt es jedoch nicht. Der interne 16 GB-Speicher kann über microSD-Karten erweitert werden. Mit seinem NFC-Chip kann das Z10 gegenüber dem iPhone 5 sogar punkten. Bei vielen Android-Smartphones ist ein solcher Chip aber ebenfalls bereits Standard.

Kamera
Die Kamera zählte immer zu den Schwachpunkten der Blackberry-Handys. Hier bestand also großer Nachholbedarf. Beim Z10 ist auf der Rückseite eine 8 MP-Kamera verbaut. Diese liefert auch eine gute Bildqualität. Selbst bei eher schlechten Lichtverhältnissen seien die Fotos brauchbar. Wie sich die Kamera bei Outdoor-Videos schlägt, kann erst ein längerer Test klären. Dafür scheint die Frontkamera (2 MP, HD-Videos) gut zu funktionieren. Das zeigte sich bereits bei einem Testanruf während der Präsentation.

Software
Herzstück der neuen Smartphones ist das von Grund auf neu entwickelte Betriebssystem BlackBerry 10. Auf dieses ist die Firma besonders stolz. Und tatsächlich scheint den Entwicklern ein großer Wurf gelungen zu sein. Hier steckt offenbar das Beste aus iOS , Android und Windows Phone unter einem Hut. Zusätzlich gibt es mehrere Alleinstellungsmerkmale. Am wichtigsten ist dabei die perfekte Trennung von privaten und geschäftlichen Daten. Hier habe Blackberry laut "heise.de" die Konkurrenten klar überholt. Die Trennung funktioniere aber nur, wenn die eigene Firma einen "BlackBerry Enterprise Service 10" einsetze und die SIM-Karten entsprechend provisionieren lasse. Der Chef muss also mitspielen.

Ein weiteres Highlight ist die virtuelle Tastatur. Hier haben sich die Entwickler einige Neuheiten einfallen lassen, die sich in der Praxis äußerst positiv bemerkbar machen. So heißt es in diversen Testberichten etwa, dass Blackberry hierbei klar die Maßstäbe setze. "Noch nie war es so leicht, Texte über ein Touchsreen-Handy zu verfassen". Die normale Bedienung erfolgt über Wischgesten vom Rand des Bildschirms. Wenn man von oben nach unten zieht, öffnet sich beispielsweise das Menü. Wischt man von unten nach oben, wird die aktuell verwendete Anwendung etwas verkleinert und es erscheint eine Liste, in der alle gestarteten Apps angezeigt werden.

Generell gefällt BB10 mit einem flüssigen und stabilen Lauf, mit schön designten Icons, einer intuitiven Menüführung sowie einigen integrierten Anwendungen. Einige Tester waren vor allem von den Möglichkeiten der Foto- und Video-App sichtlich angetan. Schneiden, das Hinzufügen von Texten oder die Bearbeitung durch Filter funktioniere nahezu perfekt. Darüber hinaus kann auch die neue Nachrichtenzentrale, in der SMS, Facebook-Nachrichten, E-Mails und Spielemeldungen gebündelt und übersichtlich dargestellt werden, überzeugen. Eine solche Funktion bieten aber auch die Konkurrenten.

Bei den Apps besteht noch Nachholbedarf. Aktuell stehen in der "Blackberry World" rund 70.000 Anwendungen zur Verfügung. Bei iOS und Android sind es über 700.000! Mit der Kooperation mit großen Film- und Musik-Labels scheinen die richtigen Schritte aber bereits gesetzt zu sein.

Fazit
BB10 und der Blackberry Z10 konnten den Großteil der Tester überzeugen. Einige - darunter auch heise.de - gehen sogar noch weiter. Laut deren Urteil müsse sich Blackberry von keinem aktuellen Konkurrenten mehr verstecken. Mit den meisten liege das Unternehmen nun zumindest auf Augenhöhe, viele habe es sogar klar überholt. Leider hängt das wichtigste Alleinstellungsmerkmal aber auch stark vom Arbeitgeber ab. Nur wenn dieser mitspielt, funktioniert die Trennung von Beruf und Privatem.

Zudem ist schwer abzusehen, wie Privatanwender auf das neue, durchaus gelungene Angebot reagieren. Viele werden wohl allein aus Bequemlichkeit nicht umsteigen. Wer sich schon zahlreiche Android- oder iOS-Apps gekauft hat, wird wohl kaum auf zu einem neuen Ökosystem wechseln, bei dem er sich die Anwendungen erneut kaufen muss. Zudem hat Blackberry auch bei seinem Appstore noch Nachholbedarf. Dies soll das gelungene Comeback aber in keiner Weise schlecht machen. Blackberry hat die richtigen Weichen gestellt. Nun müssen nur noch die Kunden mitspielen.

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